„Die Auftragslage ist - trotz Krise - so gut wie noch nie und beruht im Wesentlichen auf gewonnenen EU-Projektanträgen, die wir im Wettbewerb mit anderen europäischen Universitäten und Forschungszentren für uns entscheiden konnten“, so Stuflesser. Die EURAC-Erfolgsquote liege bei 40 Prozent. Im europaweiten Durchschnitt erreichten Forschungseinrichtungen lediglich für 15 Prozent aller eingereichten Projekte eine EU-Förderung. Grund für den Erfolg sei die Wahl der Forschungsthemen.„Wir besetzen Themen, die gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich relevant sind. Vor allem in ihrer interdisziplinären Ausrichtung – wie in der Kombination von Raumentwicklung und Fernerkundung oder im Zusammenspiel von Berggebietsforschung und Notfallmedizin – sind sie in Europa äußerst attraktiv und zum Teil einmalig“, erklärte EURAC-Direktor Stephan Ortner die Drittmittelquote, mit der sich die EURAC in diesem Jahr zu 52 Prozent selbst finanziert. 9,3 Millionen Euro Drittmittel konnte das Forschungszentrum 2011 bei einer Grundfinanzierung von 8,7 Millionen akquirieren. Der Gesamtumsatz von fast 18 Millionen Euro weist einen Jahresüberschuss von 386.000 Euro aus. Aus Brüsseler Töpfen hat das Bozner Forschungszentrum in den letzten vier Jahren 26,5 Millionen Euro nach Südtirol geholt. Die Einschätzung der EU-Kommission, dass verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung die einzige „Überlebenschance“ für die Gesellschaft in wirtschaftlichen Krisenzeiten sei, würde hierzulande noch nicht wirklich verinnerlicht, erklärt der EURAC-Präsident in seiner Ansprache.„Dass Investitionen in Forschung und Entwicklung entscheidend für die Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise sind, die unsere Gesellschaft erfasst hat, bestreitet eigentlich niemand mehr. Wenn es aber um die tatsächliche Umsetzung dieser Erkenntnis geht, dann sind wir noch zu zögerlich.“ Vor allem in einem Land wie Südtirol, das gekennzeichnet sei von hohen Steuern, teuren, schwer verfügbaren Arbeitskräften und teuren Grundstücken, gebe es gar keine politische Alternative zu guter Ausbildung, Exzellenz in Forschung und Entwicklung und zu intensiven Bemühungen deren Ergebnisse in die Wirtschaft zu transferieren, so der Präsident. Wissen und Know-how weitergebenDie EURAC arbeite intensiv mit der Freien Universität Bozen und dem TIS innovation park zusammen. Ein kleines EURAC-Team von Ingenieuren und Technikern ist seit diesem Jahr damit betraut, technisches Know-how aus der EURAC-Forschung in Unternehmen zu bringen und den Wissensaustausch auch zwischen den verschiedenen Forschungsinstitutionen des Landes zu fördern. „Wir haben vor, demnächst einen 'EURAC-Schalter' beim Unternehmerverband einzurichten, um die Unternehmer beispielsweise bei der Akquisition von EU-Forschungsmitteln zu unterstützen“, berichtete Ortner. Ähnliches sei auch für die anderen Wirtschaftsverbände denkbar.