Die Erwartungen an die Corona-Impfung sind groß, aber auch zerbrechlich. Jetzt, wo es ernst wird, und es heißt: „Freiwillige vor!“, da ist die lang ersehnte Spritze plötzlich Anlass für ein neues Dilemma: Soll ich mich impfen lassen? Oder soll ich lieber noch ein paar Monate warten? Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteurin Katrin Niedermair.<BR /><BR /><BR /><BR />Vorfreude ist die schönste Freude. In dieser Jahreszeit verspricht sie meist in etwa: Wie wird der Christbaum leuchten, werden die Kekse zart sein, das Fondue bekömmlich und die Verwandtschaft friedlich! Wir wissen, oft sieht das am 24. Dezember dann doch ein bisschen anders aus. Nun mag der Advent ja eine lange Zeit sein und die Vorfreude auf Weihnachten eine große; deutlich länger aber freuen wir uns schon auf etwas, das sich heuer ebenfalls für die Weihnachtszeit angekündigt hat: die Corona-Impfung. Hallelujah? Oder droht die große Ernüchterung?<BR /><BR /><embed id="dtext86-47110509_quote" /><BR /><BR />Hoffen lässt: 80 Prozent der Krankenhausmitarbeiter und Altenheimbewohner wollen sich impfen lassen. 60 Prozent der Mitarbeiter in den Heimen ebenfalls. Das zeigen erste Erhebungen in Südtirol. Und sie bestätigen in etwa das, was Statistikinstitute bei unseren Nachbarn feststellen: Die Zahl derer, die unsicher sind, ob sie sich impfen lassen oder nicht, hat sich von November bis Dezember von 15 auf 9 Prozent verkleinert. Das hat das österreichische Gallup-Institut erfragt. Die Umfragen zeigen auch: Männer sind eher dazu bereit, sich impfen zu lassen als Frauen; Ältere eher als Jüngere; höher formal Gebildete eher als weniger Gebildete. Mehr als die Hälfte der Befragten will sich impfen lassen, wenn der Wirkstoff sicher und wirksam ist – wenn, ja, wenn.<BR /><BR />Schon im März war klar, ohne Impfung würden wir Corona nicht so leicht loswerden. Und je länger die Pandemie dauerte, je strenger der Lockdown wurde, je größer die Zahl der Coronatoten, desto sehnlicher wünschte man den Impfstoff herbei. Ohne Impfstoff kein normales Leben: So einfach ist das; das Heilsversprechen der Forschung kam daher, verpackt in einem kleinen Pieks.<BR /><BR />Die Erwartungen sind groß, aber auch zerbrechlich. Jetzt, wo es ernst wird, und es heißt: „Freiwillige vor!“, da ist die lang ersehnte Spritze plötzlich Anlass für ein neues Dilemma: Soll ich mich impfen lassen? Oder soll ich lieber noch ein paar Monate warten? Ist der Impfstoff wirklich sicher? <BR /><BR />Experten sagen: Er ist es. Tausende Augen schauen auf die Daten der Biotechunternehmen. Die Impfung schützt – mindestens – vor einem schweren Verlauf. Das bedeutet weniger Hospitalisierungen, weniger Todesfälle. <BR /><BR />Was die Menschen vom Impfen abhält, ist die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor Nebenwirkungen. Diese Angst muss man ernst nehmen. Und sachlich entkräften. Das ist eine Aufgabe der Kommunikation. Die muss jetzt besser sein, als sie es in der Coronakrise bisher war. Und das ist noch ein Grund zur Vorfreude.<BR />