„Vergangenes Jahr war es bereits arg und dieses Jahr soll es noch schlimmer werden“, meint Bossio. Die Landesregierung hat gestern beschlossen, dass die Grippeimpfung auch im heurigen Winter wieder kostenlos sein wird – auf Vorschlag von Landesrat Messner. <h3> Wo geimpft werden kann</h3>Geimpft werden kann bei den Impfzentren des Sanitätsbetriebs nach telefonischer Vormerkung – voraussichtlich ab Mitte Oktober. Vormerkungen laufen über die Einheitliche Landesvormerkzentrale unter der Nummer 10 01 00 mit den Vorwahlen 0471-, 0472-, 0473- oder 0474-. Geimpft werden kann auch bei allen Ärzten für Allgemeinmedizin, Kinderärzten freier Wahl und in Apotheken, die sich an der Kampagne beteiligen. Auch eine gleichzeitige Impfung gegen Grippe, Corona und Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) ist möglich.<h3> Südtirol hinkt weit hinterher</h3>Bei der Grippeschutzimpfung liegt Südtirol im gesamtstaatlichen Vergleich weit hinten. In der Impfsaison 2024/25 waren laut dem Gesundheits-Ressort 63.485 Impfdosen gegen Grippe verabreicht worden und 14.141 gegen Corona, in der Saison 2023/24 waren es 58.824 Impfdosen gegen die Grippe gewesen und 61.467 gegen Covid.<BR /><BR /> Landesrat Messner ruft eindringlich zur Grippeschutzimpfung auf: „Die Impfung ist ein wirksamer Schutz vor Komplikationen, schweren Krankheitsverläufen und stationären Aufenthalten in den Krankenhäusern, besonders für ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und Kleinkinder, aber auch für alle anderen.“<h3> Schlimme Folgen möglich</h3>Dr. Eugen Sleiter geht davon aus, dass die Zahlen bei den Grippe-Impfungen heuer etwa gleich bleiben werden wie 2024. Einen großen Ansturm auf die Corona-Impfung werde es kaum geben. Laut Experten erkranken zwischen fünf und zehn Prozent der Erwachsenen und zehn bis 20 Prozent der Kinder während der Influenza-Wellen an Grippe. <BR /><BR />Besonders junge Männer unterschätzen die Gefahr durch eine Grippe, berichtet Dr. Sleiter. So beispielsweise auch manche Arbeiter und Freiberufler im Baugewerbe. Sie nehmen bei einer Grippe ein paar Tage Tachipirina und gehen nach drei oder vier Tagen schon wieder arbeiten. Nach einem halben Jahr kommen sie dann erneut zum Hausarzt – mit einer Herzbeutelentzündung. „Damit kann man dann ein halbes Jahr außer Gefecht sein“, warnt Dr. Sleiter. Corona sei bereits im Umlauf – mit Schnupfen, Übelkeit und Grippe-Symptomen wie Fieber. „Es ist besser, wenn sich Corona schon jetzt verbreitet als später, wenn dann die Grippe da ist, weil sich dann keiner mehr auskennt“, meint Dr. Sleiter. <BR /><BR /><embed id="dtext86-71453783_quote" /><BR /><BR />Jeder, der eine Grippe hat, riskiert eine Lungenentzündung, warnt Dr. Bossio. Er rate deshalb zur Impfung. „Herz und Lunge sind die beiden Organe, die durch die Grippe am meisten belastet werden“, erklärt der Hausarzt. Wenn jemand beim Herz schon „vorbelastet“ ist, könne eine Herzinsuffizienz auftreten. Laut der Primarin der Abteilung für Infektionskrankheiten, Dr. Elke Maria Erne, berichten in Südtirol immer wieder Bürger, sie seien trotz Impfung an Grippe erkrankt. „Das war dann aber sicherlich nicht die <i>richtige </i>Grippe – oder nur eine abgeschwächte Grippe“, erklärt die Primarin. <h3> Was der Infektiologe sagt</h3><div class="img-embed"><embed id="1212531_image" /></div> <b>Erwartet uns heuer im Herbst und Winter womöglich eine stärkere Grippewelle?</b><BR />Dr. Gernot Walder: Der Blick in die Glaskugel ist immer schwierig. Der Blick auf die Südhalbkugel zeigt allerdings, dass in Australien, Neuseeland, Argentinien, Chile und Südafrika der Beginn durchgehend sehr früh war und die Aktivität deutlich höher als in den letzten Jahren. Besonders Australien meldete Spitzenwerte. Dominante Variante war H3N2, wobei erste Daten hier auf eine stärkere genetische Drift (Veränderung, Anm. der Red.) hinweisen. Tatsächlich haben wir heuer einige Reiserückkehrer mit Influenza A verzeichnet, was eigentlich ungewöhnlich ist. Influenza B spielte eine eher untergeordnete Rolle, der Stamm Yamagata wurde nicht mehr nachgewiesen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71453789_quote" /><BR /><BR /><BR /><BR />Corona wird in der kälteren Jahreszeit wie viele andere respiratorische Viren etwas stärker in Erscheinung treten, die Saison dürfte aber im Wesentlichen ähnlich ablaufen wie im Vorjahr. Corona kann als Synergist natürlich eine Grippewelle verstärken und zu schwereren Verläufen durch Koinfektionen beitragen. Nach sehr hohen Fallzahlen 2023 war die Aktivität von RSV (Respiratorisches Synzytialvirus, Anm. der Red.) in Osttirol 2024 relativ schwach, in diesem Winter ist wieder mit mehr Fällen zu rechnen.