Von Jasmine Hrdina, Wolfgang Sablatnig<BR /><BR /><BR />Innsbruck – Rund 9000 Insassen gibt es in Österreichs Gefängnissen, doch kaum einer bekommt so viel Aufmerksamkeit wie Karl-Heinz Grasser. Zugegeben, in Österreich hat es Seltenheitswert, dass ein hoher Politiker eine Haftstrafe verbüßen muss. Dem ehemaligen Finanzminister der Republik stehen nun vier Jahre Haft bevor.<BR /><BR />Wie viel davon er tatsächlich in der Innsbrucker Justizanstalt (JA), dem „Ziegelstadl“, absitzen muss, ist offen. Ab September kann er dank einer neuen Gesetzeslage beantragen, die Strafe im überwachten Hausarrest mit der elektronischen Fußfessel zu verbüßen. Zu Details gab sich Grassers Anwalt Manfred Ainedter auf TT-Anfrage zugeknöpft: „Das ist jetzt seine Privatsphäre.“<BR /><BR />Vor den Linsen der Pressefotografen geschützt, wurde Grasser am Montag in einem Kleinbus in die Justizanstalt gebracht. Dort erwartet ihn nun derselbe Alltag, wie alle anderen rund 480 Inhaftierten, erklärt JA-Mediensprecher Michael Figl: „Bei uns werden alle gleich behandelt.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1174614_image" /></div> <h3>Essen wie im Krankenhaus</h3>Essen wird laut einem Bericht der tt.com (Tiroler Tageszeitung) dreimal täglich serviert, österreichische Küche dominiert. Sofern keine Allergien, gesundheitliche Einschränkungen oder religiöse Vorgaben bestehen, gibt es Vollkost: Zum Frühstück Marmelade, Butter, Schwarz- oder Weißbrot. Mittags reicht es vom Schnitzel bis zum süßen Scheiterhaufen. „Das Essen ist vergleichbar mit dem, was man in einem Krankenhaus bekommt“, resümiert Figl.<BR /><BR />Das Menü werde nach „ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen“ erstellt. Den Menüplan gibt es für zwei Wochen im Voraus. Für Schleckereien oder persönliche Gelüste gibt es einen kleinen Laden in der Justizanstalt, wo sich Häftlinge ausgewählte Waren kaufen können, Taschengeld vorausgesetzt.<h3> Eine Stunde im Freien</h3>Eine Stunde pro Tag gibt es, um frische Luft zu schnappen: Bewegung im Freien, heißt es dann. Den Alltag regelt auch eine Arbeit, diese ist für alle verpflichtend. Zur Wahl stehen Aufgaben in Wäscherei, Bücherei, Schneiderei, Tischlerei oder Schlosserei. Die Justizanstalt sei Selbstversorger, erklärt Figl. Reinigung, Löcher in Kleidern stopfen, Elektroinstallationen, Malerarbeiten und diverse Reparaturen – besonders in den Werkstätten gibt es immer etwas zu tun. Handwerklich begabte haben hier einen Vorteil, aber man kann sich auch fortbilden. „Wenn jemand nichts davon kann, wird er angelernt“.<BR /><BR />In seiner Einzelzelle wird der 56-Jährige ohne Handy und Computer auskommen müssen. Nach außen kommunizieren kann man bei Besuchen, über Briefverkehr oder zu vorgegebenen Telefonzeiten – vom Festnetzanschluss aus, für den Grasser immer ein paar Münzen in der Tasche haben sollte. Gegen Ende der Haftstrafe werden in den meisten Fällen öfter Ausgänge gewährt.