DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) steckt in aller Munde. Doch was hat es mit der Digitalisierung auf sich? Und was genau bedeutet dies für den Südtiroler Fernsehnutzer? STOL hat mit Georg Plattner, dem Direktor der Rundfunk-Anstalt Südtirol (RAS), gesprochen und die letzten Details geklärt.Südtirol Online: Was passiert in Südtirol vom 28. Oktober bis zum 13. November? Georg Plattner: Im genanntem Zeitraum werden die analogen Fernsehprogramme schrittweise (die Termine sind auf der Karte im Bild rechts ersichtlich, Anm.d.Red) abgeschaltet und die digitalen Programme auf den vom Ministerium zugewiesenen Kanälen in Betrieb genommen. Gleichzeitig werden zahlreiche neue Fernsehprogramme zu sehen sein. Im Großraum Bozen werden z.B. rund 130 Fernsehprogramme empfangbar sein, 90 davon unverschlüsselt. STOL: Was bedeutet dies für die Haushalte mit TV?Plattner: Dies bedeutet, dass all jene Haushalte mit TV, welche noch keinen Decoder besitzen, sich einen solchen zulegen müssen. All jene, welche bereits einen Decoder haben, müssen, sobald sie auf analogem Fernsehen nichts mehr empfangen, einen neuen Sendersuchlauf starten – am besten abends. Hierfür ist es notwendig auf der Fernbedienung auf Menü und dann auf Einstellungen zu gehen (falls ein Code gefordert wird ist meistens 0000 oder 1234 einzugeben), den automatischen Suchlauf zu starten und die eingelesenen Programme abzuspeichern.STOL: Ich muss mir also keinen neuen Fernseher kaufen?Plattner: Man muss sich keinen neuen Fernseher, jedoch aber eine Set-Top-Box zulegen.STOL: Wie kann ich das digital-terrestrische Signal empfangen?Plattner: DVB-T kann mit einem herkömmlichen Fernsehgerät und mit einer normalen Antenne empfangen werden, jedoch muss Set-Top-Box zwischen der Antenne und dem Fernsehgerät installiert werden.STOL: Wo kann ich eine Set-Top-Box kaufen?Plattner: Diese Decoder sind bei jedem Fachhändler erhältlich. STOL: Wie teuer ist die Anschaffung? Gibt es Beiträge?Plattner: Die Set-Top-Boxen unterscheiden sich voneinander besonders in der Ausstattung, man bekommt die Geräte bereits ab etwa 30 Euro. Fernsehabonnenten, die innerhalb 31. Dezember 2009 65 Jahre alt oder älter sind, über ein Jahreseinkommen von bis zu 10.000 Euro verfügen und ihren Wohnsitz in Südtirol haben, wird für den Kauf oder die Miete einer Set-Top-Box ein staatlicher Beitrag von 50 Euro anerkannt (Reduzierung des Gesamtpreises). Der Beitrag kann nur einmal pro Fernsehabonnent ausgezahlt werden. Um den Beitrag zu erhalten, muss die Zahlung der Fernsehgebühren des laufenden Jahres regulär erfolgt sein und es darf noch kein Beitrag ausgezahlt worden sein. Allerdings bekommt man den Beitrag nur beim Kauf von bestimmten Decodern. Die vorgesehenen 50 Euro beim Kauf automatisch vom Preis abgezogen.STOL: Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, um das Signal zu empfangen? Plattner: Es besteht auch die Möglichkeit sich ein neues Fernsehgerät zuzulegen: Seit dem 3. April 2009 sind im Handel nämlich nur noch Fernsehgeräte mit integriertem DVB-T Empfänger erhältlich. Wer hochauflösendes Fernsehen (HDTV) sehen möchte, muss sich ein Fernsehgerät mit dem Hinweis „mit HDTV Tuner“ besorgen. STOL: Brauche ich die Box, wenn ich einen Satellitenempfänger habe? Plattner: DVB-T bietet eine vom Satelliten unabhängige Zusatzversorgung für den stationären, portablen und mobilen Empfang. Außerdem können – im Gegensatz zu Satellit und Kabel – auch lokale Programme über einfache Antennen empfangen werden. Die nicht vom Satellit frei empfangbaren Programme wie die des ORF (ORF1, ORF2) und der SRG (SF1, SF2) können nur über das terrestrische Netz der RAS in ganz Südtirol unverschlüsselt empfangen werden.STOL: Entstehen - neben jenen für den Empfänger - sonst noch zusätzliche Kosten?Plattner: Den Fernsehzuschauer erwarten keine zusätzlichen Kosten.STOL: Wie viele Südtiroler Haushalte sind bereits mit einem DVB-T-Empfänger ausgestattet (in Prozent)?Plattner: Eine von der RAS in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben, dass fast drei Viertel aller Haushalte bereits über einen digitalen Empfänger verfügen. Am schlechtesten ausgestattet sind Pensionisten: Nur 45 Prozent besitzen einen digitalen Empfänger. Außerdem sind sie auch am wenigsten über die Digitalisierung informiert. STOL: Funktioniert DVB-T überall? Plattner: DVB-T funktioniert überall dort, wo auch das analoge Signal empfangen werden konnte. STOL: Was passiert mit jenen, die bis zum 13. November noch keine DVBT- Box besitzen? Bleibt der Bildschirm schwarz?Plattner: Es wird effektiv so sein, dass all jene, welche sich nicht rechtzeitig eine DVB-T Box zulegen, vor einem schwarzen Bildschirm sitzen werden. STOL: Wird die Handhabung meines Fernsehers nun komplizierter?Plattner: Die Handhabung des Fernsehers wird nicht komplizierter. Täglich aktualisierte Informationen finden sie auf den Seiten der RAS unter www.ras.bz.it , im Bürgernetz unter www.provinz.bz.it/digitaltv/ und auf den Internetseiten des Ministeriums unter www.decoder.comunicazioni.it und www.dgtvi.it. Sollte es während der Umstellung zu Problemen kommen, steht die Grüne Nummer 800 022 000 zur Verfügung. Auskünfte auch in deutscher Sprache gibt es unter den Nummern RAS 0471 – 546666 oder RAI 0471 - 902444.STOL: Wieso braucht es die Digitalisierung überhaupt?Plattner: Mit der Digitalisierung wird einer europäischen Richtlinie Folge geleistet, welche besagt, dass die bisherige analoge Sendetechnik auf die digitale Technik umgestellt werden muss.STOL: Welche sind die Vorteile der Digitalisierung?Plattner: Besonders augenmerklich ist die gute Bild- und Tonqualität. Einen weiteren Vorteil stellt die reichere Programmvielfalt dar. Ebenso neu ist der Empfang von Zusatzdaten wie z.B. Informationen zur laufenden Sendung und der erweiterte Teletext mit Bildern. Durch die Digitalisierung wird auch mittels normaler Dach- oder Zimmerantenne ein stationärer, portabler oder mobiler Empfang möglich.STOL: Auf welche neuen TV-Sender dürfen sich die Südtiroler freuen?Plattner: Durch die Abschaltung der beiden Programme der RAI, RAI3 und RAI3 Sender Bozen werden zwei Kanäle frei, auf denen in Zukunft, wie von der Landesregierung beschlossen, die Sendungen des Bayerischen Rundfunks und das Kinderfernsehen KIKA zu sehen sein werden. ba/stol