Wer derzeit einen Blick auf die Investitionslinie seines Zusatzrentenfonds macht, dem fällt womöglich die Kinnlade herunter: Denn dort scheint ein dickes Minus von 9 Prozent und mehr auf – verglichen mit den Anteilswerten Anfang des Jahres. Der Krieg in der Ukraine, die steigenden Strom- und Gaspreise und die galoppierende Inflation haben sich negativ auf die Finanzmärkte ausgewirkt – und damit auch auf die Zusatzrentenfonds.<BR /><BR />„Zurzeit sind die Pensionsfonds weltweit negativ“, weiß der Rentenexperte Helmuth Renzler. Er selbst habe sein Geld in 14 Fonds angelegt, darunter auch Rentenfonds. „Diese werden alle wieder steigen“, zeigt sich Renzler zuversichtlich. <BR /><BR />So weit, so gut. Aber: Wenn jemand gerade jetzt eine vorzeitige Auszahlung aus dem Zusatzrentenfonds benötigt, etwa, um eine Wohnung zu kaufen, so muss er dafür ungünstige Anteilswerte in Kauf nehmen – und verliert damit sein sauer erspartes Geld. Renzler rät deshalb, zu warten. <h3> Warten kann länger dauern</h3>Allerdings könnte das Warten diesmal länger dauern. Denn beim Laborfonds geht man davon aus, dass heuer auch am Ende des Jahres noch ein Minus bleiben wird. Das hatte es bei den Rentenfonds seit 4 Jahren nicht mehr gegeben. In den vergangenen 10 Jahren wurden beeindruckende 9-mal am Ende des Jahres schwarze Zahlen geschrieben. Eine Ausnahme bildete nur das Jahr 2018. <BR /><BR />Zwar gibt es an den Finanzmärkten immer Schwankungen. Aber für Bürger, die kurz vor der Pensionierung stehen, kann so ein Minus besonders unangenehm werden. Josef Hofer, Verwaltungsratsmitglied von Laborfonds und ehemaliger Präsident, hatte heuer bereits am 1. Februar in den „Dolomiten“ jenen Mitgliedern, die kurz vor der Pensionierung stehen, dringend geraten, das Erreichte abzusichern und von einer Aktien-Linie in die Garantierte Linie zu wechseln. Nur so könne gewährleistet werden, dass das über Jahrzehnte eingezahlte Kapital beim Renteneintritt auch dort ist, wo es sein soll. <BR /><BR />Und Hofer hatte bereits gewarnt: Die kommenden 2 bis 3 Jahre könnten weniger rosig aussehen. Helmuth Renzler rät Bürgern, die nun in Pension gehen, zuzuwarten bei der Auszahlung der Zusatzrente, falls dies derzeit finanziell ungünstig wäre. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56356329_quote" /><BR /><BR />Ein Blick auf die ausgewogene Investitionslinie des Laborfonds zeigt: Am 31.Dezember 2021 lag der Anteilswert bei 23,13 – Ende August 2022 dann bei 20,897 – das ist ein Minus von 9 Prozent. Bei der als risikoreicher geltenden dynamischen Investitionslinie schlägt im gleichen Zeitraum ein ähnliches Minus von 8,9 Prozent zu Buche, bei der vorsichtig-ethischen Investitionslinie sind es auch minus 9 Prozent.<BR />Bei den Offenen Pensionsfonds von Raiffeisen bietet sich ein ähnliches Bild: Bei der Dynamic-Linie liegt das Minus bei 8,14 Prozent, bei der Activity-Linie bei minus 10,6 Prozent.<BR /><BR />Laborfonds-Generaldirektor Stefano Pavesi versucht in einem Kommentar zur Performance der Investitionslinien im ersten Halbjahr 2022, nachzulesen auf der Laborfonds-Homepage, die Mitglieder zu beruhigen: Diese rückläufige Phase komme nach Jahren sehr positiver Renditen. Der allgemeine langfristige Trend sei steigend. Weil jetzt für den gleichen investierten Betrag mehr Anteilswerte gekauft würden, werde es möglich, „gut zu starten, sobald sich die Märkte erholen“. Man sollte diese „sicherlich nicht positive Phase“ so gelassen wie möglich angehen.<BR /><BR /> Nach jedem Fall folge ein Aufstieg, betont Pavesi. Helmuth Renzler ist zuversichtlich, dass sich das derzeitige Minus sogar in den nächsten Monaten schon wieder ausgleichen wird.<BR />