Mit Renato Ballardini hat uns ein großer Freund Südtirols verlassen. Er war Berichterstatter in der Abgeordnetenkammer zum neuen Autonomiestatut, Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, Sozialist (PSI), dem wir sehr viel zu verdanken haben: Die Ausarbeitung des Autonomiestatutes im Verfassungsausschuss der Abgeordnetenkammer und eine, erstmals in der italienischen Politik objektive Berichterstattung über das Schicksal Südtirols. <h3> „Das Leid an Südtirol unverblümt im Parlament nachgezeichnet“</h3>Er hat das an Südtirol erfolgte Unrecht und Leid unverblümt im Parlament nachgezeichnet. Ich habe ihn in meinen Büchern mehrmals wörtlich zitiert, weil aus seinem Munde die Darstellung umso überzeugender wirkt.<BR /><BR /><embed id="dtext86-68618737_quote" /><BR /><BR />So sagte er zum Beispiel zur Abtrennung Südtirols von Österreich vor versammelter Abgeordnetenkammer: „Die Angliederung Südtirols an Italien stellt nicht die Krönung der Ideale des Risorgimento dar und gehörte auch nicht zu den Zielen des Irredentismus von Battisti. „Im Gegenteil, gegen sie erhoben sich in Italien angesehene Stimmen, um sie im Namen der Prinzipien des Risorgimento und des Patriotismus' (...), zu verhindern.“ <h3> „Ballardini beklagte die Nichterfüllung des Pariser Vertrages im 1. Autonomiestatut“</h3>Er erinnerte daran, dass Minister Leonida Bissolati, Gründungsmitglied der sozialistischen Partei, von der Regierung Orlando zurücktrat, um in aufsehenerregender Weise seine unnachgiebige Opposition gegen die Annexion zu bezeugen. <BR /><BR />Er zitierte den Leiter der Sozialistischen Partei, Filippo Turati, der am 14. Juli 1919 die Abgeordnetenkammer dazu aufrief, „die Annexion von über einer Viertelmillion Deutschen abzulehnen, welche, stolz auf ihre Abstammung, ihre Heimat und ihre Freiheit, einen ewigen Samen des Unfriedens und der Rebellion darstellen werden.“<BR /><BR />Ballardini beklagte weiters die Nichterfüllung des Pariser Vertrages im 1. Autonomiestatut: „Misstrauen und Verdächtigung ließen nach und nach die Beziehungen zwischen Zentralgewalt und Südtirolern einfrieren, bewirkten ein Träufeln von kleinen Nichterfüllungen, von Verzögerungen in dem Erlass der Durchführungsbestimmungen, in absurden Schlauheiten, in der spitzfindigen Abfassung der Texte.“<BR /><BR /> Südtirol tut gut daran, dem Abgeordneten Renato Ballardini einen Ehrenplatz in der Geschichte einzuräumen.