Was haben Lebensqualität am Land und medizinische Dienste miteinander zu tun? Sehr viel, wie das Beispiel von Dr. Martin Stocker zeigt. Der junge Malser hat dafür der – vom Gehalt her sehr attraktiven – Schweiz den Rücken gekehrt und eine neue Tätigkeit in Mals und Schluderns aufgenommen.<BR /><BR /><BR />Wissenschaftliches Realgymnasium in Schlanders, Studium der Humanmedizin in Wien, eine zwischenzeitliche Tätigkeit beim Roten Kreuz in der österreichischen Hauptstadt und schließlich das Praktische Jahr im Bezirksspital von St. Johann in Tirol. Das sind die ersten Etappen, die Martin Stocker aus Mals zurückgelegt hatte auf dem Weg seines medizinischen Werdegangs.<BR /><BR />Er ist seit wenigen Wochen neuer Haus- bzw. Gemeindearzt mit Ambulatorien in Schluderns und Mals und kann trotz junger 35 Jahre auf bereits einige Erfahrung zurückgreifen. Bereits im Praktischen Jahr habe er vieles tun dürfen und habe Einblicke erhalten in Kindermedizin und Radiologie, Innere Medizin und Chirurgie, wie Dr. Martin Stocker sagt. Nach der Abschlussarbeit an der Uni Wien zog es ihn nach Samedan im Kanton Graubünden, dort war im Bereich Chirurgie/Traumatologie eine Stelle wegen Schwangerschaft frei geworden, erklärt der frischgebackene Hausarzt. <h3>Diverse medizinische Stationen und Erfahrungen</h3>Nach zwei Jahren zog er mit seiner Freundin, die er dort kennengelernt hatte, nach Solothurn in Richtung Akutgeriatrie und dann nach Zofingen, wo er in den Abteilungen für Akutgeriatrie, Innere Medizin/Notfallmedizin und Palliativmedizin tätig war. „Auch auf der Coronastation“, erinnert sich der Malser Mediziner. Nach dieser Etappe ging es wieder retour nach Solothurn, im Bürgerspital war er zunächst als Oberarzt für Innere Medizin, Akutgeriatrie und im Notfallzentrum aktiv. <BR /><BR />Letzthin zeichnete er als Oberarzt für die Kardiologische Schwerpunktstation verantwortlich. Martin Stocker hat in diesen Jahren einen Facharzt in Innerer Medizin gemacht, aber auch einen in Allgemeinmedizin – und damit schließt sich der fachliche Kreis mit der aktuellen Hausarzttätigkeit, seit 9. März läuft sein Vertrag mit dem Sanitätsbetrieb.<h3> „Ich bin gern zu Hause“</h3>Warum ist er zurückgekommen, immerhin hatte er einen gut bezahlten Job in der Schweiz? „Ich bin gern zu Hause“, lacht Martin Stocker und ergänzt, dass er sich im Vinschgau einfach wohl fühle. Die Lebensqualität sei sehr gut, das könne man mit keinem Geld der Welt kaufen. Im übrigen habe er auch seine Familie und Freunde hier. Es sei die Gemeindeverwaltung von Schluderns mit Bürgermeister Heiko Hauser und dessen Vize Peter Trafoier gewesen, die ihn „proaktiv“ angesprochen bzw. im weiteren Verlauf beharrlich und verlässlich unterstützt hatten, wie Stocker sagt. <BR /><BR />Er habe aber auch in der Familie viel Unterstützung erhalten, von seinen Eltern – Vater Josef ist auch Hausarzt in Mals – und seiner Tante Raffaela, welche ebenfalls lange Jahre Hausärztin in Mals war. Die erste Zeit als Hausarzt sei herausfordernd gewesen, denn es gibt viel an Bürokratie zu beachten. Auch die Anerkennung des Studientitels habe lange Zeit gedauert, daher solle sich – so der Tipp von Stocker – jeder Medizinabsolvent sofort um die Anerkennung in Italien kümmern.<h3>Ohne Geduld geht es (leider) nicht</h3>Nun haben die Bürgerinnen und Bürger also einen neuen Hausarzt, den sie – falls noch Platz ist natürlich – wählen können. Das kommt der ärztlichen Grundversorgung im Obervinschgau zu Gute. Das Studium der Medizin und die Tätigkeit als Arzt oder Ärztin seien durchaus empfehlenswert, sagt Stocker. Dies auch, wenn der Werdegang mitunter etwas an Geduld und Durchhaltevermögen erfordert habe; Lehrjahre seien – so wie in jedem Beruf – nunmal keine Herrenjahre. <BR /><BR />In der Schweiz seien die bürokratischen Abläufe vergleichsweise unkompliziert und schnell gewesen, davon könne in Italien leider nicht die Rede sein. Hierzulande als Hausarzt einen Auftrag zu erhalten, habe Stocker als ein „ein bis zwei Jahre andauerndes Projekt“ empfunden.