Der Rückzug der Gletscher ist längst keine Prognose mehr – er ist Realität. Auch in Südtirol, wo sich der Gletscherschwund eindrücklich zeigt. Von vielen einst mächtigen Eismassen sind heute nur noch kleinere Flecken übrig geblieben. <h3> Bedeutendes Treffen in der Klimaforschung</h3>Bereits seit fast drei Jahrzehnten ist das Bergdorf Karthaus im Schnalstal daher nicht nur Ziel für Wander- und Bergfreunde, sondern mit der Veranstaltung „International Summer School on Ice Sheets and Glaciers in the Climate System“ auch ein Zentrum der Glaziologie. <BR /><BR />Inmitten der Alpen trafen sich auch heuer wieder 36 Nachwuchswissenschaftler im Schnalser Hotel „Goldene Rose“, um über die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Gletscher zu diskutieren. Gefördert von der „European Science Foundation“, entwickelte sich die Veranstaltung, insbesondere seit dem Internationalen Polarjahr 2007, zu einem bedeutenden Treffen in der Klimaforschung. <BR /><BR />„Ich habe in einem meiner Projekte 500 Gletscher untersucht – und nur zwei davon wachsen“, berichtet Dr. Hans Orlemans, Glaziologe und Mitbegründer der „Karthaus Summer School“. „Die restlichen schmelzen.“ <BR /><BR />Die Gletscherschmelze habe direkte Auswirkungen – natürlich auch auf Südtirol. In den Alpen gebe es dank der hohen Niederschlagsrate zwar noch viel Wasser. Irgendwann seien die Gletscher als Wasserspeicher aber „leer“ und dann werde es problematisch, warnte Orlemans. Besonders für die Landwirtschaft könne dies gravierende Konsequenzen haben.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1171308_image" /></div> <b><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Dr. Carleen Tijm-Reijmer</b> (im Bild) von der Universität Utrecht, die die „Summer School“ heuer leitet, ergänzt: „Die Temperaturerhöhung im alpinen Raum liegt fast doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Das liegt vor allem an den trockenen Böden, die sich schneller erhitzen, weil weniger Wasser verdampft.“ <BR /><BR />Die Teilnehmer der „Summer School“ arbeiteten in kleinen Teams an Projekten, die sich unter anderem mit der Fließgeschwindigkeit von Gletschern, der sogenannten „grounding line“ – also dem Übergang vom Land- zum Schelfeis – und der Rekonstruktion vergangener Gletscherstandorte mithilfe von Modellen beschäftigen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1171311_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />„Es fühlt sich gut an, etwas gesellschaftlich Sinnvolles zu tun, auch wenn es schwierig ist, das Problem am Ende auch zu lösen und nicht nur zu untersuchen“, sagt <b>Jonas Liebsch</b> (im Bild), Doktorand an der University of Iceland. Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung für ihn: die Exkursion auf den Lazaun-Gletscher. „Man hört, dass er noch vor wenigen Jahren viel größer war – den Schwund jetzt mit eigenen Augen zu sehen, gibt zu denken“, erklärt er.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1171314_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Auch die Doktorandin <b>Valerie Reppert</b> (im Bild) vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven verweist auf düstere Prognosen: Der Hintereisferner, ein Gletscher direkt an der Grenze zu Südtirol, werde bis 2048 verschwunden sein. Ein ähnliches Schicksal trifft auch andere Gletscher in Österreich, das bis zum Ende des Jahrhunderts gletscherfrei sein werde.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70052173_quote" /><BR /><BR />Die Gletscher lassen sich nicht mehr retten – das wissen die Forscher bereits. Dennoch könne man Wege finden, den Verlauf zumindest zu verlangsamen. „Wir müssen den CO₂-Ausstoß reduzieren. So einfach ist das – und es gibt keinen Plan B“, sagt Gletscherexperte und emeritierter Professor Orlemans abschließend.<BR /><BR /><b>Im Video wird die Gletscherschmelze ersichtlich:</b><BR />https://shorturl.at/6q2Ip<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1171317_image" /></div>