„Ich will wissen, was an jenem Abend passiert ist“, sagt Madè Neumair (26). Die junge Medizinerin ist schwer gezeichnet vom Drama in der Familie: Ihre Eltern Peter Neumair und Laura Perselli sind seit 18 Tagen spurlos verschwunden, und die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie von Madès Bruder Benno getötet wurden. <BR /><BR /><BR /><i>von Michael Eschgfäller</i><BR /><BR />„Ich vertraue den Ermittlern voll und ganz“, sagt Madè Neumair. Sie habe lange überlegt, ob sie mit den Medien sprechen solle oder nicht. Und vor allem, was sie sagen könne. Neumair klingt am Telefon erschöpft und mitgenommen. <BR /><BR />Sie war es, die am 5. Jänner, einen Tag nachdem ihre Eltern zum letzten Mal gesehen wurden, bei ihrer Tante Alarm geschlagen hatte, weil sie die Eltern nicht erreichen konnte. Die 26-jährige Medizinerin absolviert in München ein Facharztpraktikum. Sofort habe sie sich ins Auto gesetzt und sei nach Bozen gefahren. <BR /><BR /><b>„Gedanke schmerzt wahnsinnig“</b><BR /><BR />Seitdem erlebe sie einen Alptraum, erzählte sie der Tageszeitung „Alto Adige“. „Der Gedanke, meine Mutter und meinen Vater verloren zu haben, schmerzt wahnsinnig.“ Und die Strohhalme, an die sich die 26-Jährige derzeit klammern kann, sind recht dünn. Trotz tagelanger Suche nach ihren Eltern – auch gestern wurde die Etsch wieder bis Mori abgesucht – fehlt von Peter Neumair und Laura Perselli nach wie vor jede Spur. <BR /><BR />Dem „Alto Adige“ gegenüber erzählt sie, dass ihre Eltern, die zuvor beide verheiratet waren, seit 35 Jahren zusammengelebt haben – glücklich und verliebt. Sie selbst habe zu ihren Eltern ein ausgezeichnetes Verhältnis gehabt. Und sie habe sie über alles geliebt. <BR /><BR /><b>„Diese Familie gibt es nicht mehr“</b><BR /><BR />Zu den Ermittlungen gegen ihren Bruder könne und wolle sie absolut nichts sagen. „Zum Schutz der Ermittlungen erfahren wir keine Details. Und das ist auch richtig so. Ich vertraue den Ermittlern voll und ganz und bin überzeugt, dass das das Beste ist.“<BR /><BR />Zu ihrem Bruder wolle sie sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. „Am Tag, als mein Bruder unter Ermittlung gestellt wurde, hat mich ein Journalist gefragt, ob ich schockiert sei. Ich habe mit Nein geantwortet, in diesem Augenblick will und kann ich mich nicht äußern“, sagt sie dem „Alto Adige“ gegenüber. „Wir waren eine geeinte Familie, diese Familie gibt es jetzt nicht mehr …“ Derzeit wolle sie nur eines: „Die Wahrheit wissen – wie auch immer diese Wahrheit aussieht“.<BR />