Warum das RS-Virus in diesem Jahr so früh auftritt, besonders weit verbreitet ist, wie man sich davor schützt - und wie gefährlich es ist. Der Südtiroler Kinderarzt Dr. Alfons Haller klärt auf. <BR /><BR /><BR /><BR />Die steigende Zahl der Kinder, die sich mit dem RS-Virus infizieren und der jüngste Fall der sieben Monate alten Vittoria Lucia Ferragni, hat italienweit für Sorge bei Eltern kleiner Kinder geführt. Das spürt auch Kinderarzt Dr. Alfons Haller aus Kurtinig fast täglich in seiner Praxis. „Es kommen immer wieder besorgte Eltern vorbei und wollen sich darüber informieren.“ Zwar unterstreicht der Arzt, dass der Virus bei sehr kleinen Kindern gefährlich werden kann, es allerdings kein Grund zur Panik besteht. <BR /><BR /><b>Eine hundert Prozentige Ansteckungsquote</b><BR /><BR />„Das RS-Virus war immer da“, erklärt der Kinderarzt. „Das Virus ist so stark verbreitet, dass sich jedes Kind bis zum zweiten Lebensjahr sicherlich einmal damit infiziert.“ Der einzige Unterschied: in diesem Jahr scheint das Virus stärker verbreitet. Im Rest Italiens und in Südtirol ist die Rate der mit RSV-infizierten Kinder ungewöhnlich hoch, da sind sich die landesweiten Kinderärzte einig. In Südtirol musste bisher ein Mädchen aufgrund einer RSV-Infektion ins Krankenhaus Bozen eingeliefert werden. <BR /><BR />Die meisten Krankheitsverläufe sind allerdings harmlos und unscheinbar. „Nur etwa zwei Prozent der Kinder, haben einen so schweren Verlauf, dass ein Krankenhausaufenthalt notwendig ist“, so der Experte. <BR />Wird ein Kind angesteckt, bildet es Antikörper und ist von dem Moment an immun gegen das Virus. „Die Immunität hält zwar nicht lange, wird aber durch die jährliche Epidemie aufgefrischt und so erkranken Menschen ab zwei Jahren seltener und wenn nur mit leichten Symptomen“, erklärt Haller.<BR /><BR />Vorsicht rät Dr. Alfons Haller daher nur bei Kindern in den ersten Lebensmonaten, „und vor allem bei Frühgeborenen.“ Diese sind stärker gefährdet, da das Virus bei Babys gefährlich sein und später für monatelange, pulmonale Probleme sorgen kann. <BR /><BR /><BR /><b>Was tun im Falle des RS-Virus?</b><BR /><BR />Dass sich Kinder mit Viren infizieren ist oft unumgänglich – und auch wichtig, um das Immunsystem zu stärken. Wichtig ist im Falle des RS-Virus aber, einen schweren Verlauf frühzeitig zu erkennen und Hilfe beim Kinderarzt zu suchen. <BR /><BR />„Symptome können eine verstopfte Nase und Kehlkopfentzündung sein“, erklärt Dr. Alfons Haller. „Ein schwerer Verlauf kann bei Kindern zu Atemschwierigkeiten führen. Das Virus befällt die Atemwege, was sich durch geräuschvolles und schweres Ausatmen zeigt, da das Kind die Luft förmlich auspressen muss.“ Sollte dieses Symptom bei einem Kind auftreten, rät der Experte sofort den eigenen Kinderarzt zu informieren. „Es ist wichtig nicht gleich in die Erste Hilfe zu gehen, sondern über den Kinderarzt Hilfe zu suchen. Dieser kann dann die weiteren Schritte festlegen“, weiß er. <BR /><BR /><b>Darum sind mehr Kinder krank</b><BR /><BR />Eine gewisse Gefahr kann das RS-Virus – vor allem bei wenige Monate alte Kinder – daher durchaus darstellen. Doch der größte Teil der Kinder übersteht die Infektion ohne Probleme. Und dass Kinder in Kontakt mit Viren kommen, ist für ihr Immunsystem von äußerster Wichtigkeit. Denn nur so kann der Körper wichtige Antikörper bildet und sich vor zukünftigen RSV-Erkrankungen schützen. <BR /><BR />Dass Kinder während der Monate im Lockdown unter der Glasglocke lebten, hat zwar ein Jahr lang dafür gesorgt, dass nur wenige von ihnen erkrankten, doch sobald diese Glasglocke aufgeht, sind die Kinder ohne die notwendigen Antikörper anfälliger für Viren. <BR /><BR />„Ein Kind bekommt bei der Geburt von der Mutter einen kompletten Antikörperspiegel mit“, erklärt er. „Dadurch sind Babys vor vielen Viren geschützt. Wenn es in dieser Zeit in Kontakt mit verschiedenen Viren kommt, sorgt dieser Antikörperspiegel dafür, dass sie nicht krank werden aber dennoch eine Immunität bilden.“ Kinder, die ihre ersten Monate im Lockdown verbracht haben, haben daher automatisch weniger Immunitäten gebildet. <BR /><BR />Nach ein paar Monaten verschwinden diese Antikörper. „Die meisten Kinder erkranken beispielsweise oft erst ab dem sechsten Lebensmonat an dem sogenannten Dreitagesfieber.“ Aber auch hier werden wieder Antikörper gebildet, die das Kind für die Zukunft immun gegen den Virus Infekt macht. <BR /><BR /><b>Warum jetzt?</b><BR /><BR />„Der Grund, warum aktuell die Zahlen der Kinder mit einem Virus Infekt so steigt ist der, dass im vergangenen Jahr aufgrund des Lockdowns Kinder in ihrem ersten Lebensjahr kaum bis gar nicht in Kontakt mit den Viren gekommen sind,“ so der Kinderarzt. „Daher hat auch keines von ihnen Antikörper. Sie stecken sich erst jetzt mit dem Virus an. Dazu kommen aber die Kinder, die erst in diesem Jahr geboren wurden und daher ebenfalls noch keine Antikörper haben.“ <BR /><BR />Trotz der erhöhten Ansteckungsrate beim RS-Virus kann der Kinderarzt daher entwarnen. Der Grund der höheren Zahlen liegt nicht am Virus selbst. Das RS-Virus ist dasselbe wie auch in den vergangenen Jahrzehnten. Es gibt durch die aktuelle Corona-Pandemie einfach mehr Kinder, die noch keine Immunität erlangt haben. <BR /><BR /><BR /><BR />