Die Besitzerin des Pferdes hatte das ungewöhnlich große Exemplar an das Infektionslabor von Dr. Gernot Walder in Außervillgraten geschickt, wie dieser meldet.<BR /><BR />„Die Zecke wird derzeit genau untersucht, um sie taxonomisch exakt einzuordnen, allfällige Krankheitserreger zu identifizieren und eventuelle Aufschlüsse über ihre Herkunft zu erhalten“, erklärt Walder. Seine Forschungsgruppe prüft nun, ob es sich um ein eingeschlepptes Einzelstück handelt oder ob sich tatsächlich ein neuer Naturherd in Osttirol etabliert hat. „Bisher wurde keine weitere Zecke der Gattung Hyalomma nachgewiesen, die Wetterbedingungen waren aber für Zeckennachweise in den letzten Tagen ungünstig“, so der Facharzt. Die Felduntersuchungen sollen bei wärmerem und trockenerem Wetter fortgesetzt werden. „Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten ist die Existenz eines lokalen Standvorkommens aber wenig wahrscheinlich.“<h3> Ein Laufkäfer unter den Zecken</h3>Hyalomma-Zecken sind deutlich größer als die hierzulande üblichen Arten – bis zu 6,5 Millimeter, vollgesogen sogar zwei Zentimeter. Typisch sind die gestreiften Beine, mit denen sie sich schnell und über weite Strecken bewegen können. Für Schlagzeilen sorgte die Art als „laufende Riesenzecke, die ihre Opfer verfolgt“. Walder relativiert: <b>„Das muss ich relativieren. Fakt ist, dass die Hyalomma Erschütterungen im Boden wahrnimmt und sich über längere Strecken darauf hinbewegt. Das geschieht mit Geschwindigkeiten von weniger als 1 km/h – das reicht für äsendes Wild, aber ein Wanderer zieht da locker von dannen.“</b><h3> Überträger gefährlicher Krankheiten</h3>Gefährlich sind die Tiere nicht wegen ihrer Größe, sondern wegen der Krankheitserreger, die sie übertragen können. In Südeuropa ist Hyalomma als Vektor für Fleckfieber (Rickettsia aeschlimannii) und das Krim-Kongo-Fieber bekannt. Ob die Lavanter Riesenzecke infiziert war, müssen weitere Tests zeigen. „Solange sich keine lokalen Naturherde etablieren ist das Infektionsrisiko rein theoretisch, allerdings: Durch die hohe Reisefrequenz in die Endemiezonen des Balkans müssen beide Erkrankungen bei uns bedacht werden.“ Es sei also auch hierzulande nötig, die entsprechenden Nachweisverfahren zu beherrschen.<h3> Vorsicht bei Funden</h3>Wer eine Hyalomma-Zecke entdeckt, sollte den Fund dokumentieren, sie vorsichtig entfernen und in einem verschließbaren Behälter aufbewahren. „Die Zecke bitte weder thermisch, noch chemisch behandeln oder zerdrücken“, heißt es aus dem Labor Walder. Stattdessen sollen Betroffene den Fund direkt dort melden.<BR /><BR />Ob die Osttiroler Riesenzecke ein harmloser Einzelfall bleibt oder ein Vorbote klimabedingter Veränderungen ist, wird sich erst nach weiteren Untersuchungen zeigen.