Franziskus wird sicher als herausragender Papst in die Kirchengeschichte eingehen. Er war nicht nur der erste Papst aus Lateinamerika, sondern auch der erste Jesuit auf dem Papstthron, obwohl Jesuiten an sich kein höheres Amt in der Kirche anstreben dürfen. Er hat es aber gerne angenommen und mit Freude verwaltet.<BR /><BR />Franziskus war der erste Papst der neueren Kirchengeschichte, der nicht im Papstpalast wohnte, sondern in einem bescheidenen Appartement im Haus Santa Marta, wo er mit anderen Priestern die Mahlzeiten eingenommen hat und mit ihnen auch täglich Kontakt hatte. Mit seiner unkonventionellen Art hat er das Amt entmystifiziert und menschlicher gemacht.<BR /><BR />Franziskus war der erste Papst in der Kirchengeschichte, der mehr Frauen in zentrale Positionen im Vatikan berufen hat. So hat er auch drei Frauen zu Mitgliedern und damit zu stimmberechtigten Angehörigen der Bischofsbehörde ernannt. Dabei sagte Franziskus: „Seit sie (die Frauen) bei der Auswahl der Bischofs-Kandidaten dabei sind, läuft es viel besser: Sie sind scharfsinnig in ihren Urteilen.“<h3>Klares Nein zur Weihe von Frauen</h3>Bei der Weltsynode 2024 hatte Franziskus die Frauenfrage allerdings von der Tagesordnung genommen. Auch dem Zugang von Frauen zu Diakoninnen hat er eine klare Absage erteilt. <BR /><BR />Franziskus war auch der erste Papst, der am 14. Jänner 2025 zeitgleich in 80 Ländern eine Autobiografie mit dem Titel „Spera – Hoffe“ herausgebracht hat, auch wenn er sie nicht selbst verfasste. Franziskus selbst sagte: „Das Buch meines Lebens ist die Geschichte einer Reise der Hoffnung, einer Reise, die ich nicht von der Reise meiner Familie, meines Volkes, des gesamten Volkes Gottes trennen kann.“<BR /><BR />In seiner Autobiografie spielt zum Beispiel der 7. Oktober 2023 eine wichtige Rolle. Franziskus machte auch deutlich, von wem der Terror ausging. Interessant ist ebenfalls, dass Franziskus in diesem Buch auf die Beziehungen zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. eingeht und sagt, dass die Figur des emeritierten Papstes im Laufe der Jahre von skrupellosen Leuten für ideologische und politische Zwecke instrumentalisiert worden ist.<BR /><BR />Franziskus war der erste Papst in der Kirchengeschichte, der vom synodalen Prozess sprach, dennoch schien er große Schwierigkeiten mit der Synodalität zu haben, wie sein Verhalten mit dem synodalen Weg in Deutschland zeigte. Er gab sich gerne als synodal, und doch hat er immer wieder deutlich zu verstehen gegeben, wer Herr im Hause ist. <h3>Bei Menschen am Rande der Gesellschaft</h3>Franziskus hat auch viele Reisen unternommen. Die längste fand 2024 statt, als er nach Südostasien fuhr. Dabei setzte er sich wie kein anderer Papst zuvor für eine intensive Verständigung mit der islamischen Welt ein. Vor allem zeigte er mit seinen Reisen, dass er den Schwerpunkt der Kirche im globalen Süden sah. Bei seinen Reisen nahm sich Franziskus immer viel Zeit, um mit Menschen am Rande der Gesellschaft zu sprechen. Interessant ist, dass er mit seinen Auslandsreisen sogar Johannes Paul II. auf Platz 2 verwiesen hat. <h3>Heiliges Jahr im Zeichen der Hoffnung</h3>Franziskus hat schon 2024 für 2025 das Heilige Jahr unter das Leitmotiv „Pilger der Hoffnung“ ausgerufen, wissend, dass ihn das Heilige Jahr auch wegen seiner gesundheitlichen Probleme vor große Herausforderungen stellen würde. Seit Jahren war Franziskus aufgrund eines Knieleidens auf einen Rollstuhl angewiesen.<BR /><BR />In seiner Amtszeit hat Franziskus im Jahre 2024 zum 10. Mal neue Kardinäle ernannt. Damit waren 80 Prozent der möglichen Papstwähler von Franziskus ernannt worden. Von den 253 Kardinälen im Jahre 2024 waren 140 unter 80 Jahren und damit wahlberechtigt. Sie stammten aus über 70 Ländern und viele der von Franziskus ernannten Purpurträger kamen aus den „Rändern“ der Erde. Der jüngste neu ernannte Kardinal war Mykola Bychok von Melbourne in Australien, der 44 Jahre alt war. Mit seiner letzten Kardinalsernennung hat Franziskus auch Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers genommen. <BR /><BR />Am 14. Februar 2025 musste Franziskus wegen einer Bronchitis und weiterer Komplikationen ins Gemelli-Krankenhaus eingeliefert werden, wo ihm eine beidseitige Lungenentzündung diagnostiziert wurde. Bereits am 5. Februar hat er die Katechese der Generalaudienz nicht selber gelesen, weil ihn Atembeschwerden daran gehindert haben. Schon 2024 musste Franziskus wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus und 2023 wurde er in der Gemelli-Klinik am Bauch operiert. Im 10. Stock gibt es einen eigenen Trakt für den Aufenthalt des Papstes. <BR /><BR />An Rücktritt hat Franziskus nie gedacht, wie er auch in seinem Buch bekräftigt. Wer darauf gehofft hatte, wurde enttäuscht. Allerdings hat er schon zu Beginn seines Pontifikates eine Rücktrittserklärung beim Kardinalstaatssekretär hinterlegt für den Fall, dass er dauerhaft handlungsunfähig würde. <h3>Alles geregelt für ein schlichtes Begräbnis</h3>Für die Beerdigung eines Papstes hat Franziskus neue Regeln herausgegeben. Der neue Ritus soll stärker betonen, dass das Papst-Begräbnis das eines Hirten sein soll und nicht das eines mächtigen Mannes dieser Welt. Auch hat Franziskus kundgetan, dass er nicht wie sein Vorgänger Benedikt XVI. in den Grotten des Petersdoms beerdigt werden möchte, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore, wo der Leichnam in einem einfachen Holzsarg mit einem inneren Zinksarg ruhen sollte.<h3> Zum Autor Josef Gelmi</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="1155330_image" /></div> <BR /><BR /> Mehr als 40 Bücher über Päpste, Bischöfe und vor allem zur Kirchengeschichte Tirols hat der Priester und Kirchenhistoriker Josef Gelmi im Laufe seines langen wissenschaftlichen Wirkens verfasst. <BR /><BR />Gelmi, 1937 in Cavalese im Fleimstal geboren, wurde 1961 in Brixen zum Priester geweiht. Nach dem Studium der Kirchengeschichte an der Universität Gregoriana in Rom übernahm er 1973 und bis zur Emeritierung im Jahr 2007 den Lehrstuhl an der Phil.-Theol. Hochschule Brixen; er lehrte auch an der Universität Innsbruck. Von 1998 bis 2017 war Gelmi Präsident der Hofburg Brixen, er ist seit 2016 Ehrenkanonikus.