Die Menge an Kreatinin im Blut - einem Stoffwechselprodukt, das über die Niere ausgeschieden wird – dient in der Labormedizin auch als Messwert, um die Funktionsfähigkeit der Niere zu beurteilen. „Wir haben die Kreatininwerte im Blut gemessen und über zwei Millionen bekannter DNA-Abschnitte, so genannter ‚genetischer Marker‘, untersucht. Dabei haben wir entdeckt, dass hohe Kreatininwerte in Verbindung mit bestimmten Genvarianten zu finden sind. Nachdem sich dies bei mehreren tausend Menschen bestätigt hat, können wir davon ausgehen, dass diese Gene bei der Entstehung einer Niereninsuffizienz eine Rolle spielen“, erklärt Cristian Pattaro, Forscher am Zentrum für Biomedizin an der EURAC und Koordinator der Studie. Die Forscher haben die Daten von mehr als 130.000 Menschen untersucht. Nun wurden die Studienergebnisse von „PLoS Genetics“, einem der führenden Fachmagazine für genetische Forschung, publiziert. „Nierenerkrankungen sind weit verbreitet. Ihre Behandlung bis hin zur regelmäßigen Dialyse ist nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für das gesamte Gesundheitswesen höchst aufwendig. Die Entdeckung der sechs Gene markiert damit einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Erforschung des Krankheitsbildes, sowie für die Prävention und Behandlung“, so der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Biomedizin Peter Pramstaller. Wie die Forschergruppe außerdem vermutet, verschlechtert eines der sechs identifizierten Gene zudem die Nebenwirkungen bestimmter Antibiotika auf die Niere. Finden Mediziner dieses Gen bei einem Patienten, könnte dieses Wissen seine Behandlung entscheidend verbessern. Studie Teil des Teil des Forschungskonsortiums CKDGenDie Studie wurde unter der Leitung der EURAC durchgeführt und ist Teil des internationalen Forschungskonsortiums CKDGen. Das Konsortium steht unter der Leitung von Caroline Fox von der Harvard Medical University in Boston und Linda Kao von der Johns Hopkins University in Baltimore. Die Forschungsgruppe hat vor zwei Jahren bereits 13 Gene ausfindig gemacht, die die Nierenfunktion steuern, und damit einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Forschung geleistet.Das Zentrum für Biomedizin ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung der EURAC und des Südtiroler Sanitätsbetriebes mit Schwerpunkten im Bereich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie von Erkrankungen des Nervensystems. Die Forscher untersuchen die komplexen Zusammenhänge zwischen Genen und Umwelt bei der Entstehung von Krankheiten.