<h3> Außenminister spricht von „Kriegserklärung“ Israels</h3>Irans Außenminister hat den israelischen Großangriff auf sein Land als Kriegserklärung gewertet. Israel habe damit alle roten Linien überschritten, sagte Abbas Araghchi laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA Er forderte den UNO-Sicherheitsrat dazu auf, sich sofort mit dem Vorfall zu befassen.<BR /><BR />Laut iranischen Angaben wurden führende Köpfe des Militärs getötet, darunter der Kommandant der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, und der Generalstabschef, Mohammed Bagheri. Zugleich wurde nach israelischen Angaben das iranische Luftabwehrsystem im Westen des Irans angegriffen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178472_image" /></div> <BR />Nach dem Tod von Salami und Bagheri gab Irans Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei deren Nachfolger bekannt. In zwei separaten Dekreten ernannte er am Freitag Mohammad Pakpour zum neuen Chef der Islamischen Revolutionsgarden und Abdolrahim Moussavi zum neuen Armeechef.<h3> Iran macht USA verantwortlich</h3>Die mit Israel verbündeten USA sind nach Regierungsangaben aus Washington nicht an dem Angriff beteiligt. Laut der Nachrichtenagentur AFP machte der Iran die USA allerdings „verantwortlich für Konsequenzen“ israelischer Angriffe. Die Angriffe hätten „nicht ohne die Koordinierung und Genehmigung der Vereinigten Staaten ausgeführt werden“ können, erklärte das Außenministerium in Teheran.<BR /><BR />Der Iran hatte diese Woche bereits mit Gegenschlägen im Falle eines Angriffs gedroht. Das Land bezeichnet Israel als ein „Krebsgeschwür“, das für immer beseitigt werden müsse. Im Iran ist die Vernichtung Israels Staatsdoktrin. Terror-Organisationen wie die Hisbollah im Libanon oder die Huthis im Jemen werden vom Iran unterstützt.<h3> Atomanlage Natanz schwer beschädigt</h3>Die israelische Armee hat bei ihren groß angelegten Angriffen auch unterirdische Anlagen für die Urananreicherung in der Atomanlage Natanz getroffen. Unter anderem sei eine „mehrstöckige Anreicherungshalle mit Zentrifugen, Elektroräumen und anderer Infrastruktur“ getroffen worden, hieß es am Freitag in einer Erklärung der israelischen Streitkräfte. Zudem sei andere „wichtige Infrastruktur“ in der Anlage angegriffen worden, „die ihren Betrieb und die Weiterentwicklung des Atomwaffenprojekts des iranischen Regimes ermöglicht“.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178475_image" /></div> <BR />Von den Atomanlagen wurde nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Uran-Anreicherungsanlage in Natanz nördlich der Stadt Isfahan zum Angriffsziel. IAEA-Chef Rafael Grossi informierte den israelischen Präsidenten Isaac Herzog über „schwere Schäden“ an Natanz, wie ein Sprecher von Herzog mitteilte.<BR /><BR />Die Strahlungswerte dort seien nicht erhöht, hatten bereits zuvor die IAEA und der Iran mitgeteilt. In seinen Angaben bezog sich Grossi bisher auf direkte Informationen von iranischen Behörden. Zusätzlich steht die IAEA-Zentrale in Wien mit ihren Atominspektoren in Kontakt, die derzeit im Iran sind.<BR /><BR />Nach iranischen Angaben wurde auch der Standort des Schwerwasserreaktors Arak angegriffen sowie der Nuklearkomplex Parchin. Informationen zu konkreten Schäden dort gab es zunächst nicht.<h3> Sechs Wissenschafter getötet</h3>Zugleich nahm Israel Personen ins Visier, die für das Atomprogramm von Bedeutung sind. Bei dem Angriff wurden iranischen Berichten zufolge mindestens sechs führende Wissenschafter und Professoren aus den Bereichen Nuklear und Physik getötet. Die Forscher kamen bei nächtlichen Angriffen auf ihre Wohnungen in der Millionenmetropole Teheran ums Leben.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178478_image" /></div> <BR /><BR />In der Hauptstadt wurden Staatsmedien zufolge neben Wohnhäusern der Generäle in wohlhabenden Gegenden auch das Hauptquartier der Streitkräfte angegriffen sowie weitere Militäreinrichtungen im Westen der Stadt. Insgesamt sind laut Medienberichten mindestens 18 verschiedene Orte oder Viertel in Teheran angegriffen worden. Im restlichen Iran wurden vor allem Städte im Westen Ziel von Angriffen, darunter Ghom, Kermanshah oder Tabris. Im Westen des Landes befinden sich Teile der Luftverteidigung und Raketensilos.<h3> Israels Verteidigungsminister droht Teheran</h3>Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat am Vormittag dem Iran im Fall von neuen Angriffen auf den jüdischen Staat mit Vergeltung gedroht. „Wer auf die Vernichtung Israels hinarbeitet, wird eliminiert – der Preis für den Iran wird mit jeder weiteren aggressiven Handlung steigen“, hieß es in einer Mitteilung von Katz. „Der Iran wird einen immer höheren Preis zahlen, je länger er seine aggressive Politik fortsetzt.“<BR /><BR />Die Angriffe im Iran sollen nach Äußerungen eines ranghohen israelischen Militärvertreters auch in den kommenden Tagen weitergehen. „Wir verfügen über einen langfristigen, breit angelegten Angriffsplan für die kommenden Tage – vor uns liegen schwierige Zeiten“, sagte der Militär nach Angaben des regierungsnahen israelischen TV-Senders C14.<BR /><BR />„Die Iraner werden reagieren. Wenn die Bevölkerung (in Israel) diszipliniert bleibt, wird es nur wenige Verletzte geben“, sagte er demnach weiter. Anderenfalls seien viele Opfer zu befürchten. „Wir befinden uns im Krieg.“<h3> <b><BR />Schock und Schadenfreude im Iran</b></h3>Iranerinnen und Iraner zeigten sich über den Angriff und dessen Ausmaß zunächst schockiert und verwirrt. Allerdings drückten Bewohner des Landes auch eine gewisse Schadenfreude aus. „Angst oder Freude? Leider überwiegt bei mir die Freude“, sagte ein Händler in Teheran. Die erzkonservative schiitische politische Führung ist bei der Bevölkerung wenig beliebt.<BR /><BR />Bewohner Teherans drückten zugleich Sorgen aus. Der Preis für Benzin sei sofort angezogen, sie befürchteten, dass Banken schließen könnten. Es gab Berichte darüber, dass sich Menschen mit Nahrungsmitteln und Wasser eindeckten.<BR /><BR />Ein Journalist sagte, der Angriff sei völlig unvorhersehbar gewesen. Es seien jene bestraft worden, die nicht einsehen würden, dass ihre Politik zu einer Spirale der Gewalt führe, sagte er mit Blick auf die politische Führung. Er hat Zweifel daran, dass die Freude bei den vielen Kritikern der Regierung lange andauern werde.<BR /><BR /> „Vielleicht bald nicht mehr, wenn der Konflikt zu einem richtigen Krieg wird“, sagt er. „Wir sollten alle Angst haben, denn nun ist nichts mehr, wie es einmal war.“<h3> Angst vor Krieg – Mahnungen zur Deeskalation</h3>Die Regierung versendete am Vormittag zudem SMS-Nachrichten an die Bürger des Landes mit einer Erklärung, dass sich das Land verteidigen werde. „Es ist die Aufgabe und Pflicht der Regierung und der Streitkräfte, dieses Land, seine Ressourcen und alle Iraner zu verteidigen – und wir werden darin nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen“, ist in diesen zu lesen.<BR /><BR />Der breit angelegte israelische Angriff löst Befürchtungen aus, dass sich die Spannungen zwischen den beiden hochgerüsteten Ländern zu einem umfassenden, regionalen Krieg ausweiten könnten. Mehrere Länder riefen die Parteien zu Zurückhaltung und einem sofortigen Abbau der Spannungen auf.