<BR /><b> Sie sind Expertin für invasive Neophyten – wie groß ist das Problem mit diesen Pflanzenarten?</b><BR />Helga Salchegger: Es besteht kein Grund zur Panik, aber das Problem ist dennoch ernst zu nehmen. Es drängen ständig neue Arten zu uns und das wird auch künftig so sein. Von 1.000, die kommen, bleiben 100, 10 etablieren sich und eine Art wird invasiv, also schädlich. Derzeit sind es in Südtirol zwischen 20 und 30 Pflanzenarten, die wirklich Probleme machen. <BR /><BR /><b>Welche Probleme sind dies?</b><BR />Salchegger: Manche Pflanzen sind für unsere Gesundheit gefährlich, andere bereiten ökonomische oder auch ökologische Probleme, indem sie etwa heimische Arten verdrängen. Meistens entwickeln sie sich über längere Zeit im Stillen, vereinzelt, um sich dann auf einmal explosionsartig zu vermehren. Bei den Ursachen für den Biodiversitätsverlust stehen solche invasiven Arten an der vierten/fünften Stelle. <BR /><BR /><b>Was ist dagegen zu tun?</b><BR />Salchegger: Es gibt immer wieder „Ausreißaktionen“, diese sollten aber von Experten ausgeführt oder zumindest begleitet sein, damit sie wirklich wirksam sind. Zudem gibt es Verbotslisten für invasive Pflanzen, die man hierzulande gar nicht erwerben dürfte, eigentlich. Aber auch abgesehen von der Gefährlichkeit invasiver Gewächse sollte heimischen Pflanzen grundsätzlich der Vorzug gegeben werden.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70455254_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Warum?</b><BR />Salchegger: Ganz einfach: Heimische Pflanzen passen zur heimischen Tierwelt. Bei den allermeisten nichtheimischen Pflanzenarten wissen wir das schlicht nicht. Was passiert mit dem Pollen oder Nektar solcher Pflanzen? Können unsere Insekten sie verwerten oder nicht? Bislang gibt es nur zu sehr wenigen nichtheimischen Pflanzen Studien dazu. <BR /><BR /><b>Zum Beispiel?</b><BR />Salchegger: Ja, nehmen wir etwa den Schmetterlingsflieder. Der wurde jahrelang gerne in unseren Gärten gepflanzt. Und weil sein Duft gerade Schmetterlinge anzieht, hielt man das lange für positiv. Doch mittlerweile wissen wir, dass die darauf angelegten Eier von Schmetterlingen nicht überleben.<BR /><BR /><b>Also halten Sie bei der Bepflanzung von privaten Gärten und öffentlichen Anlagen ein Plädoyer für heimische Arten?</b><BR />Salchegger: Absolut. Es gibt tolle Alternativen zu nichtheimischen Gewächsen. Etwa zur Forsythie, die für die Biodiversität gar nichts bringt. Stattdessen könnte man die heimische Kornelkirsche pflanzen, die zur selben Zeit blüht. Mit deren Pollen können unsere heimischen Insekten etwas anfangen und sie gibt dem Gartenbesitzer zudem Früchte, die man verwerten kann.