Xenon, ein Edelgas, das in der Anästhesie eingesetzt wird, wird zunehmend als „Abkürzung zur Höhenanpassung“ vermarktet. Den größten medialen Wirbel verursachte kürzlich eine Expedition von vier britischen Bergsteigern, die den Mount Everest in nur sieben Tagen „door-to-door“ bestiegen – von London auf das Dach der Welt und wieder zurück nach Hause. Möglich gemacht wurde die Blitz-Expedition durch Xenon-Inhalationen kombiniert mit Hypoxietraining in künstlich erzeugten Höhenbedingungen. Hinter dem bislang unvorstellbaren Projekt steckt Lukas Furtenbach und sein in Nordtirol ansässiges Unternehmen „Furtenbach Adventures“. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/von-der-morddrohung-zum-gipfelsieg-tiroler-schreibt-geschichte-am-mount-everest" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Wir haben berichtet)</a><BR /><BR />Doch Fachleute schlagen Alarm. In einem Positionspapier der medizinischen Kommission des internationalen Bergsteigerverbands UIAA, veröffentlicht in der Fachzeitschrift High Altitude Medicine & Biology, heißt es: Der Nutzen dieser Methode sei nicht belegt – die Risiken dagegen erheblich.<h3>„Risiken überwiegen mögliche Effekte“</h3>„Xenon kann kurzfristig die Ausschüttung des Hormons Erythropoetin – auch bekannt als EPO – steigern, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt und die Sauerstoffversorgung verbessern kann“, erklärt Hannes Gatterer von Eurac Research, der in seiner Forschung die körperlichen Prozesse in großer Höhe untersucht und Mitautor der Publikation ist. „Aber dieser Effekt ist weder langanhaltend noch ausreichend erforscht. Und: Die Risiken wie Atemdepression, Sauerstoffmangel oder neurologische Beeinträchtigungen wiegen schwer.“ <BR /><BR />Gatterer betont zudem, dass Xenon keine echte Höhenakklimatisierung ersetzen könne: „Die Anpassung an große Höhen betrifft nicht nur das Blut, sondern auch Lunge, Gehirn, Herz und Nieren. Die künstliche Beschleunigung eines einzelnen Systems ist nicht zielführend.“<h3> Gefahr für das ganze Team</h3>Das Forschungsteam warnt auch vor den indirekten Folgen solcher „Schnellverfahren“: Wer sich unzureichend akklimatisiert auf eine Expedition begibt, riskiert nicht nur die eigene Gesundheit, sondern gefährdet unter Umständen auch die Sicherheit des gesamten Teams.<BR /><BR />Das Forschungsteam spricht sich deshalb klar gegen den Einsatz von Xenon in der Vorbereitung oder während Expeditionen in große Höhen aus – es sei denn, es handelt sich um streng kontrollierte wissenschaftliche Studien mit entsprechender medizinischer Betreuung.<BR /><BR /> <a href="https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/ham.2025.0018" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier finden Sie die komplette Publikation.</a>