Ein Schwurgericht in Venedig hatte Turetta am 3. Dezember 2024 zwar zur Höchststrafe verurteilt, aber wichtige strafverschärfende Umstände - Grausamkeit und Stalking - nicht anerkannt. Dagegen hat die Staatsanwaltschaft nun auf Druck der Familie des Opfers Berufung eingelegt.<BR /><BR />Turetta hatte die Studentin Giulia Cecchettin mit 75 Messerstichen ermordet. Krankhafte Eifersucht hatte ihn getrieben, die Ingenieurstudentin vor ihrem Mord ständig zu kontrollieren. Bis zu 300 Nachrichten schickte er ihr täglich, hatten die Ermittler festgestellt. <BR />Die Richter hatten argumentiert, dass die hohe Anzahl der Messerstichen auf der Leiche nicht aus Grausamkeit, sondern aus der „Unerfahrenheit“ und „Unfähigkeit“ des Täters resultierten. Grundlage war ein Urteil des Kassationsgerichts von 2015, demzufolge allein die Wiederholung von Stichen nicht automatisch Grausamkeit beweise.<BR /><BR />Auch das Stalking wurde vom Gericht nicht anerkannt. Giulias Vater Gino Cecchettin soll zunächst keine Anzeichen für ein problematisches Verhalten Turettas in der Beziehung seiner Tochter erkannt haben.<BR />Die Entscheidung der Richter, nicht die erschwerenden Umständen bei dem Urteil zu berücksichtigen, wurde scharf kritisiert, besonders von Elena Cecchettin, Giulias Schwester, die die Urteilsbegründung als gefährlich und als schlimmen Präzedenzfall bezeichnete. Auch die Anwälte der Familie Cecchettin forderten die Berufung. Die Frist zur Einreichung des Berufungsverfahrens endet am 27. Mai. Bis dahin kann auch die Verteidigung Turettas noch Einspruch gegen die Verurteilung einlegen. Mit den erschwerenden Umständen würde Turetta kein Recht auf eine Strafreduzierung wegen guter Führung haben. <BR /><BR />Turetta hatte zugegeben, die 22-jährige Cecchettin am 11. November 2023 in Fossò in der Nähe von Venedig erstochen zu haben, weil sie sich weigerte, die Beziehung zu Turetta wieder aufzunehmen. Der Mord fand nur wenige Tage vor ihrem Abschluss in Biomedizintechnik an der Universität Padua statt. Turetta hatte denselben Studiengang wie Cecchettin belegt. <BR /><BR />Der junge Mann habe auch nach der Tötung von Giulia Cecchettin „Klarheit und Vernunft“ bewahrt, mit dem „eindeutigen und unbestreitbaren Willen, die Leiche zu verstecken, um ihre Entdeckung zumindest zu verzögern“, hieß es in der Urteilsverkündung. Die Richter bezeichneten den Vorgang des Verbergens der Leiche als „gut durchdacht“. Turetta habe Giulia mit 75 Messerstichen ermordet, nicht um das Opfer grausam zu verletzen oder zu verstümmeln„, sondern “als Folge von Unerfahrenheit„ im Umgang mit Messern. Der Angriff habe insgesamt etwa 20 Minuten gedauert, “in denen Cecchettin die Möglichkeit hatte, ihren bevorstehenden Tod zu erahnen„.