Ins Auge gefasst hat die Studie von 2008 bis 2011 die Sprachkompetenz der ladinischen Schüler dreier Altersstufen: der fünften Grundschulklasse, der dritten Mittelschulklasse und der Maturaklasse. Zuletzt wurden die Maturaklassen untersucht: Dabei wurden die Schreibkompetenzen in Ladinisch, Deutsch und Italienisch von Schülern der Fachoberschulen für Wirtschaft „Raetia“ St. Ulrich und Stern in Abtei mit jenen mit italienischer („Cesare Battisti“) und deutscher Unterrichtssprache („Heinrich Kunter“) in Bozen verglichen. „Wir haben nicht alle Kompetenzen untersucht, nicht den ganzen Gesundheits-Check gemacht“, unterstrich Prof. Rita Franceschini, Direktorin des Kompetenzzentrums Sprache der Freien Universität Bozen, am Donnerstag bei der Präsentation der Daten. Untersucht wurde besonders die Schreibkompetenz. 20 Aufsätze pro Schule zum Thema „Wunderwelt Technik!“ wurden unter die Lupe genommen. Sprachkompetenz in Maturaklassen ziemlich homogenDrei Kriterien standen bei der Untersuchung im Mittelpunkt: Die Flüssigkeit des Schreibens (gemessen an der Anzahl der Wörter pro Satz), die grammatikalische Komplexität (gemessen an den Nebensätzen pro Satz) und der Wortschatzreichtum (gemessen am Gebrauch unterschiedlicher Verben).„Die Frage war: Erreichen die ladinischen Schüler dieselbe Sprachkompetenz wie Gleichaltrige aus dem deutschen und italienischen Schulsystem in ihrer Erstsprache?“, so Prof. Franceschini. Laut Studie reichen die Sprachkompetenzen der ladinischen Maturanten an jene der deutsch- und italienischsprachigen – wenn auch mit einigen Ausnahmen – heran. Sie seien ziemlich homogen, erklärte Prof. Franceschini gemeinsam mit Pasquale Della Rosa, Mitarbeiter der Universität Vita-Salute San Raffaele in Mailand.Anhand des Sprach-Monitorings, bei dem drei Schulstufen untersucht wurden, ließ sich erkennen, dass die Schüler diese Homogenität allerdings erst in der Maturaklasse erreichen: Werden in der 5. Klasse einige Werte der Muttersprachenklassen bereits erreicht, gibt es in der dritten Mittelschulklasse eine Abwärtsbewegung.„Erst zum Abschluss der Schullaufbahn, in der Maturaklasse, gleichen sich die Kompetenzen an“, so Franceschini. Es gebe einen „sehr positiven Anstieg der Sprachkompetenz“.Das Ziel einer dreisprachigen, schriftlichen Sprachkompetenz am Ende der obligatorischen Schulzeit könne erreicht werden. „Ladinische Muttersprache gerät nicht unter Druck“Befürchtungen, die Muttersprache gerate neben dem Deutschen und Italienischen unter Druck, könnten nicht bestätigt werden – im Gegenteil.„Sie gerät nicht unter Druck, sondern entwickelt sich weiter“, so Franceschini. Ladinisch bleibe die dominante Sprache, allerdings lasse sich erkennen, dass die Schüler dem Deutschen im sozio-linguistischen Kontext mehr Gewicht als dem Italienischen verleihen. „Deutsch ist die Sprache, die gewinnt.“Weitere Evaluationen geplantEine solche Untersuchung soll nun auch anhand der englischen Sprachkompetenz an ladinischen Schulen durchgeführt werden.„Dieses Sprach-Monitoring ist ideal, um die Entwicklung einer Sprache zu beobachten“, so Franceschini. Angedacht sei, dass sich auch die deutsche Schule einer solchen Untersuchung unterziehe. ba