Rettungsspezialist Manuel Gonzalez erreichte sie mit der einer Rakete ähnelnden Rettungskapsel „Phoenix“. „Chi Chi Chi, Le Le Le!“ riefen die Männer, dann stieg der 31-jährige Florencio Avalos in die Kapsel.Wenig später, nach unendlich langen bangen Minuten, oben dann wieder: „Chi Chi Chi, Le Le Le!“ - Grenzenloser Jubel, Avalos stieg aus, wurde von Präsident Sebastian Pinera umarmt und beglückwünscht - und dann schnell aus dem Blickfeld der Kameras geführt. Avalos’ siebenjähriger Sohn Bairon weinte und wurde von Pineras Frau Cecilia Morel getröstet, der selbst die Tränen in den Augen standen. Avalos wurde nach einer emotionalen Begrüßung mit seiner Frau und seinen Kindern zu einer ersten medizinischen Untersuchung geführt.Die Bergungsspezialisten gingen schnell wieder an die Arbeit, überprüften die Kapsel, dann stieg der zweite Helfer, der Marinearzt Roberto Rios, ein und fuhr hinab.Auch seine Fahrt in die Tiefe verlief problemlos, unten im Schacht wurden, wie in einem Livestream des chilenischen Fernsehens zu sehen und zu hören war, sachlich und mit großer Ruhe der weitere Verlauf der Bergung besprochen."Das hier ist nicht vorbei, bevor alle 33 oben sind" Pinera hielt eine emotionale Rede. Er beschrieb, wie schön es sei, Avalos’ Söhne ihren Vater begrüßen zu sehen, insbesondere den kleinen Bairon. "Ich sagte Florencio, ich habe nicht oft einen Sohn seinem Vater so viel Liebe zeigen sehen.“Weiter sagte der Präsident: „Das hier ist nicht vorbei, bevor alle 33 oben sind. Hoffentlich wird der Geist dieser Bergleute immer mit uns sein. Dieses Land ist zu großen Dingen fähig.“Luis Urzua wird als Letzter ans Tageslicht geholt Fest stand, dass Schichtführer Luis Urzua als letzter nach oben geholt werden sollte. Avalos war dessen Stellvertreter und gilt auch als Führungspersönlichkeit. Urzuas Führung soll es zu verdanken sein, dass die Bergleute mit Rationen 17 Tage überlebten, die für 48 Stunden als ausreichend galten. 17 Tage waren die Kumpel völlig von der Außenwelt abgeschnitten, erst danach konnten sie über einen Versorgungsschacht versorgt werden. Inzwischen dauert ihre Leidenszeit 69 Tage. Noch nie waren Menschen so lange Zeit und in so großer Tiefe eingeschlossen und haben das überlebt. Die 33 Bergleute wurden am 5. August verschüttet. „Wir haben geschworen, niemals aufzugeben, und wir haben das gehalten“, sagte Pinera vor Beginn der Aktion.Jubel kennt keine Grenzen Die Rettung der ersten Kumpel aus dem chilenischen Bergwerk löste einen Sturm der Gefühle aus. Weit über hundert Angehörige und rund 1600 Journalisten aus aller Welt begrüßten die ersten Bergleute mit Jubel und Gesängen.Sirenen heulten, die Glocke an der Behelfsschule bimmelte wie bei einem Feuersturm, Autos hupten, unbekannte Menschen fielen sich um den Hals. Menschen tanzten um rotglühende Kohlefeuer. Luftballons in den chilenischen Nationalfarben Rot, Weiß und Blau stiegen in den sternenfunkelnden Himmel über der Wüste, Konfettibomben ließen einen bunten Papierregen auf die Menschen niedergehen.Kaum jemand konnte sich der aufwühlenden Macht dieses Augenblicks entziehen. Sogar hartgesottenen Journalisten stockte bei Live- Berichten plötzlich die Stimme, während ihnen die Tränen in die Augen schossen. „Sieh mal, der Herr ist überwältigt“, sagte Maria Herrera staunend, als der neben ihr sitzende Journalist in Tränen ausbrach. Ein Kommentator des chilenischen Staatsfernsehens verstieg sich sogar zu dem pompösen Satz: „Die Erde hat heute einen Sohn geboren“.apa/dpa