Luigi Di Sarno, ein 52-jähriger Mann aus Cercola bei Neapel, befand sich auf Urlaub in Diamante, einer Kleinstadt an der kalabrischen Küste. Dort kaufte er offenbar ein Brötchen an einem Foodtruck – belegt mit Brokkoli, die laut ersten Ermittlungen aus einem kommerziell vertriebenen Glas stammen sollen. Für ihn endete das tödlich.<BR /><BR />Kurz nach dem Verzehr klagte Di Sarno über Symptome, die auf eine schwere Lebensmittelvergiftung hindeuteten, wie der „Corriere della Sera“ berichtet. Obwohl er sich zunächst in einer Privatklinik in Belvedere Marittimo behandeln ließ, setzte er seine Rückreise im Auto fort. Auf der Fahrt verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. Schließlich erlitt er einen tödlichen Kollaps – vermutlich ausgelöst durch das vom Bakterium Clostridium botulinum gebildete Nervengift.<h3> Neun weitere Betroffene – Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung</h3>Neben Di Sarno befinden sich neun weitere Personen mit Verdacht auf Botulismus im Krankenhaus, darunter auch zwei Familienmitglieder des Verstorbenen. Die Staatsanwaltschaft Paola hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet – zunächst gegen Unbekannt. Die Vorwürfe: „Tötung als Folge eines anderen Verbrechens“ sowie „Inverkehrbringen gesundheitsschädlicher Lebensmittel“.<BR /><BR />Der leitende Staatsanwalt Domenico Fiordalisi hat den sofortigen landesweiten Rückruf der verdächtigen Brokkoli-Gläser angeordnet. Das Ziel: alle Chargen des Produkts ausfindig machen und beschlagnahmen, um weitere Vergiftungen zu verhindern. Auch mögliche Behandlungsfehler in der Klinik von Belvedere Marittimo stehen auf dem Prüfstand.<h3> Notversorgung mit Gegengift: Kalabrien organisiert Flugmission</h3>Das Gesundheitssystem in Italien sieht für Botulismusfälle eine zentrale Verteilung des Antigifts vor – gelagert an geheimen Orten unter Kontrolle des Gesundheitsministeriums und ausgegeben ausschließlich über das Giftinformationszentrum in Pavia.<BR /><BR />Nach den ersten Fällen lieferte die Militärapotheke in Taranto zwei Ampullen des Gegengifts an das Krankenhaus Annunziata in Cosenza. Doch angesichts der steigenden Zahl der Patienten reichte das nicht aus. Über eine Notfall-Koordination mit dem Ministerium und dem Istituto Superiore di Sanità wurden sieben weitere Ampullen bereitgestellt.<BR /><BR />In einer eilig organisierten Aktion brachte ein Notfallflugzeug der Region Kalabrien zusätzliche Vorräte vom Krankenhaus San Camillo in Rom nach Cosenza. Inzwischen verfügt die dortige Intensivstation über eine Notreserve des Medikaments – eine Ausnahme in einem ansonsten strikt zentralisierten System.<h3> Paralleler Fall auf Sardinien: Guacamole unter Verdacht</h3>Nur wenige Tage vor dem Vorfall in Kalabrien war es auf Sardinien zu einem ähnlich gelagerten Fall gekommen, wie der „Corriere“ weiters berichtet. Acht Menschen erlitten dort eine vermutlich durch Botulismus ausgelöste Vergiftung, nachdem sie an der „Fiesta Latina“ teilgenommen hatten – einer gastronomischen Veranstaltung in Monserrato und später in Tortolì.<BR /><BR />Im Fokus der Ermittlungen steht in diesem Fall eine Guacamole-Sauce. Die Gemeinsamkeit beider Fälle: Symptome, die eindeutig auf das Nervengift des Botulismus-Bakteriums zurückzuführen sind.<h3> Botulismus: Selten – aber lebensgefährlich</h3>Botulismus ist in Europa äußerst selten, kann aber bei falscher Konservierung von Lebensmitteln entstehen – insbesondere bei Produkten in Öl, mit niedrigem Säuregehalt und ohne ausreichende Sterilisation. Die durch das Bakterium Clostridium botulinum produzierte Toxine wirken stark auf das zentrale Nervensystem und können zu Atemstillstand führen.<BR /><BR />Die aktuellen Fälle werfen ein grelles Licht auf potenzielle Schwachstellen in der Lebensmittelkontrolle – und rufen nicht nur die Justiz, sondern auch das Gesundheits- und Verbraucherschutzsystem Italiens auf den Plan.<h3> Ermittlungen laufen – Lebensmittelkette unter Druck</h3>Noch ist unklar, wo genau die kontaminierten Brokkoli-Gläser produziert wurden. Klar ist nur: Die Justiz verfolgt mehrere Spuren. Die Produzenten, Vertriebsfirmen und Händler geraten zunehmend unter Druck, ebenso wie die lokale Gastronomie.<BR /><BR />Für Di Sarno kam jede Hilfe zu spät. Ob sein Tod die nötige Wende bei Kontrollen und Krisenvorsorge bringt, bleibt abzuwarten.<BR /><BR />Hinweis: Wer Lebensmittel mit ungewöhnlichem Geruch, Aussehen oder Geschmack bemerkt – insbesondere bei Konserven – sollte diese nicht verzehren und der zuständigen Behörde melden. Botulismus kann in schweren Fällen tödlich verlaufen.