„Aber wie? Das ist unmenschlich. Ich habe meinen Sohn doch nicht getötet“, soll er laut „Corriere della Sera“ entsetzt ausgerufen haben, als ihm die Ermittler den Bescheid überbrachten. Der Vorwurf: Unterlassung.<BR /><BR /> Die Staatsanwaltschaft von Civitavecchia hat ihn als Beschuldigten geführt – ein juristisch notwendiger Schritt, wie der leitende Staatsanwalt Alberto Liguori betont. Der Vater sei als Erziehungsberechtigter für die Sicherheit des minderjährigen Sohnes verantwortlich gewesen.<BR /><BR />Riccardo war am vergangenen Donnerstag beim Buddeln einer etwa anderthalb Meter tiefen Grube an einem öffentlichen Strand plötzlich von einstürzendem Sand begraben worden. Er wollte damit angeblich seinen jüngeren Geschwistern eine Freude machen. Ob der Jugendliche bereits vor dem Einsturz durch Hitze oder Erschöpfung kollabierte, soll nun eine gerichtsmedizinische Untersuchung klären.<BR /><BR />„Wir haben kein Interesse daran, jemanden an den Pranger zu stellen“, sagte Liguori gegenüber der Presse. „Wir wollen verstehen, wie Riccardo gestorben ist.“ In den sozialen Netzwerken wird der Vater indes hart attackiert – teils wird ihm vorgeworfen, geschlafen zu haben, während sein Sohn starb.<BR /><BR />Umso behutsamer wollten die Ermittler bei der Mitteilung des Ermittlungsverfahrens vorgehen. „Der Vater ist innerlich zerstört, er braucht Schutz, keine Vorverurteilung“, so der Staatsanwalt. Die Familie, derzeit zwischen dem Campingplatz in Montalto und dem Wohnort in Rom pendelnd, versucht, insbesondere Riccardos jüngere Geschwister aus der medialen Schusslinie zu halten.<BR /><BR />Die Ermittlungen stützen sich auf zwei Paragraphen des italienischen Strafgesetzbuchs: Artikel 589, der fahrlässige Tötung behandelt, sowie Artikel 40, der das Unterlassen einer gebotenen Handlung der aktiven Verursachung eines Schadens gleichstellt.<BR /><BR />Trotz der juristischen Lage versichert der Staatsanwalt, er wolle den Vater demnächst persönlich treffen – „um ihn zu umarmen und ihm zu erklären, dass es sich um eine formale Maßnahme handelt“. In einem Fall wie diesem gebe es keine Sieger – nur tiefe, menschliche Tragödien.