<b>Herr Simonini, was ging und geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die fast tennisballgroßen „Hagelsteine“ sehen, die jüngst auch im Sarntal und Eisacktal für große Schäden gesorgt haben?</b><BR />Michael Simonini: Bedauern und Mitleid mit den Geschädigten – ganz egal, ob Landwirtschaft, Schäden an Kulturen oder Hausgärten, Gebäuden und Autos. Mein zweiter Gedanke: Hoffentlich sind sie versichert. Leider nehmen diese Unwetterphänomene immer mehr zu.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="922168_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sind sie zur Zeit noch eine Seltenheit für Südtirol?</b><BR />Simonini: Zur Zeit sind sie noch die Ausnahme, wie auch Meteorologe Dieter Peterlin gesagt hat.<BR /><BR /><b>Es heißt also sich wappnen?</b><BR />Simonini: Die Häufigkeit solcher Phänomene nimmt zu, aber hoffen wir, eine Insel der Seligen zu bleiben, indem es hier bei Einzelfällen bleibt. Wir leben mitten im Klimawandel und wissen nicht, wo die Reise hingeht.<BR /><BR /><b>Wird mit der Häufung solch schwerer Unwetter – Sturmböen in Oberitalien haben auch ganze Obstanlagen dem Erdboden gleich gemacht – das Versichern künftig teuerer?</b><BR />Simonini: Versichern wird teurer, wenn die Schäden extrem hoch sind. Solange das Schaden-Prämien-Verhältnis für die Versicherungsgesellschaften nicht ins Negative kippt, werden wir weiterhin die Versicherungsabschlüsse so halten können. Man hofft eben, denn die Gesellschaften sind ja auf dem gesamten italienischen Gebiet tätig.<BR /><BR /><b>Können Hagelnetze überhaupt noch gegen so große Hagelkörner Schutz bieten?</b><BR />Simonini: Ich glaube, beim Hagelnetz kommt es mehr auf die Menge des Hagels – auf das Gesamtgewicht – als auf dessen Größe an. Wir als Konsortium stellen fest, dass sich immer mehr Betriebe aktiv versichern.<BR /><BR /><b>Das heißt?</b><BR />Simonini: Aktiver Schutz heißt beispielsweise Frostversicherung trotz Frostberegnung, Hagelversicherung trotz Hagelnetz. Landwirte, die ihre Kulturen mit Schutzmechanismen wie Hagelschutznetze und Frostberegnung versehen haben, schließen trotzdem eine Versicherung ab. Schließlich bleibt immer ein Restrisiko, das die Versicherung und zum Beispiel auch der Solidaritätsfonds des Hagelschutzkonsortium abdeckt. Grundsätzlich versichern sich immer mehr Landwirte, da extreme Phänomene zunehmen. So auch gegen die Trockenheit, die den Bergbauern zu schaffen macht. In der Berglandwirtschaft haben wir immer mehr Versicherungspolizzen gegen Trocken- und Nassschäden. <BR /><BR /><b> Wie schaut künftig der Unwetterschutz aus?</b><BR />Simonini: Der aktive Schutz wird wohl weiter vorangetrieben werden, die Glaskugel habe ich natürlich nicht. Gewisse Parameter und Statistiken liegen vor, die Anzeichen der Klimaveränderung aufzeigen. Es wird wohl eine Zusammenspiel von aktiver Absicherung und Versicherungsschutz brauchen. Nur ein System alleine wird die Herausforderung nicht stemmen können. Dazu fehlen auch die Mittel. Wie es weitergeht, kann auch kein Wissenschaftler sagen. <BR /><BR /><b>Das Hagelschutzkonsortium bietet auch Risikomanagement an. Was beinhaltet das?</b><BR /><?O_Fett><?_O_Fett>Simonini: Vereinfacht gesagt, heißt Risikomanagement Absicherung gegen Risiken, die die Landwirtschaft zu tragen hat. Zum Beispiel gegen Frost, Hagel, Starkregen, Trockenheit aber auch andere Phänomene wie Marktschwankungen, die das Einkommen schmälern. Was neu aufgelegt wurde, ist der sektorale Mutualitätsfonds I.S.T. Apfel und seit letztem Jahr auch der sektorale Mutualitätsfonds I.S.T. Milch, der nun vor einer Woche vom Landwirtschaftsministerium anerkannt und genehmigt wurde. Damit können sich Bauern auch gegen Einkommensausfällen aufgrund von Preisschwankungen am Markt absichern. <BR /><BR /><b>Das Burggrafenamt – vor allem das Gebiet um Dorf Tirol – galt als Risikogebiet, was Unwetter angeht. Braucht es da besondere Vorkehrungen?</b><BR />Simonini: Von früheren klassischen Hagelgebieten kann man heute nicht mehr reden, weil die Unwetter einfach unvorhersehbar und unberechenbar geworden sind. Unwetter begleitet von extremem Wind waren früher Ausreißer. In dieser Häufigkeit, wie wir sie zur Zeit erleben, gab es das nicht. Und sie können jeden Teil des Landes gleichermaßen erwischen.<BR /><BR /><b>Was hat sich in den vergangenen 50 Jahren verändert?</b><BR />Simonini: Extrem viel. Früher bot das Konsortium nur eine klassische Hagelversicherungspolizze an. Im ersten Jahr hatten wir landesweit umgerechnet 200.000 Euro Absicherungsvolumen und wenige Hundert Versicherungszertifikate. Heute reden wir von rund 420 Mio. Euro und 8900 Versicherungszertifikaten. <BR />