Der Patientenansturm auf die pädiatrische Erste Hilfe des Krankenhauses Bozen am Wochenende war enorm. In nur 24 Stunden wurden fast 100 Patienten versorgt. 35 davon allein in der Nacht auf Sonntag.<BR /><BR />In dieser Nacht war es auch, als es <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/patientenansturm-in-paedriatischer-ersten-hilfe-vater-bedroht-aerztin" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">zu dem bedenklichen Vorfall kam (STOL hat berichtet):</a> Ein Vater begann in der Ersten Hilfe zu schreien. Sein Kind sollte Vorrang haben. Dabei platzte er in das Ambulatorium der Kinderärztin, die gerade dabei war, ein anderes Kind zu behandeln. Der Mann näherte sich der Ärztin und bedrohte sie. Nur durch das Eingreifen des Sicherheitsdienstes konnte der Mann beruhigt werden. Der Vorfall wurde inzwischen der Staatsanwaltschaft gemeldet, bestätigt Irene Pechlaner – Direktorin des Gesundheitsbezirks Bozen – gegenüber STOL.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="837344_image" /></div> <BR /><BR />„So etwas darf einfach nicht passieren. Natürlich ist das eigene Kind für jedes Elternteil das wichtigste. Aber man kann nicht einfach in ein Ambulatorium hineinplatzen. Hier wurde nicht nur eine Ärztin bedroht, sondern zudem wurde die Privatsphäre eines anderen Kindes und seines Elternteils verletzt. Es wurde Anzeige erstattet“, so Pechlaner.<BR /><BR />Bevor Sie weiterlesen, stimmen Sie ab!<BR /><BR /> <div class="embed-box"><div data-pinpoll-id="222395" data-mode="poll"></div></div> <BR /><BR /><h3> „Die Zugänge waren abnormal hoch“</h3>Zur chaotischen Situation am Wochenende haben mehrere Faktoren beigetragen. „Normalerweise kommt man mit einer Kinderärztin am Wochenende ganz leicht aus“, so Pechlaner. „Allerdings war dieses ein sehr untypisches Wochenende. Insgesamt haben wir am Samstag und am Sonntag fast 200 Kinder behandelt. Die Zugänge waren wirklich abnormal hoch.“ Die Rufbereitschaft wurde sofort verständigt und somit waren am Wochenende insgesamt 2 Kinderärztinnen im Einsatz.<BR /><BR />Die chaotische Situation ist besonders auf die vielen Influenza-Fälle zurückzuführen. Bei den meisten Patienten am Wochenende handelte es sich um sogenannte „Grüne Codices“ – also keine dringenden Fälle. „Nur 4 der 200 Patienten mussten stationär auf der Pädiatrie aufgenommen werden“, betont Pechlaner.<BR /><BR />Viele Patienten wären wohl kein Fall für die Notaufnahme gewesen. „Bedingt durch die Grippewelle und die Erkältungen haben momentan zahlreiche Kinder Fieber und viele Eltern sind mit ihren Kindern sofort in die Notaufnahme. Es scheint als wären die Eltern seit Corona besonders besorgt.“ 10 Prozent aller behandelten Kinder am Wochenende waren Corona-positiv.<h3> Pechlaner: „Es braucht Geduld“</h3> „Ich appelliere an dieser Stelle wirklich zu Geduld. Die Ärzte geben ihr Bestes. Man kann im Vornhinein auf der Notaufnahme nicht einprogrammieren, wie viele Patienten kommen werden.“ Außerdem werden die Kinder nach klinischer Priorität behandelt. Sobald ein Kind in die Notaufnahme kommt, wird eine Art Triage durchgeführt, wobei geschaut wird, was das Kind genau hat. „Jene Kinder, die klinische Priorität haben, werden natürlich sofort behandelt, andere müssen leider an Wochenenden wie diesen einfach etwas Geduld haben. Die meisten Kinder am Wochenende hatten keine klinische Priorität“, so Pechlaner.<BR /><BR />Außerdem liegt auf der Pädiatrie ein Personalmangel vor. Viele arbeiten in Part-Time, schwangere Angestellte dürfen nicht alle Dienste übernehmen und zudem sind momentan einige Angestellte im Krankenstand. „Je mehr Ärzte am Wochenende eingesetzt werden, desto weniger Dienste können unter der Woche geleistet werden. Dann müssen beispielsweise am Montag Visiten abgesagt werden.“<BR /><BR />Hinzu kommt, dass die Station momentan komplett voll ist. Außerdem müssen die Fachambulanzen betreut werden. Abschließend betont Pechlaner: „Ist es wichtiger, dass ein Kind, das Diabetes hat, eine Kontrollvisite erhält, oder dass ein Kind mit einem grünen Codex auf der Notaufnahme etwas schneller untersucht wird? Diese kritische Frage müssen sich die Ärzte im Dienst stellen.“