Die Ermittlungen richten sich gegen einen Mann, der sechs Tage nach der Entführung der damals 15-jährigen Orlandi die Familie telefonisch kontaktiert hatte. Der Mann, der angeblich mit seinem Anruf die Ermittlungen in die Irre führen wollte, konnten dank der Ex-Freundin eines römischen Unterwelt-Bosses identifiziert werden. Sein Name wurde von den Ermittlern nicht gekannt gegeben. Er ist der erste Verdächtige in dem rätselhaften Fall.Die Frau, Sabrina Minardi, behauptet, am 22. Juni 1983 im Auftrag ihres Lebensgefährten, dem inzwischen erschossenen Boss Enrico De Pedis, Orlandi überredet zu haben, in ihr Auto einzusteigen. Die damals 15-jährige Orlandi sei den Bossen der römischen Verbrecherbande „Banda della Magliana“ übergeben worden. Die Bosse der organisierten Kriminalität Roms hätten im Dienst mächtiger Persönlichkeiten die Tochter des Vatikan-Funktionärs entführt, um vom Heiligen Stuhl eine Gegenleistungen zu erhalten. Minardi behauptet, Orlandi sei tot. Die Leiche der damals 15-Jährigen sei in eine Betonmischmaschine in Torvajanica südlich von Rom geworfen worden. Die Aussagen der Frau werden von den Ermittlern als glaubwürdig bezeichnet.Emanuela Orlandi ist seit Juni 1983 spurlos verschwunden. In den vergangenen Jahren hatte es teilweise abenteuerliche Spekulationen über die Hintergründe des Falles gegeben. So wurde vermutet, dass Orlandi von der rechtsextremen türkischen Gruppe „Graue Wölfe“ entführt worden sei, um die Befreiung des Papst-Attentäters Mehmet Ali Agca zu erreichen, der 1981 festgenommen worden war. Offiziell liegen keine konkreten Erkenntnisse über das Schicksal der damals 15-Jährigen vor.„Emanuela ist seit 26 Jahren verschwunden, doch wir haben jetzt Grund zur Hoffnung. Wir warten bald auf positive Nachrichten“, so Natalia Orlandi, Schwester der Entführten. 2003 hatte die Familie bei der römischen Staatsanwaltschaft einen Antrag eingereicht, in dem um die Wiederaufnahme des Falls gebeten wurde.apa