Laut dem Carabiniere, der den Anruf am 23. Oktober 2022 – am Tag nach der Bluttat in der Bozner Trieststraße – entgegennahm, habe der Anrufer erklärt, er halte sich in Mazedonien auf und wolle Suizid begehen, weil ihn seine Frau seit Jahren betrüge und er im Keller wohnen müsse. <BR /><BR />Er könne – so der Anrufer – seine Frau nicht verlassen, weil er sonst ohne eine Wohnung dastehen würde, für die im übrigen er bezahle. Die Telefonnummer sei unterdrückt gewesen. Es habe nicht nach einem Notfall geklungen, es sei nicht einmal klar gewesen, ob der Anrufer sich nicht nur einen Scherz erlaubte.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="989863_image" /></div> <BR /><BR />Wie schon am vorhergehenden Prozesstag fühlte sich der Angeklagte Avni Mecja sofort bemüßigt, dem Gericht seine Version mitzuteilen. Er habe bei dem Anruf gesagt, er befinde sich in Albanien, um das letzte Mal seine Großeltern zu sehen. Die Carabinieri sollten in seinen Keller gehen, wo sie den Schlüssel der Wohnung finden würden, in der seine tote Freundin liege. Er habe sie ermordet. Sie habe ihn seit 2 Monaten betrogen. „Doch man hat mich nur ausgelacht“, sagte Mecja. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="989875_image" /></div> <BR /><BR />Diese Angaben decken sich inhaltlich mit jenen, die Mecja in der Whatsapp-Nachricht an die Stadtpolizei gemacht hatte. Vom vorsitzenden Richter Stefan Tappeiner erneut befragt, räumte der Carabiniere ein, dass er vielleicht mit einer ganz anderen Person gesprochen habe, sonst hätte man natürlich sofort gehandelt. Aufgezeichnet wurde das Telefonat übrigens nicht. Ob das Rätsel um den Anruf noch geklärt werden kann, ist somit fraglich.<BR /><BR /> Rechtsmediziner Dr. Dario Raniero erläuterte die Autopsieergebnisse: Alexandra Mocanu sei 2 Mal mit einem stumpfen Gegenstand auf die linke Seite der Schädeldecke geschlagen worden, die dadurch gebrochen sei. Die Form des Maurerhammers, den die Ermittler nach Mecjas Angaben entlang der Autobahn gefunden hatten, sei mit den Verletzungen kompatibel. Mocanu dürfte beim ersten Schlag bereits bewusstlos geworden und gleich darauf gestorben sein. Sie habe keine Zeit gehabt, sich zu wehren. <BR /><BR />Den Todeszeitpunkt der Frau legte Dr. Raniero auf mindestens 12 bis 15 Stunden vor der Auffindung ihres Leichnams fest. Von welcher Position aus der Täter zugeschlagen hatte, lasse sich nicht mehr feststellen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="989872_image" /></div> <BR /><BR />Breiten Raum nahm auch die Aussage jenes Mannes ein, der – wie er selbst bestätigte – etwa 2 Monate vor ihrem Tod ein Verhältnis mit Alexandra Mocanu begonnen hatte. Kennengelernt hätten sie sich bei der Autobahnausfahrt Bozen Süd. Da habe Mocanu ihm ihre Telefonnummer gegeben. Sie habe ihm erzählt, sie wolle sich endgültig von Mecja trennen und lebe inzwischen allein. Er habe aber ein Schlüsselduplikat und tauche ab und zu noch in der Wohnung auf. <BR /><BR /> Den Erhebungen zufolge lebten die beiden aber nach wie vor zusammen. Auch habe Mocanu gesagt, Mecja sei ihr nach Bozen nachgezogen, während die Wohnungsbesitzerin im Zeugenstand bestätigte, dass das Paar am 4. Februar 2021 gemeinsam den Mietvertrag unterschrieben habe. Mecja habe Mocanu bis zur Arbeit verfolgt und ihn mit Messages bedroht, erklärte der 52-Jährige. <BR /><BR />Auch dazu hatte Avni Mecja einiges zu sagen: Mocanu habe wiederholt geleugnet, ein Verhältnis zu haben, er habe aber ihre Telefonate mit dem Mann abgehört und so Gewissheit erlangt. Er habe seinen Nebenbuhler angerufen und zu ihm gesagt: „Mach meine Familie nicht kaputt.“ Da habe dieser ihn bedroht. Heute hört das Schwurgericht Arbeitskollegen des Paares an.<BR /><BR /><BR />