Am 17. Oktober 2010 hatte Kaminska in ihrer Wohnung am Plattenhof in Unterfennberg mit einem Küchenmesser, mit dem sie zuvor noch Rosenstiele beschnitten hatte, ihrem Freund Mehmet Yildirim in die Brust gestochen. Der Bluttat vorausgegangen sein soll eine komplizierte und sehr belastende Beziehung.Wie Kaminska später erklärte, habe Yildirim ihr „die Luft zum Atmen genommen“. Am besagten Abend habe er gegen ihren Willen Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt – wie immer ohne Verhütung. Er habe unbedingt ein Kind von ihr gewollt, sie jedoch nicht. Er wollte sie heiraten, sie ihn aber nicht, obwohl sie ihn eigentlich gern hatte. Für den psychiatrischen Gerichtsgutachter Luciano Magotti zeichnete sich anhand Maryanas Erzählung ganz deutlich der extreme Stress ab, unter dem sie gestanden hatte.Maryana Kaminska habe sich zum Tatzeitpunkt in einem Zustand der Katatonie befunden. Katatonie ist ein psychomotorisches Syndrom, das Bewegungsunfähigkeit von Kopf bis Fuß bewirkt.Welche Auswirkungen diese Katatonie auf Kaminska hatte, darüber waren sich die Experten nicht ganz einig.Während Magotti überzeugt ist, dass sie zur völligen Unzurechnungsfähigkeit geführt habe, glaubt der Gutachter des Staatsanwalts, Vincenzo Mastronardi, dass sie zwar in ihren Bewegungen blockiert gewesen sei, aber verstanden habe, was passiere.Stichwunde zeigt: Keine TötungsabsichtAlle drei Experten, die Gutachten zur Stichwunde angefertigt haben – Eduard Egarter, Antonio Osculati und Sabino Pelosi – sind überzeugt, dass keine Tötungsabsicht bestanden hat.Immerhin weise der Körper von Yildirim nur einen Stich auf, und dieser sei nicht sofort tödlich gewesen. Hätte Tötungsabsicht bestanden, hätte sie öfters zugestochen. Das Messer sei etwa sieben Zentimeter in den Körper eingedrungen, in einem Winkel von etwa 45 Grad.Staatsanwalt Igor Secco hat jetzt seine Ermittlungen abgeschlossen: Geht es nach ihm, soll sich Maryana Kaminska wegen Mordes unter bedingtem Vorsatz verantworten. Zwar habe Maryana ihren Freund nicht töten wollen, als sie mit dem Messer zustach, sie habe aber wohl in Kauf genommen, dass genau dies passieren könnte, glaubt Secco. Maryanas Verteidiger Beniamino Migliucci, Alessandro Tonon und Rudi Leoni sind überzeugt, dass ihre Mandantin Yildirim mit dem Messer nur auf Distanz halten wollte.Das beweise auch die Tatsache, dass sie das Messer sofort aus der Wunde gezogen und versucht habe, das Blut zu stoppen. Auch habe sie gleich um Hilfe gerufen. Maryana Kaminska steht derzeit unter Hausarrest, heuer im Juli ist ihre Tochter zur Welt gekommen.rc/D