„Der finanzielle Aspekt nimmt deshalb, trotz der gewährten Förderungen, keine zentrale Position ein. Im Mittelpunkt stehen vielmehr soziale, ökologische und auch idealistische Werte“, sagt Petra Dantone, Expertin und für Energiegemeinschaften zuständige Beraterin bei Energiedienstleister Raiffeisen Energy.<BR /><BR />Eines gleich vorneweg: Die Erzeugung und der Verbrauch von Strom in einer Energiegemeinschaften erfolgen virtuell. Die Mitglieder beziehen ihren Strom weiterhin aus dem Netz oder speisen die von ihnen erzeugte Energie, nach Abzug des Eigenverbrauchs, in das Netz ein. Auch der Stromversorger muss nicht gewechselt werden. Es handelt sich also nicht um Verbraucher und Produzenten, die in kleinen unabhängigen Netzen (Microgrids) zusammengeschlossen sind. <BR /><BR />Dennoch gibt es territoriale Beschränkungen: In einer Energiegemeinschaft findet die Stromerzeugung und der zeitgleiche Verbrauch im Einzugsbereich einer Primärkabine statt. Diese Umspannwerke wandeln den Strom aus den Hochspannungsleitungen in Mittelspannung um – und versorgen damit ein bestimmtes Gebiet. Zusammenschließen können sich – unter anderem – Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen oder auch Gemeinden.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />In Südtirol gibt es aktuell zehn Energiegemeinschaften. Damit kann sich inzwischen fast jeder Südtiroler und jede Südtirolerin einer Energiegemeinschaft anschließen. Bis auf die Landeshauptstadt Bozen „ist unser Land eigentlich gut abgedeckt“, sagt Matthias Obrist, Geschäftsführer des Südtiroler Energieverbandes (SEV). Und, so betont er, „wenn eine Energiegemeinschaft bereits in einem bestimmten Gebiet existiert, hat es keinen Sinn, im selben Gebiet eine zweite Energiegemeinschaft zu gründen. Schließlich kostet die Verwaltung von Energiegemeinschaften Geld – und je geringer diese Verwaltungskosten sind, desto besser“. <BR /><BR />Es gehe also jetzt weniger darum, neue Energiegemeinschaften zu gründen, als vielmehr darum, Mitglied in einer bestehenden EEG zu werden. Der Südtiroler Energieverband unterstützt und berät Energiegemeinschaften, damit diese den Bürgerinnen und Bürgern einen möglichst Mehrwert bieten können.<BR /><BR />„Wer sich etwa mit einer eigenen – neuen (!) – Photovoltaikanlage in eine solche Gemeinschaft einbringen will, der sollte dies jetzt in Angriff nehmen“, rät Matthias Obrist. Denn dann profitiert man gleich doppelt. So gibt es für die Installation einer neuen Anlage in einer Energiegemeinschaft in Gemeinden mit weniger als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern bis zu 40 Prozent Förderung aus dem PNRR-Topf. <BR /><BR />Zugelassen sind PV-Anlagen, Wasserkraftwerke, Biogasanlagen und Windkraftwerke. Doch die Zeit drängt: Anträge für die Inanspruchnahme der Fördermittel aus dem nationalen Plan für Aufbau und Resilienz müssen bis zum 30. November 2025 erfolgen. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Zudem erhalten die Mitglieder 20 Jahre lang einen Fördertarif, der sich an der Strommenge orientiert, die in ihrer Energiegemeinschaft zeitgleich produziert und konsumiert wurde. „Um es gleich zu sagen: Viel ist das nicht. Wer einer Energiegemeinschaft beitritt, stärkt den Klimaschutz und – vor allem - die lokale Gemeinschaft. Die meisten Südtiroler Energiegemeinschaften sind genossenschaftlich organisiert und jedes Mitglied kann gleichberechtigt an Entscheidungen über die eigene Versorgung mit Energie teilnehmen“, sagt Silvia Schmiedhofer, Leiterin der Beratungsabteilung des Südtiroler Energieverbands.<BR /><BR />Je mehr Energie in der Energiegemeinschaften erzeugt und gleichzeitig von deren Mitgliedern verbraucht wird, desto höher sind die Förderungen: Die Mitglieder einer Energiegemeinschaft haben daher ein Interesse daran, den Strom zu verbrauchen, wenn er im Rahmen der Gemeinschaft produziert wird und zur Verfügung steht.<BR /><BR />Handelt es sich dabei – wie bei den meisten Energiegemeinschaften – um Sonnenenergie, sollten energieintensive Haushaltsgeräte genutzt oder Energiespeicher aufgeladen werden, wenn die Sonne scheint. „Diese Verhaltensänderungen, die sich der Volatilität erneuerbarer Energien anpassen, sind von großer Bedeutung, wenn wir die erneuerbaren Energien effizient nutzen wollen“, erklärt Matthias Obrist.<BR /><BR />Die Belastbarkeit und Stabilität der Stromnetze ist – vor allem nach dem Blackout in Spanien und Portugal – ein zentrales Thema, wenn über erneuerbare Energie gesprochen wird. Energiegemeinschaften, die lokale elektrische Energie erzeugen und lokal verbrauchen, tragen zur Stabilisierung der Netze bei. Schließlich muss Strom, der im Einzugsbereich einer Primärkabine erzeugt und gleichzeitig verbraucht wird, nicht über Hochspannungsleitungen in weit entfernte Regionen transportiert werden.