Eltern, deren Kinder die Schulpflicht nicht erfüllen, können schon jetzt mit einem Bußgeld an ihre Aufgabe erinnert werden. Die Geldstrafe fällt allerdings sehr niedrig aus. Würde eine Verschärfung etwas bringen. <BR /><BR />„Sehr bedenklich“ findet <Fett>Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner</Fett> diesen Ansatz: „Solche Maßnahmen haben mit Pädagogik jedenfalls nichts zu tun“. „Mich macht es sehr nachdenklich, dass man in Rom meint, das Problem auf diese Art und Weise angehen zu können“, sagt Falkensteiner. Wenn Schüler regelmäßig dem Unterricht fernblieben, dann stecke ein Problem dahinter. „Und das gilt es anzugehen, hier muss man ansetzen und gemeinsam Lösungen finden“, sagt sie. „Dass das Androhen von Strafen diesen Effekt haben soll, sehe ich nicht. Der erhobene Zeigefinger hat jedenfalls mit Pädagogik nichts zu tun“, stellt sie klar. <BR /><BR />Deutlicher wird <b>Christoph Buratti, Vorsitzender des ASM</b> (Arbeitskreis Südtiroler Mittel-, Ober- und Berufsschullehrer): „Solche Strafen sind völlig überzogen, das sind populistische 'Lösungen', die die Probleme nicht lösen, sondern eher verschärfen“. Wenn Schule und Eltern keinen Zugang mehr zu den Kindern hätten, dann ändere daran auch eine 2-jährige Haftstrafe für die Kinder nichts. „Diese Schüler haben ja meist einen persönlichen Grund, weswegen sie schwänzen. Etwa Angst vor der Schule oder auch vor den Eltern, Situationen, mit denen sie nicht zurecht kommen. Sie sind ein Fall für Sozialarbeiter“, wundert er sich. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61137407_quote" /><BR /><BR />Regelrecht sprachlos reagiert <b>Heidrun Goller, Vorsitzende des Landesbeirates der Eltern</b>, auf den Vorschlag: „Da versucht man Feuer mit Öl zu löschen“, sagt sie und nennt die Maßnahmen „absurd und sinnlos“: „Eltern, denen ihre Kinder soweit entglitten sind, brauchen Hilfe, keine Strafe“. Aber es sei natürlich einfacher, mit Gefängnis zu drohen, als sich der Wurzeln des Problemes anzunehmen. „Und von vorbeugenden Maßnahmen redet wieder kein Mensch“, ärgert sie sich. <BR /><BR /><b>Timo Kompatscher, Vorsitzender des Landesbeirates der Schüler</b>, findet den Vorschlag nicht nur einfach „Blödsinn“, sondern schlicht „eine Frechheit“. „Wie kann der Staat auf die Idee kommen, diesen Schülern die Eltern wegzunehmen?“ <BR /><BR /><b>Bildungslandesrat Philipp Achammer</b> sieht die Diskussion und das Bemühen in Rom etwas differenzierter: „Immer mehr Eltern verabschieden sich vom Bildungsweg ihrer Kinder, geben Erziehungsarbeit an die Schulen ab – auch in Südtirol. Das kann und darf nicht sein“, ist Achammer überzeugt. Dort wo das Elternhaus sich zurückzieht, seine Verantwortlichkeit für die eigenen Kinder abgibt, müssen unbedingt Verbindlichkeiten geschaffen werden, so der Bildungslandesrat. Eltern, die nicht dafür sorgen, dass ihre Kinder die Schulpflicht erfüllen, droht derzeit jedenfalls nur ein Bußgeld über 30 Euro. <BR /><BR />Dass die Sanktionen für säumige Eltern nun aber mehr als deutlich verschärft werden sollen, sieht Achammer skeptisch. „Wir haben auch bei uns im Land bereits vielfach Situationen, in denen Eltern kriminell sind oder von den Sozialdiensten begleitet und betreut werden müssen“, so Achammer. Ob bei solchen Eltern eine drohende Haftstrafe hilft, sie in die Verantwortung für ihre Kinder zu bringen, bezweifle er. <BR /><BR />Oberstes Ziel müsse sein, dass es gar nicht erst zu solchen Situationen kommt, ist er überzeugt. „Denn in solchen Fällen sind die Jugendlichen bereits die Leidtragenden“, sagt er. „Fakt ist, dass wir bei Eltern wie auch bei den Jugendlichen deutlich früher ansetzen müssen“, so Achammer. „Und dabei gilt es ordentlich Geld in die Hand zu nehmen.“<BR />