„In einer Stunde war alles erledigt, und unsere Tochter hört wieder ohne Einschränkungen“, berichtet Hofer Gfader erleichtert nach der Operation in einer Bozner Privatklinik. „Ella wurde in beiden Ohren operiert, zudem hat man ihr die Polypen entfernt.“ Für die Behandlung zahlte die Familie Gfader rund 5.000 Euro aus eigener Tasche. <BR /><BR />„Mein Mann Stefan und ich konnten nicht mehr tatenlos zusehen, wie unsere Tochter leidet, weshalb wir das Geld zusammengekratzt haben“, sagt Tarita Hofer Gfader. „Wir hätten es uns niemals verzeihen können, irgendwann sagen zu müssen, dass wir dafür verantwortlich sind, dass unsere Ella bleibende Schäden davongetragen hat, weil wir nicht reagiert haben.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1175943_image" /></div> <BR /><BR />Auch das Familienleben habe gelitten: „Wir konnten nicht mehr in die Höhe fahren oder schwimmen gehen, weil Ellas Ohren es nicht mehr zuließen“, sagt sie. „Und im Kindergarten war Ella gezwungen, den anderen Kindern stets sehr nahe zu kommen, um sie verstehen zu können.“ Warum der Schritt in die Privatklinik? „Wir wurden vom Bozner Krankenhaus informiert, dass die Wartezeit für eine Operation bei sieben bis acht Monaten liegt“, sagt Tarita Hofer Gfader und zeigt auf das Schreiben der Abteilung Hals-Nasen-Ohren (HNO). <BR /><BR />Drei verschiedene Ärzte hätten bei Privatvisiten zu einer zeitnahen Operation geraten – die Wartezeiten des Bozner Spitals seien für Ella viel zu lang. „Vielleicht weckt unsere Geschichte endlich die Politik und den Sanitätsbetrieb. Solche Zustände sind schlichtweg untragbar“, sagt Tarita Hofer Gfader. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund: „Nicht jede Familie kann 5.000 Euro für eine Operation aufbringen. Für vieles ist Geld da – aber bei den Schwächsten der Gesellschaft wird gespart. Das muss sich ändern.“ Und die ständige Einnahme von Antibiotika und Schmerzmitteln sei auch nicht ungefährlich, betont Ellas Mutter. <h3>Fall Ella: Sanitätsbetrieb nimmt ausführlich Stellung</h3>Lukas Raffl, Abteilungschef für Kommunikation und Bürgeranliegen im Sanitätsbetrieb, nimmt zum Fall Ella Gfader Stellung: „Die kleine Patientin ist am 3. März dieses Jahres erstmals in der HNO-Abteilung des Krankenhauses Bozen untersucht worden. Dabei wurden eine Diagnose gestellt und eine Operation empfohlen, die aufgrund der Symptome und des Beschwerdebildes innerhalb von 90 Tagen erfolgen sollte.“ Zudem seien eine medikamentöse Therapie verschrieben und, um die Situation genau zu überwachen, eine Kontrollvisite für den 9. Mai anberaumt worden. Im Rahmen dieser Untersuchung habe man den klinischen Befund bestätigt, schreibt Raffl. <BR /><BR />In der Zwischenzeit habe Ellas Mutter allerdings einen privaten Facharzt zu Rate gezogen, der die Dringlichkeit des Eingriffes anders einschätzte. „Sanitätsdirektor Josef Widmann hat zusammen mit dem verantwortlichen Primar der HNO-Abteilung am Krankenhaus Bozen, Luca Calabrese, den Behandlungsverlauf noch einmal eingehend überprüft: Die Indikation und die angegebene Wartezeit auf die Operation von maximal 90 Tagen waren korrekt“, schreibt Raffl.<BR /><BR />„Aufgrund der im Rahmen der Visiten durchgeführten Untersuchungen gab es zu keiner Zeit einen Hinweis darauf, dass die akute Gefahr eines bleibenden Hörschadens bis hin zur Taubheit bestanden hätte.“ Die Patientin sei auch bereits in die Warteliste auf eine Operation eingetragen gewesen, berichtet Lukas Raffl. <BR /><BR />Der Sanitätsbetrieb bedauere zutiefst die Verunsicherung, die bei den Eltern aufgrund der unterschiedlichen Einschätzungen hinsichtlich der Dringlichkeit entstanden sei und habe auch Verständnis für die Sorge um das eigene Kind. „Wir möchten aber auch betonen, dass die Ärzte der HNO-Abteilung das Kind fachlich kompetent und sorgfältig behandelt haben“, unterstreicht Abteilungsleiter Lukas Raffl in der Stellungnahme.