Wenn Schüler immer häufiger dem Unterricht fernbleiben, dann könne sich ein Teufelskreis entwickeln, warnt Höller.<BR /><BR />„Durch das vermeidende Verhalten werden Ängste immer weiter geschürt, es entstehen immer mehr Lernlücken, die Dynamiken in der Klasse können sich verschlechtern“, berichtet Höller. „Andere Schüler fragen dann beispielsweise: Warum fehlt der/die schon wieder? Auch können sich solche Schüler dann immer stärker von der Schule unter Druck gesetzt fühlen, erklärt Höller. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1121427_image" /></div> <BR /><BR />Man müsse unterscheiden zwischen Schulangst und Schulphobie: Bei Schulangst sei die Schule der Auslöser – beispielsweise der Leistungsdruck. Bei Schulphobie fürchte ein Kind hingegen nicht in erster Linie die Schule. Hier geht es um Trennungsangst – die Trennung von wichtigen Bezugspersonen wie den Eltern, erklärt Höller. <BR /><BR />Oft gehen Schulangst und Schulphobie aber miteinander einher: Mit der Schulangst entsteht parallel die Trennungsangst und ein Kind macht von der Entwicklung her krisenbedingt einen Rückschritt: Plötzlich hängt es wieder stark an den Eltern, von denen es sich vor Schulbeginn schwer lösen kann – wie manche Kindergartenkinder vor Kindergartenbeginn.<h3> Schulangst nach Traumata oder Krankheiten</h3>Bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft landen oft „Mehrfachproblematiken“: „Da wird uns z. B. rückgemeldet, dass ein Kind oft krank ist und dass die Schule Druck macht, weil es so viele Fehlstunden hat“, berichtet Höller. „Bei Trennungen und Scheidungen erhalten wir die Meldung eines Elternteiles, dass das Kind Angst hat, in die Schule zu gehen bzw. ungern geht.“ <BR /><BR />Bei Jugendlichen spiele der Leistungsdruck oft eine große Rolle: „Viele haben Angst vor schlechten Noten oder Prüfungsangst und erleben Angst, zu „versagen„“, berichtet Höller. „Andere haben wenig soziale Kontakte, fühlen sich in der Schule unwohl oder erleben Mobbing. Es gibt Schüler, die sich ungerecht behandelt fühlen oder gar Ängste gegenüber einem Fach oder einer Lehrperson entwickeln.“<BR />Bei manchen Schülern trete Schulangst auch in Zusammenhang mit einer Diagnose auf – zum Beispiel ADHS, Lese-Rechtschreib-Störung, selektiver Mutismus. Weitere „wesentliche Faktoren“ können verschiedene familiäre Probleme, traumatische Erlebnisse, Krankheiten in der Familie oder eine Krankheit des oder der Minderjährigen sein, berichtet Höller. „Diese können in Trennungsängsten, anderen Angststörungen und dann in eine Schulphobie gipfeln.“<BR /><BR />Das Netzwerk spiele bei Schulangst eine ganz wichtige Rolle. Eine wichtige Säule sei die Familie. Aber: „Nicht immer sind Eltern dialogbereit und nicht immer sehen sie die Problematik“, sagt die Kinder- und Jugendanwältin. Und: Nicht alle Eltern nehmen die angebotenen Unterstützungsmaßnahmen an. Eine weitere Säule sei die Schule und die außerschulischen Dienste: Sozialdienst, psychologischer Dienst, Fachambulanz. <h3> Bei schweren Fällen werden Gerichtsbehörden aktiv</h3>Die Kinder- und Jugendanwaltschaft habe mit Fällen zu tun, bei denen es oft relativ „spät“ ist. Häufig müsse das Netzwerk dann erst aufgebaut werden. Und die Schüler hätten bereits so viele Fehlstunden, dass die Klasse wiederholt werden müsse. Auch seien bei ihren Fällen oft schon die Gerichtsbehörden eingeschaltet worden – aufgrund von Meldungen, ob die Familie die Erziehungsverantwortung weiterhin übernehmen könne. Höller: „Unsere Aufgabe ist es, zu schauen, ob die Rechte des Kindes, die Schule zu besuchen und in einem gesunden Umfeld aufzuwachsen, eingehalten werden. Und: Wer muss im Netzwerk noch hinzugezogen werden, damit dies gewährleistet wird?“