Jedes Jahr veröffentlicht die EUDA, die Drogenagentur der Europäischen Union, einen Bericht, im vergangenen Jahr wurden dafür die Abwässer von 135 Städten und Regionen in Europa untersucht, darunter jene der Kläranlage Bozen. Die Analysewerte zeigen für 2024 einen deutlichen Anstieg des Konsums von Methamphetamine, Amphetamin und MDMA, sogenannte synthetische Drogen. Rückgängig war hingegen der Konsum von Cannabis und Kokain. Neben den genannten Drogen wurde auch der Genuss von Alkohol und Nikotin analysiert. Der Pro-Kopf-Konsum der Suchtmittel scheint in Südtirol niedriger als in Österreich zu sein. <h3> Wo Party gemacht wird, wird oft auch gekifft</h3>Der Genuss von Rauschmitteln ist hierzulande laut Dr. Bettina Meraner, geschäftsführende Primarin des Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen, besonders in der Partyszene verbreitet, etwa bei Festen oder in Nachtclubs und hauptsächlich am Wochenende. Das bestätigen die Zahlen des Abwassermonitorings: MDMA wurde im Vorjahr beispielsweise am häufigsten laut dem Monitoring am Samstag konsumiert (14,8 Milligramm je 1000 Personen). <BR /><BR /><embed id="dtext86-69066126_quote" /><BR /><BR />„Der Konsum von Rauschmitteln hält weiter an“, sagt Dr. Meraner. Während der Corona-Pandemie ging es vielen Menschen schlecht. Die Stimmung war gereizt, die Menschen waren ungeduldiger.“ Sie geht aber davon aus, dass sich die Lage langsam wieder stabilisiert. Das spiegeln auch die Daten der Drogenagentur der EU wider: So wurden 2020 in den Abwässern 333,1 Milligramm Kokain je 1000 Personen nachgewiesen, 2022 366,8 Milligramm, 2023 447,2 Milligramm und 2024 415 Milligramm. Ähnlich verhält es sich mit Cannabis. 2023 wurde in Bozen ein Spitzenwert von 57,7 Milligramm je 1000 Personen verzeichnet, 2024 sank er leicht auf 52,7 Milligramm. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69066180_quote" /><BR /><BR />„Der Konsum folgt immer auch dem Angebot. Wenn es groß ist, sinkt der Preis, und die Substanz wird für mehr Menschen zugänglich. Dieses Phänomen beobachtet man derzeit z. B. bei Kokain“, berichtet Dr. Meraner. Hatte Kokain früher den Ruf, dass es nur Erwachsene mit einem bestimmten sozioökonomischen Status zu sich nehmen, wird es nun immer mehr von jungen Menschen konsumiert. „Sie rauchen es oft. Das macht viel schneller süchtig und lässt die Kontrolle verlieren“, so die Expertin. Eine Drogenabhängigkeit belaste das Herz-Kreislaufsystem und zieht weitere gesundheitliche Folgen mit sich. <h3> Eine neue Normalität?</h3>Der (illegale) Drogenkonsum zieht sich quer durch alle Altersgruppen. „Mittlerweile scheint er in vielen Bevölkerungsschichten zur Normalität zu gehören“, beobachtet Dr. Meraner. So würden sich Jugendliche in einem Kontext von Unsicherheit bewegen, weil es keine klaren Regeln gebe. „Die Erwachsenen sollten deshalb Verhaltensweisen, die süchtig machen, kritisch reflektieren.“