Bei dem Täter handelt es sich laut Landespolizeidirektor Gerald Ortner um einen 21-jährigen Österreicher. Der Mann, der Suizid beging, verwendete zwei Schusswaffen, die er legal besessen hatte. Es handelte sich um eine Lang- und eine Kurzwaffe.<BR /><BR />„Wir sind wegen Schüssen und Schreien in einer Schule alarmiert worden“, erklärte Ortner kurz nach 15.15 Uhr vor Medienvertretern. Daraufhin sei unverzüglich ein Großaufgebot mobilisiert worden. Über 300 Kräfte der Polizei standen im Einsatz. Der ehemalige Schüler der Schule in der Grazer Dreierschützengasse hatte für seine Amoktat zwei Schusswaffen, die er legal besessen hatte, verwendet. Es handelte sich um eine Lang- und eine Kurzwaffe, hieß es bei einer Pressekonferenz am Nachmittag, bei der neben der Polizei auch Spitzen der Politik zu Wort kamen.<h3> Areal rund um Schule wurde gesperrt</h3>17 Minuten nach der Alarmierung konnten schließlich die Kräfte des EKO Cobra nach der Durchsuchung des Gebäudes die Sicherheit wiederherstellen, erklärte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. So hätten binnen kurzer Zeit die ersten Notarztwagen zufahren können.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1177242_image" /></div> <BR /><BR />Das Areal um die Schule blieb am Vormittag Stunden gesperrt. „Ich habe erst nach zwei Stunden rausfahren können“, sagte eine Nachbarin der APA am Dienstag vor Ort. Das betroffene Gymnasium war auch bei einem Lokalaugenschein am Dienstagnachmittag um 17.40 Uhr noch immer polizeilich abgeriegelt. Zeitweise waren am Dienstag während und nach des Einsatzes ganze Straßen in Graz gesperrt. Am Hauptbahnhof waren am Nachmittag ebenfalls schwer bewaffnete Cobra-Beamte postiert und auf Patrouillengang.<h3> Elf Menschen kamen ums Leben</h3>Bei der Attacke kamen elf Menschen ums Leben, sieben der Opfer waren weiblich, drei männlich. Eine Frau starb Dienstagabend im LKH Graz, sie war eine der beiden Schwerverletzten, die ins Spital eingeliefert worden waren. Der Täter hat Suizid in einer Toiletten-Anlage begangen. Elf weitere Personen sind - zum Teil schwer - verletzt. Zu deren genauen Zustand wollten weder die Polizei auf der Pressekonferenz noch der steirische Landesrettungskommandant danach ins Detail gehen. „Es war aber sicher der tragischste Einsatz des Roten Kreuzes in der Steiermark in der Zweiten Republik“, sagte Peter Hansak zur APA nach dem Medientermin.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1177056_image" /></div> <BR /><BR />Hansak betonte, dass das Rote Kreuz bisher im Rahmen der Krisenintervention rund 200 Eltern und Angehörige sowie 300 Schülerinnen und Schüler betreut habe. 40 Kräfte des Roten Kreuzes seien auch weiterhin vor Ort. Insgesamt standen 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Einsatz. Aufgrund der Lage sei während des Amoklaufes, wie in solchen Fällen üblich, auch der Krankentransport ausgesetzt worden. „Alle nicht notwendigen Einsätze werden dann zurückgefahren.“<h3> Viele Fragen aufgeworfen</h3>„Viele fragen sich, wie man nach einer Situation wie heute in Graz helfen kann. Zunächst gelingt das, indem man seine Familie, seine Kinder beruhigt, und Menschen mit ihren Ängsten und Sorgen ernst nimmt“, so Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik. Wenn man allerdings ganz konkret helfen möchte, kann man das durch Blutspenden. Die Lagerbestände seien aktuell auf einem kritisch niedrigen Niveau, hieß es in einer Aussendung.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1177305_image" /></div> <BR /><BR />Das Motiv des Einzeltäters war noch unklar. Der Mann war laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ein ehemaliger Schüler der Bildungseinrichtung, der die Schule nicht abgeschlossen hatte. Er war bisher nicht amtsbekannt. Medienberichte, wonach der Schüler in der Vergangenheit gemobbt worden sein soll, wollten Karner und die Polizei am Dienstag nicht bestätigen.<h3> <b>Abschiedsbrief gefunden<BR /></b></h3>Ein Bericht, wonach am Wohnort des 21-Jährigen bei einer Durchsuchung ein Abschiedsbrief gefunden worden sei, bestätigte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, in einer „ZIB Spezial“ zum Amoklauf auf ORF2 (20.15 Uhr) am Dienstagabend. Dieser lag demnach in analoger und digitaler Form vor, inhaltlich habe das Schreiben laut Ruf jedoch keinen Hinweis auf ein Motiv geliefert, es enthielt Abschiedsworte des Täters an seine Eltern. Was den legalen Besitz der Tatwaffen betrifft, so gelte es hier den genauen Sachverhalt zu prüfen. Ein Führen der Waffe war dem 21-Jährigen aufgrund der Gesetzeslage jedenfalls zu keinem Zeitpunkt gestattet gewesen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1177308_image" /></div> <BR /><BR />Ebenso wurde in der Sondersendung über Konsequenzen an den Schulen gesprochen. Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium, kündigte an, dass morgen in Graz Schulpsychologen aus ganz Österreich anwesend sein werden. Der Schulbetrieb in der betroffenen Schule werde erst kommende Woche wieder hochgefahren. Was die Matura betrifft, so werde nach Lösungen gesucht werden, so Netzer.<h3> „Nationale Tragödie“</h3>Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sprach von einem „dunklen Tag“ und einer „nationalen Tragödie“. Stocker kündigte eine Trauerminute für Mittwoch um 10.00 Uhr an, zudem wird eine dreitägige Staatstrauer bis inklusive Freitag ausgerufen. Es sei klar, dass nun in diesem Land „niemandem zum Feiern zumute ist“, so Stocker. „Welche Veranstaltungen durchgeführt werden, wird noch zu entscheiden sein“, sagte Stocker mit Hinblick auf bereits geplante Events und Veranstaltungen.<BR /><BR />Die Trauerglocke des Stephansdoms - die sogenannte „Halbpummerin“ - wird am Mittwoch um 10.00 Uhr zur österreichweiten Gedenkminute läuten. Darüber hinaus wurde der Dom anlässlich der dreitägigen Staatstrauer schwarz beflaggt. Für 17.00 Uhr ist eine Gedenk- und Andachtsstunde geplant.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1177311_image" /></div> <h3> Gottesdienst und Trauerminute</h3>Am Abend wurde bei einem Gottesdienst im Grazer Dom der Opfer gedacht. Mehrere Hundert Menschen waren der Einladung der Diözese Graz-Seckau ebenso gefolgt wie die österreichische Regierungs- und die steirische Landesregierungsspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt. Nach 21.00 Uhr versammelten sich Hunderte Menschen am Grazer Hauptplatz für ein Lichtermeer.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1177314_image" /></div> <BR /><BR />Der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) betonte, dass in der Steiermark in den kommenden drei Tagen alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt sind. „Die Steiermark weint“, sagte Kunasek. Besonders als Vater gingen ihm die Ereignisse sehr nahe.<BR /><BR /><BR />Die Polizei ersuchte am Dienstag, die Veröffentlichung von Foto- und Bildmaterial im Netz aus Rücksicht auf die Angehörigen und die Opfer sowie die laufenden Ermittlungen zu unterlassen. Stattdessen solle man Bilder und Videos auf die eingerichtete Upload-Plattform des Ministeriums hochladen.<h3> Bestürzung auch in Italien</h3>Nach der Amoktat in der Grazer Schule kondolieren prominente italienische Politiker den Familien der Opfer. Italiens Senatspräsident Ignazio La Russa erklärte sich „fassungslos“. „In Graz hat sich ein Akt beispielloser Gewalt ereignet. Ich möchte meine volle Solidarität und die des Senats mit den Familien der Opfer, den Verletzten und der gesamten Gemeinschaft, die von dieser tiefen Trauer betroffen ist, ausdrücken“, schrieb La Russa auf X.<BR /><BR />Lorenzo Fontana, Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, bekräftigte: „Mit tiefer Trauer bringe ich meine Verbundenheit mit dem österreichischen Volk wegen des Anschlags auf die Schule in Graz zum Ausdruck. Wir beten für die Opfer. Den Angehörigen spreche ich mein tiefes Beileid aus“.<h3> Italienischer Bildungsminister fordert sichere Schulen</h3>Der italienische Bildungsminister Giuseppe Valditara meinte, die Schule müsse immer ein sicherer Ort sein. „Schulen sollen Orte sein, an denen man mit den Grundsätzen des Respekts und der Gewaltlosigkeit aufwächst“, erklärte der Minister auf X.<BR /><BR />Die SVP-Senatorin Julia Unterberger teilte auch in ihrer Funktion als Vorsitzende der Interparlamentarischen Union (UIP) Italien-Österreich in einer Aussendung mit: „Wir sind fassungslos angesichts dessen, was heute in Österreich vorgefallen ist. Es ist eine sinnlose Tragödie, die uns zutiefst erschüttert und angesichts derer wir den Familien der Opfer, der betroffenen Schulgemeinschaft und allen Grazer Bürgerinnen und Bürgern nur unser Mitgefühl aussprechen können. Schulen sollten Orte des Wachstums und der Hoffnung sein – und nicht Schauplätze solch grausamer und unerklärlicher Gewalt.“<BR /><BR />Eine „tiefe“ Wunde verbinde den tragischen Tod einer an einer Schule Beschäftigten, die am Dienstag in einer Mittelschule in der ostfranzösischen Kleinstadt Nogent von einem Schüler erstochen wurde, und die Schießerei in Graz, betonte der Minister für öffentliche Verwaltung, Paolo Zangrillo. „Es ist die Wunde des Unbehagens der Jugend, eine stille Krise, die unsere Gesellschaften durchzieht und die wir allzu oft ignorieren, bis sie in extremen und dramatischen Formen explodiert“, sagte Zangrillo gegenüber Journalisten in Rom.<h3> Minister beklagt „Einsamkeit und Orientierungslosigkeit</h3> “<BR /><BR />„Wenn die Schule von einem Ort der Bildung, des Wachstums und der Auseinandersetzung zu einem Theater des Todes wird, ist der Schmerz kollektiv. Wir können uns nicht auf eine Verurteilung beschränken. Wir müssen uns fragen, wie es zu solch extremen Gesten kommt, was hinter dieser Gewalt steckt und wie wir sie verhindern können“, betonte der Minister aus den Reihen der Regierungspartei Forza Italia.<BR /><BR />„Einsamkeit, Orientierungslosigkeit, emotionale Zerbrechlichkeit: Oft ist eine dramatische Tat ein Hilfeschrei, der ungehört verhallt. Deshalb ist die Investition in junge Menschen, in ihre psychische Gesundheit, in ihr Gefühl der Zugehörigkeit, in ihre Zukunft eine Verantwortung, die nicht länger aufgeschoben werden kann. Es bedarf eines kollektiven Engagements, das aus Zuhören, Erziehung und Vorbeugung besteht. Wahre Sicherheit entsteht durch Fürsorge“, schloss Minister Zangrillo.