Viele Schüler können sich wohl kaum Alessandro Montoros Arbeitszimmer vorstellen, in denen er seine Unterrichtsstunden für Rechts- und Wirtschaftskunde vorbereitet und Klassenarbeiten korrigiert. Denn über seinem weißen, perfekt aufgeräumten, fast steril wirkenden, weißen Schreibtisch füllen zahlreiche Fantasy- und historische Figuren wie ein seniler Don Quijote oder ein jugendlicher Kapitän Ahab die mit Glas geschützten Regale. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="992869_image" /></div> <BR /><BR />Über Jahre modellierte Alessandro Montoro die Figuren aus Harz und bemalte sie mit Farben auf Wasserbasis. „An einer Figur sitzt man schon 50 bis 100 Stunden, bei größeren auch mal 300“, erzählt der Mann aus Sand in Taufers, der mit seiner Frau und seinen 2 Söhne im Alter von 10 und 15 in Köstlan wohnt. <h3> Strohhalm wird im Miniaturmodell zum Rohr</h3>Für die Figuren verbaute Montoro Teile des Alltags. Er bemalte Zahnräder einer alten Uhr oder einen Knopf und baute sie in die Fantasiewelt ein oder nutzte einen Strohhalm als Wasserrohr für seine Welt. In einer Landschaft ließ er Fäden so zart wie von Spinnen gewoben aus Heißkleber mit Tropfen aus Sekundenkleber von der Decke baumeln. <BR /><BR />Der Fantasie von Alessandro Montoro sind keine Grenzen gesetzt, weshalb er lieber Fantasiefiguren als historische Persönlichkeiten in Miniatur geschaffen hat. <BR /><BR />Alessandro Montoro erhielt 2007 und 2008 auf der Ausstellung Lucca-Comics-&-Games die Auszeichnungen „ Best of Show - trofeo Grog“. 2 Werke des Brixners sind in der Dauerausstellung des Museums of Miniatures (MuMi) in Mailand zu sehen.<BR /><BR />Begonnen hatte das Hobby der Miniatur-Figuren während des Politikwissenschaft-Studiums in Bologna. „Ich musste auf dem Weg zur Uni immer bei einem Laden mit War-Games-Figuren vorbei. Obwohl mich die Welt magisch anzog, traute ich mich nicht hinein, weil ich nachmittags darin nur Kinder sah“, erzählt der 2-fache Familienvater. Der Zufall führte Alessandro Montoro jedoch einmal abends an dem Geschäft vorbei. Nach 18 Uhr modellierten und malten dort nur Erwachsene. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="992872_image" /></div> <BR /><BR />Damit öffnete sich für Alessandro Montoro die Welt der Zentauren-Waldläufer, Ork-Kriegshäuptlinge und Zwergenkrieger, die er vor allem aus Fantasy-Werken wie Tolkien kannte. <BR /><BR />Ab sofort saß Montoro hunderte, ja tausende von Stunden, allein oder mit Gleichgesinnten an den Modellen. Bald gehörte er zu den 150 Besten weltweit. „Meine Liebe zu jedem noch so winzigen Detail ist hier sicher von Vorteil. Auch im Leben bin ich so“, erzählt der Lehrer. <h3> Als Einzelkind mit Malerei beschäftigt</h3>Das künstlerische Talent war ihm als Einzelkind in die Wiege gelegt worden. „Wenn ich mit meinen Eltern unterwegs war, habe ich bei jeder Gelegenheit Skizzen angefertigt, gemalt oder gezeichnet“, berichtet der Vizedirektor. Auch heute noch hat Montoro fast immer Block und Farben dabei, aber nicht mehr für Miniaturwelten, sondern für die Malerei. Denn Zeitmangel, Rückenprobleme und die schwindende Sehschärfe für die winzigen Details brachten Montoro von der Miniaturwelt zum Hobby der Malerei.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="992875_image" /></div> <BR /><BR /> „Während andere abends fernsehen oder aufs Handy schauen, male ich“, erzählt Montoro. In den vergangenen Jahren entstanden Porträts und Brixner Gassen mit überdimensionalen Gesichtern oder Tieren. „Der Surrealismus inspiriert mich“, erzählt der Wahlbrixner. So blickt auf einem seiner Bilder eine personifizierte Venus auf die leere Runggadgasse. „Ich war während Corona in der Runggadgasse und sah dort die Venus leuchten“, berichtet der 48-Jährige die Entstehung des Bildes.<BR /><BR /><embed id="dtext86-63340119_gallery" /><BR /><BR /> Montoro zeigte bisher seine Bilder bei einer Einzelausstellung und 2 Gruppenausstellungen mit dem Kunstkreis St. Erhard in Brixen. Derzeit arbeitet er an einer Bilderserie mit überdimensionalen Tieren in einer Wohnung und vor einem Fenster. Auf der Malerstafelei ist das dritte und letzte Bild der Serie. Es soll ein schwarzer Schwan in den Gassen Venedigs werden. „Beim Malen kann ich abschalten“, sagt der Oberschullehrer. Mit Farben taucht er in seine Fantasie ab und vergisst für einige Stunden Beruf und familiären Alltag.