Die Kinder wurden per Gerichtsbeschluss in ein geschütztes Heim in der nahegelegenen Stadt Vasto gebracht. Die Minderjährigen sollen dort für eine Beobachtungsphase in einer pädagogischen Wohngruppe leben; die Mutter darf sie begleiten, entschied das Jugendgericht von L'Aquila. Am Donnerstagnachmittag rückten der Anwalt der Familie, Giovanni Angelucci, Sozialarbeiter sowie zahlreiche Polizeikräfte zu dem Haus aus, um den Beschluss umzusetzen. <h3> 13.000 Menschen unterzeichnen Petition zugunsten der Familie</h3>Der Fall hat in Italien breite Aufmerksamkeit erregt. Mehr als 13.000 Menschen unterzeichneten online eine Petition zugunsten der anglo-australischen Familie, die sich 2019 in Palmoli, einem Dorf mit rund 800 Einwohnern in der Provinz Chieti, niedergelassen hat. Die Entscheidung der Eltern, weit außerhalb des Ortes ohne Anschluss an Strom, Wasser und Gas zu leben, löste eine vehemente Debatte aus - zwischen Befürwortern eines alternativen Lebensmodells und Kritikern, die die Lebensbedingungen der Kinder für unzureichend halten. <BR /><BR />Die Eltern verteidigten stets ihren Entschluss, ihre in Italien geborenen Kinder - ein achtjähriges Mädchen und sechsjährige Zwillinge - inmitten der Natur großzuziehen und ihnen Hausunterricht mit Hilfe einer privaten Lehrkraft aus Molise zu erteilen. <BR /><BR />Die Behörden waren bereits im vergangenen Jahr auf die Familie aufmerksam geworden, nachdem die Kinder wegen einer Pilzvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Eine anschließende Kontrolle der Carabinieri führte zu einer Meldung an die Jugendstaatsanwaltschaft, die die elterliche Sorge vorübergehend einschränkte - die Kinder blieben jedoch bei der Familie. Mit der neuen Entscheidung müssen sie nun in die vom Gericht bestimmte Einrichtung in Vasto umziehen, während die Mutter an ihrer Seite bleibt. <h3> „Diese Lebensweise ist für unsere Kinder nicht schädlich“</h3>Die Eltern betonen, ihre Lebensweise entspringe nicht aus Vernachlässigung, sondern aus dem Wunsch, naturnah zu leben und die Beziehung zu ihren Kindern sowie den zahlreichen Tieren auf ihrem Grundstück zu schützen. Die moderne Gesellschaft, so das Paar, sei für die Entwicklung ihrer Kinder schädlich. Die Eltern erklärten, ihre Kinder seien gesund und glücklich. Die Mutter, Catherine Birmingham, ist eine ehemalige Reitlehrerin mit australischen und maltesischem Pass, die unter anderem in Deutschland und Japan gearbeitet hat. <BR /><BR />Der Vater, Nathan Trevallion, war Koch und Unternehmer im Möbelhandel. Das Paar lernte sich 2016 auf Bali kennen und zog im selben Jahr nach Italien, wo auch ihre drei Kinder geboren wurden. Während der Corona-Pandemie 2021 beschlossen sie, sich vollständig in die Natur zurückzuziehen. „Wir glauben, dass Kinder fern von der Giftigkeit der westlichen Gesellschaft und Technologie aufwachsen sollten - aber gleichzeitig mit Respekt gegenüber der Natur, verschiedenen Kulturen und Religionen“, erklärten sie gegenüber Journalisten. <h3> Politische Reaktionen</h3>Der Beschluss des Jugendgerichts löste auch politische Reaktionen aus. Vizepremier und Lega-Chef Matteo Salvini kritisierte den Richterbeschluss. „Ich halte es für beschämend, dass sich der Staat erlaubt, in die private Erziehung und die persönlichen Lebensentscheidungen zweier Eltern einzugreifen, die in Italien ein gastfreundliches Land gefunden haben und denen nun ihre Kinder weggenommen werden. Die beiden Eltern haben sich mit ihren drei Kindern für einen anderen Lebensstil entschieden - nicht für ein Leben im Zentrum zwischen Hektik und Stress, sondern in engem Kontakt mit der Natur, mit einer privaten Lehrkraft für den Unterricht der Kinder. <BR /><BR />Sie haben keinen Strom, kein Wasser und keinen Fernseher“, so der Vizepremier. Erzog dann einen Vergleich zu einem Roma-Lager in Giugliano bei Neapel, das er vergangene Woche besucht habe. Dort lebten „Hunderte schulpflichtige Kinder, die nicht zur Schule gehen, schmutzig, ohne Lehrer, ohne Strom, Gas und Wasser, mit Eltern, die in vielen Fällen vom Stehlen leben“. Und er fragte: „Wo sind dort die Sozialarbeiter? Wo sind die Staatsanwälte, das Jugendgericht, der Staat?“