Im Interview mit s+ sprach sie über die Gründe. <BR /><BR /><b>Warum treten Sie nicht mehr als Präsidentin an?</b><BR />Milva Mussner: Ich bin ziemlich müde, dazu hat auch die Pandemie viel beigetragen. Es ist auch die Begeisterung nicht mehr so stark. Ich war 7 Jahre Präsidentin. Vielleicht ist es Zeit, dass jemand anderes das Ruder übernimmt und wieder mehr Elan und Schwung hineinbringt. Die Jahre waren nicht leicht, es gab immer wieder neue Herausforderungen. Die Union Generela gibt ja auch die „Usc di Ladins“ heraus; die Präsidentin ist auch dafür zuständig: Da ist eine Firma zu leiten. <BR /><b><BR />Scheiden Sie ganz aus?</b><BR />Mussner: Ich möchte – wenn die anderen zustimmen – als Vizepräsidentin weiter mitwirken. <BR /><BR /><b>Gibt es schon einen Kandidaten für das Präsidentenamt?</b><BR />Mussner: Ich habe jemanden im Auge, aber die Person hat noch nicht zu 100 Prozent zugesagt. Sie würde das Amt übernehmen, aber nur, wenn ich als Vize bleibe. Ich habe meine Hilfe zugesagt. <BR /><BR /><b>Welche Erfolge sehen Sie im Rückblick auf Ihre Amtszeit?</b><BR />Mussner: Da ist sicher die finanzielle Seite zu nennen. Ich habe die Union Generela mit 90.000 Euro Schulden übernommen. Ich habe viele Nächte nicht geschlafen, das Bestehen der Union und der „Usc“ war in Gefahr. Seit 4 Jahren sind wir schuldenfrei. Gelungen ist das dank Beiträgen der Länder Südtirol und Trentino und der Region. Anfangs bin ich auch zu Privaten gegangen und habe um Zuschüsse gebettelt; viele haben auch geholfen.<BR /><BR /><b>Und abseits der Finanzen?</b><BR />Mussner: Mit großer Genugtuung blicke ich zurück auf Großveranstaltungen wie 2016 die Jubiläumsfeier zur großen Kundgebung der Ladiner 1946 am Sellajoch. Dazu kommen Veranstaltungen wie der Tag der ladinischen Einheit und das Festival ladinischer Kinderchöre. Wichtig finde ich, dass jetzt auf allen 7 Pässen die ladinische Fahne gehisst ist: Alle merken, dass sie nun in ein besonderes Land kommen. Ein großer Schritt war die Neugestaltung der „Usc“ 2019: Die Mitarbeiter haben viel gegeben, sie sind heute sehr professionell. Wir haben Schwung hineingebracht, und es sind junge, motivierte Mitarbeiter dazugekommen.<BR /><BR /><b>Was ist nicht gelungen?</b><BR />Mussner: Die rechtliche Anerkennung der Union Generela durch Südtirol und die Region als kulturelle Vereinigung fehlt noch; vom Trentino und von Rom ist sie anerkannt. Was ebenfalls fehlt, ist die Haltung, Ladinien als Gesamtladinien ansehen und nicht immer nur einen Teil der verschiedenen Provinzen. Wir haben keine gesamtladinischen Vereinigungen. Musikkapellen und Chöre aus dem Gadertal und aus Gröden sind Mitglied bei Südtiroler Verbänden, die ladinischen Vereine treffen dagegen nur sporadisch zusammen. <BR /><BR /><b>Es wäre wohl nicht ausgeschlossen, Mitglied in einem Südtiroler Verband zu sein und gleichzeitig einem gesamtladinischen anzugehören?</b><BR />Mussner: Das wird aber nicht unterstützt und nicht gefördert. Beim Tag der ladinischen Einheit haben Jugendliche Visionen für die Zukunft erarbeitet und dabei kam genau das heraus: Dass sie mehr Zusammenarbeit in kultureller Hinsicht in Gesamtladinien wollen. Da ist noch viel zu tun. Auch ein politisches, kulturelles, wirtschaftliches Zentrum fehlt, das haben die Jugendlichen klar ausgesprochen. Auch ein anderer wichtiger Punkt ist noch offen.<BR /><BR /><b>Das wäre?</b><BR />Mussner: Die politische Anerkennung einer einheitlichen Schriftsprache. Auch das haben die Jugendlichen kritisiert: In Bozen gibt es Aufschriften auf Deutsch, Italienisch und dann 2 ladinische Varianten. Wir sind die kleinste Sprachgruppe – und haben 2 Varianten. Das ist lächerlich, und es tut uns nicht gut. Es fehlt grundsätzlich ein ganzheitlicher Ansatz für die ladinische Sprache und Kultur. <BR /><BR /><b>Was haben Ihnen diese 7 Jahre gegeben?</b><BR />Mussner: Ich habe sehr viel gelernt, sehr viele engagierte Ladiner kennengelernt, die mich mit Herz und Seele unterstützt haben. Es waren sehr gute Erfahrungen.<BR />