„Alles begann mit Schmerzen in den Augen. Zunächst konnte ich das nicht richtig einordnen. Als es aber immer schlimmer wurde, suchte ich ärztliche Hilfe“, erzählt Martina Messner. Die heute 30-Jährige stammt aus Völs am Schlern und lebt mittlerweile in Terlan. Im Jahr 2019 erhielt sie die Diagnose: Multiple Sklerose (MS).<h3> Die Krankheit der „1000 Gesichter“</h3>Multiple Sklerose (MS) ist eine autoimmune, chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sowohl genetische Faktoren als auch äußere Faktoren (z. B. Virusinfektionen) spielen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle.MS ist derzeit nicht heilbar – durch gezielte Therapien lassen sich MS-Symptome jedoch lindern und Schübe verhindern. <BR /><BR />Sie wird auch die „Krankheit der 1000 Gesichter“ genannt, da sowohl die Symptome als auch der Verlauf von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein können. Häufige Beschwerden sind Sehstörungen, Gefühlsstörungen wie Taubheit, eine verminderte Leistungsfähigkeit, Muskelschwäche, Gangunsicherheit oder vermehrte Müdigkeit. <BR /><BR /> In Südtirol leben schätzungsweise zwischen 1000 und 1500 Menschen mit der chronischen Autoimmunerkrankung – weltweit sind es über 2 Millionen. Meist erfolgt die Diagnose zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr – Frauen sind dabei zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. <h3> Eine Diagnose aus dem Nichts</h3>Die MS-Diagnose traf Martina damals völlig unvorbereitet. Nach einem Urlaub, in dem sich ihre Beschwerden massiv verschlechtert hatten, suchte sie die Notaufnahme auf. Dort wurde sie stationär aufgenommen, erhielt Kortison zur Behandlung der Entzündung und wurde nach fünf Tagen wieder entlassen. <BR /><BR />Zwei Monate später folgte die offizielle Diagnose: schubförmig-remittierende Multiple Sklerose – eine Form, bei der sich die Symptome nach einem Schub wieder zurückbilden können.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70756179_quote" /><BR /><BR /><BR />„<i>Die Ärztin hat mir dann jede Menge Broschüren über Medikamente und Therapien mitgegeben. Das war eine Informationsflut. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte – es war, als würde plötzlich ein Film über mich laufen, der nicht mein eigener war</i>“, erinnert sich Martina. <h3> Fehlende Unterstützung – familiärer Rückhalt</h3>Von den Ärzten im Krankenhaus fühlte sich Martina damals allein gelassen. Abgesehen von Infomaterial bekam sie kaum Unterstützung. Es gab keine ausführlichen Gespräche, kein Angebot einer psychologischen Betreuung.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70756175_quote" /><BR /><BR />Ein Allgemeinmediziner der Familie hat ihr damals geholfen und alles genau erklärt: Was MS genau ist, was passieren kann – aber auch, was nicht passieren muss: „Ohne diese Unterstützung ist man bei so einer Diagnose ziemlich auf sich gestellt“. Ihr engstes Umfeld, Familie und Freunde, reagierten ebenfalls sehr unterstützend. <BR /><BR />Was ihr anfangs jedoch besonders fehlte, war der Austausch mit anderen Betroffenen. Erst durch die MS-Vereinigung Südtirol fand sie langsam Kontakt zu Gleichaltrigen mit derselben Erkrankung. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70769160_quote" /><BR /><BR /> Inzwischen ist daraus eine kleine Gruppe entstanden, in der ein regelmäßiger, ehrlicher Austausch stattfindet – über Arztbesuche, Therapien und den Alltag mit MS. Sie empfiehlt jedem und jeder, den Mut zu haben, sich bei der MS-Vereinigung zu melden. <h3> Stabil und zuversichtlich </h3>Seit dem ersten Schub im Jahr 2019 ist Martina beschwerdefrei geblieben. Die MS ist bei ihr bis heute nicht weiter fortgeschritten. Dennoch spürt sie, wenn ihr Alltag zu stressig wird – dann machen sich die Augen bemerkbar – ihr Frühwarnsystem. In solchen Momenten nimmt sie bewusst Tempo heraus.<BR /><BR />Heute ist die 30-jährige medikamentös gut eingestellt, Nebenwirkungen hat sie kaum noch. Und Angst?<BR /><BR />„<i>Nein, Angst habe ich keine. Natürlich gibt es Tage, an denen mir die Energie fehlt, an denen ich mich kraftlos fühle. Aber ich versuche, nicht zu viel zu grübeln. Solange die Krankheit nicht aktiv ist, lebe ich mein Leben ganz normal – bewusst und im Hier und Jetzt</i>.“