Dem Südtiroler Ehrenamt droht das Aus. Die Reform des Dritten Sektors zieht vielen Vereinen den Zahn. Das Landesdienstleistungszentrum fürs Ehrenamt hat zwar Unterstützung angeboten. Doch der Ansturm ist zu groß.<BR /><BR /> „Das ist kein Problemchen mehr, sondern es brennt der Hut“, bringt es der Trudner Bürgermeister Michael Epp auf den Punkt. Ohne Ehrenamt ginge in den allermeisten Gemeinden des Landes gar nichts mehr.<BR /><BR />Seit Monaten laufen ehrenamtliche Vereine und Verbände im Land Sturm gegen die von der Regierung bereits vor Jahren beschlossene Reform des Dritten Sektors. Diese sieht einen enormen bürokratischen Mehraufwand vor, der vor allem für die vielen kleinen Vereine im Land zu aufwändig und zu kompliziert ist. <BR /><BR />Zwar bietet das Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt (DZE) des Landes Hilfe an. Doch auch dort ist man mit dem inzwischen enormen Ansturm an Anfragen um Hilfe heillos überfordert. Aus dem Grund bietet das DZE am Donnerstag ein abendliches Webinar für die Eintragung ins gesamtstaatliche Einheitsregister an. Entsprechende Einladung war an die Bürgermeister gegangen mit der Bitte, sie an die Vereine weiterzuleiten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58933575_quote" /><BR /><BR />In vielen Ratsstuben ist man darüber alles andere als erfreut. „Man hätte sich von Anfang an gegen diesen Unsinn wehren sollen“, wettert etwa Trudens Bürgermeister Michael Epp. „Dann hätten wir jetzt nicht diese Probleme.“ Nachdem viele Vereine nach Corona ohnehin schon Schwierigkeiten hatten, ihre Aktivität wieder aufzunehmen, käme jetzt erschwerend hinzu, dass viele Verantwortliche sich den enormen bürokratischen Mehraufwand nicht mehr antäten. <BR /><BR />„Besonders die Kleingemeinden leben aber vom Ehrenamt“, so Epp. Und jetzt würden viele das Aus riskieren. „Das ist kein Problemchen mehr sondern es brennt der Hut“, mahnt er an. „Jetzt gilt es zu retten, was noch zu retten ist.“ Bereits vor einiger Zeit habe man bei einer Aussprache mit dem Landeshauptmann angeprangert, dass es eine Lösung brauche. Es sei auch zugesagt worden, dass Südtirol aus der gesamtstaatlichen Regelung ausgeklammert werde. Klare Antwort darauf gebe es noch immer keine. „Gerade beim Ehrenamt darf es aber keine Kompromisse geben“, unterstreicht Epp.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58934000_quote" /><BR /><BR /><BR />In dieselbe Kerbe schlägt Harald Stauder, Bürgermeister von Lana. „Ich frage mich, wie es möglich ist, dass man einen Grundpfeiler der Autonomie, wie es das Ehrenamt einer ist, an eine staatliche Institution abtritt“, ärgert er sich. Auch in seiner Gemeinde seien unter den rund 130 Vereinen einige, die angekündigt haben, die Tätigkeit einstellen zu wollen. „Es herrscht absolute Verunsicherung“, sagt Stauder. „Wegen schlechter Kommunikation, unklaren Ansagen und wegen einzelner Politiker, denen man nichts mehr glaubt. Ein extrem giftiger Cocktail.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-58934005_quote" /><BR /><BR /><BR /> Ähnlich dramatisch sieht die Lage auch in Bozen aus. „Wir haben Leute, die für ihren Verein brennen, aber mit der Zettelwirtschaft nicht mehr zurecht kommen und sagen, sie hören auf“, sagt Vize-Bürgermeister Luis Walcher. „Da werden Menschen förmlich ans Limit gebracht.“ Er befürchtet, dass viele der 70 deutschsprachigen Kulturvereine Bozens einfach sang- und klanglos verschwinden werden. Geht es nach Walcher, „kann es nur eine Landeslösung geben, denn im restlichen Italien gibt's ein solches Vereinswesen, wie es in Südtirol existiert, nicht“.<BR />