Im Interview erklären sie uns auch, welche Möglichkeiten, welche gesetzlichen Beschränkungen und Freiheiten es bei den verschiedenen Bestattungsformen gibt. <BR /><BR /><b>Zuallererst die Frage: Wie sind Sie eigentlich zum Beruf Bestatterin gekommen?</b><BR />Helga Glöggl: Als ich meinen Partner und jetzigen Mann kennengelernt habe, der das Bestattungsunternehmen von seinen Eltern übernommen hat, war für mich schnell klar, dass ich hier einsteige. Ich bin in den Beruf hineingewachsen und hatte auch nie Berührungsängste, weder mit dem Thema Tod noch mit den Verstorbenen an sich. Auch wenn ich alles mache, was zu diesem Beruf gehört, kümmere ich mich hauptsächlich um das Bürokratische und die Gespräche mit den Trauerfamilien, weil mir das auch sehr liegt und ich hoffe, das nötige Feingefühl aufzubringen.<BR /><BR /><b>Muss man eine Ausbildung absolvieren?</b><BR />Helga Glöggl: Nein, hier bei uns gibt es keine spezifische Ausbildung. In anderen Ländern ist das anders, in Deutschland zum Beispiel gibt es einen 3-jährigen Lehrgang. <BR /><BR /><b>Welches Verhältnis haben Sie persönlich zum Tod?</b><BR />Helga Glöggl: Ich habe absolut keine Angst vor dem Tod, weil ich ganz sicher bin, dass es nicht das Ende bedeutet. Wir sind Teil von etwas Größerem. Was mir Angst macht, ist jemanden zu verlieren, der mir nahe steht oder zu wissen, dass ich im Fall meines Todes Menschen zurücklassen muss. <BR /><BR /><b>Gerade in diesem Beruf gibt es wahrscheinlich Situationen, in denen Sie an Ihr Limit kommen?</b><BR />Helga Glöggl: Ja, natürlich. Wenn Kinder, Jugendliche oder junge Mütter oder Väter sterben, stehen auch wir mit einem Kloß im Hals vor dieser Situation. Ich habe aber einen Weg gefunden, das alles nicht mit in mein Privatleben zu nehmen. Ich schlafe gut und lasse es nicht zu sehr an mich dran. Wenn man das nicht könnte, müsste man diesen Beruf aufgeben.<BR /><BR /><b> In Wien werden ja prunkvolle Begräbnisse als „a schöne Leich“ bezeichnet…Gibt es tatsächlich schöne Leichen?</b><BR />Helga Glöggl: Ja, auf jeden Fall. Die meisten Toten sehen ganz friedlich und gelöst aus. Und jünger, da die ganze Anspannung aus den Gesichtern gewichen ist. Ausnahmen sind hier jene Personen, die unter Qualen gestorben sind.<BR /><BR /><b>Wie ist das, wenn Angehörige die Toten sehen möchten, die unter Qualen oder bei einem Unfall gestorben sind? Werden da besondere Maßnahmen getroffen, um die Menschen gut aussehen zu lassen?</b><BR />Helga Glöggl: Das kommt eher selten vor. Bei schlimm zugerichteten Unfallopfern teilen meistens schon die Behörden den Angehörigen mit, dass sie den Toten oder die Tote nicht mehr sehen können. Ansonsten versuchen wir bestimmte Stellen abzudecken oder eben zu überschminken.<BR /><BR /><b>Laut Statistikamt lassen sich immer mehr Personen einäschern. Können Sie das bestätigen?</b><BR />Helga Glöggl: Auf jeden Fall. Der Trend geht ganz stark in Richtung Feuerbestattung. Bis vor wenigen Jahren waren es etwa 20 Prozent, mittlerweile sind es fast 80 Prozent. Allerdings entscheiden sich die meisten Trauerfamilien dafür, zuerst auf ganz traditionelle Art und Weise eine Trauerfeier in der Kirche mit Sarg zu feiern und erst anschließend im kleinen Kreis die Beisetzung der Urne durchzuführen. Nur sehr wenige entscheiden sich direkt für die Einäscherung, um dann mit der Urne die Trauerfeier zu begehen. Bei uns waren es im vergangenen Jahr nur 3 solcher Abschiedsgottesdienste mit Urnen. Südtirol ist, was das angeht, noch sehr traditionsgebunden. Dass eine Einäscherung stattfindet, wird nach außen oft auch gar nicht kommuniziert. Ich denke aber, dass es die nächste Generation vielleicht schon anders macht und dann häufiger die direkte Einäscherung bevorzugt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="897137_image" /></div> <BR /><BR /><b>Warum glauben Sie, gibt es diesen Trend zur Einäscherung?</b><BR />Helga Glöggl: Ich denke, das hat verschiedene Gründe. Manchmal ist einfach kein Platz mehr im Grab und kein weiterer Sarg erlaubt, eine Urne hingegen schon, bei vielen ist es einfach die Tatsache, dass sie wenig Zeit haben, sich um ein Grab zu kümmern und bevorzugen deshalb die Nischen für die Urne. Und auch der Kostenfaktor kann eine Rolle spielen. Zwar ist eine Feuerbestattung zunächst teurer als eine traditionelle Beerdigung, die Folgekosten sind aber geringer. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="897140_image" /></div> <BR /><BR /><b>Teurer im ersten Moment deshalb, weil man immer in einem Sarg eingeäschert werden muss?</b><BR />Helga Glöggl: Ja, man kann eine Person nicht ohne Sarg einäschern. Der Sarg ist gesetzlich Pflicht. Hinzu kommen noch die Kosten für die traditionelle Trauerfeier, die Überführung des Sarges ins Krematorium nach Bozen, die Einäscherung selbst und das Zurückbringen der Urne. Das alles übernehmen wir als Bestattungsunternehmen. <BR /><BR /><b>Muss ich das schon zu Lebzeiten niederschreiben, dass ich eingeäschert werden möchte oder können dies meine Angehörigen nach meinem Tod für mich bestimmen?</b><BR />Helga Glöggl: Am besten ist es, diesen Wunsch schon zu Lebzeiten in der Wohnsitzgemeinde zu hinterlegen. Dort kann man ein dementsprechendes Formular ausfüllen und unterschreiben. Das verhindert Konflikte unter den nächsten Angehörigen, die über die Art der Bestattung entscheiden, wenn Sie es nicht selbst schon bestimmt haben. Hier kommt es schön öfters zu Reibereien.<BR /><BR /><b>Und wenn man es ins Testament schreibt?</b><BR />Helga Glöggl: Das ist nicht ganz ideal, denn die Entscheidung über die Art der Bestattung fällt ja meist schon innerhalb der ersten paar Stunden oder maximal weniger Tage. Das Testament wird meist erst nach der Bestattung in Anwesenheit eines Notars eröffnet. <BR /><BR /><b>Was, wenn ich meine Asche verstreuen lassen will?</b><BR />Helga Glöggl: Eine Verstreuung oder in eine Biourne zu kommen, kann ich wirklich nur selbst zu Lebzeiten bestimmen und muss dies in der Wohngemeinde mitteilen. Die Angehörigen sind nur dazu befugt, über die Einäscherung zu entscheiden, nicht aber über eine Verstreuung oder darüber, dass die Asche in eine Biourne kommt. <BR /><BR /><b>Was ist eine Bio-Urne?</b><BR />Helga Glöggl: Das ist eine Urne, die sich komplett zersetzt. Diese besteht entweder aus Holz, Maisstärke oder anderen abbaubaren Materialien. Eine sehr nachhaltige Form der Bestattung also. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="897143_image" /></div> <BR /><BR /><b>Darf man sich überall verstreuen lassen?</b><BR />Helga Glöggl: Die Bestimmungen variieren von Gemeinde zu Gemeinde. Manche Gemeinden haben ausgewiesene Plätze zur Verstreuung der Asche. Man darf sich also nicht unbedingt überall verstreuen lassen. Da sollte man sich einfach informieren, was im Bereich des Möglichen ist. <BR /><BR /><b>Wenn ich verstreut werden möchte, muss ich mir dann trotzdem eine Urne kaufen?</b><BR />Helga Glöggl: Bei uns ist es so, dass wir eine Leih-Urne anbieten, die uns die Angehörigen nach erfolgter Einäscherung und nach Verstreuung der Asche wieder zurückbringen. Dadurch, dass die Asche ja nie in die Urne direkt, sondern immer in einen Beutel gefüllt wird, ist das auch aus ethischer Sicht absolut kein Problem, eine Urne zu verleihen bzw. öfters zu verwenden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="897146_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie viel Asche bleibt von uns eigentlich übrig?</b><BR />Helga Glöggl: Nach der Einäscherung bleiben von uns etwa 3 bis 3,5 Kilogramm Asche zurück – allerdings inklusive Sarg. <BR /><BR /><BR /><b>In der Pandemie musste man die Leute, die an oder mit Corona gestorben sind und die Angehörigen eine Erdbestattung wünschten, in Zinksärgen beerdigen. Warum gab es um diese Zinksärge Diskussionen?</b><BR />Helga Glöggl: Zinksärge bauen sich nicht ab wie normale Holzsärge und werden zusätzlich hermetisch verschlossen. Deshalb waren die Gemeinden nicht sonderlich begeistert, wenn Familien den Wunsch hatten, die Person darin zu beerdigen. Allerdings geschah das eben auch relativ selten, weil die meisten Betroffenen eingeäschert wurden. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="897149_image" /></div> <BR /><BR /><b>Die Leiche verwest in diesen Zinksärgen auch dementsprechend langsamer?</b><BR />Arnold Glöggl: Es gab einen Fall einer Exhumierung eines Zinksarges, der über viele Jahre in der Erde lag. Der darin enthaltene Leichnam war noch großteils erhalten. Es kommt immer drauf an, ob der Zinksarg komplett luftdicht geblieben oder mit der Zeit etwas Luft eingedrungen ist. Zinksärge werden heutzutage aber nur noch sehr selten verwendet, für Leichentransporte über längere Strecken ist es zum Beispiel vorgeschrieben.<BR /><BR /><b>Wie ist das bei Särgen und der klassischen Erdbestattung?</b><BR />Helga Glöggl: Särge bestehen heutzutage ausschließlich aus Weichholz, das sich schneller zersetzt. Und auch die Einbettung ist zu 100 Prozent abbaubar.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="897152_image" /></div> <BR /><BR /><b>Darf man seinen Sarg im Vorfeld individuell gestalten, wenn man das möchte? Bemalen zum Beispiel?</b><BR />Helga Glöggl: Diesen Wunsch hat hier zwar noch nie jemand geäußert, ist aber definitiv möglich. Wir hatten einmal jemanden, der die Urne seines Vaters noch mit zusätzlichen Schnitzereien verschönern wollte. Das war natürlich kein Problem. <BR /><BR /><b>Darf man dem Verstorbenen etwas mit in den Sarg legen?</b><BR />Helga Glöggl: Ja, das darf man. Viele geben ihren Lieben etwas mit auf die letzte Reise. Diese Dinge legen entweder wir für die Angehörigen mit in den Sarg oder sie tun es selbst. Da kommen dann oft die tollsten Sachen, wie zum Beispiel die Wattkarten oder Zigaretten. Und einmal hatten wir eine Person, die in ihrem Faschingskostüm beerdigt wurde. Sie war zu Lebzeiten ein großer Faschingsfan und nahm diese Liebe sozusagen in Form eines Kostüms der Golden Twentys mit in ihr Grab. Das fand ich sehr schön. <BR /><BR /><b>Kommt so etwas öfters vor?</b><BR />Helga Glöggl: Im Faschingskostüm nicht unbedingt, aber was wir schon feststellen, ist, dass man heutzutage die Leute nicht mehr ausschließlich mit Anzug oder schönstem Kleid anzieht, sondern mit jenen Kleidern, mit denen sie sich im Leben auch wohlgefühlt haben. Das war vor 10 bis 20 Jahren noch anders. <BR /><BR /><b>Kommen eigentlich nie junge Leute zu Ihnen, um sich über die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten zu informieren?</b><BR />Helga Glöggl: Das passiert tatsächlich sehr, sehr selten. Die, die kommen, haben dann schon sehr spezielle Wünsche. Spontan fällt mir hier jemand ein, der sich informieren wollte, ob es möglich sei, auch einfach gar nichts zu machen. Sprich er wollte sich einäschern lassen, aber keine Trauerfeier, keine Anzeige, keine Messe, keine Verabschiedung. Auch das ist möglich.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />