Egal ob auf zwei oder vier Rädern, viele Menschen in Italien setzen auf einen Führerschein. Im vergangenen Jahr wurden über 2,2 Millionen Führerscheinprüfungen abgelegt – 40.000 mehr als im Jahr 2023 (siehe Infografik). Das geht aus einem aktuellen Bericht des Ministeriums für Infrastrukturen und Transport hervor. Südtirol folgt diesem Trend jedoch nicht, denn hierzulande sank die Zahl der Führerscheinprüfungen von 26.035 (2023) auf 25.145 (2024).<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1164711_image" /></div> <BR /> „Die Gründe dafür sind vielfältig“, erklärt Ulrich Focherini. Zum einen verzeichnete man im Jahr 2023 einen Spitzenwert, da sich nach der Corona-Zeit die Führerscheinprüfungen häuften. Zum anderen schlägt der demografische Wandel gerade in Südtirol noch stärker zu Buche.<BR /><BR /> „Junge Menschen ziehen studienbedingt ins Ausland und verschieben dann den Führerscheinerwerb auf später, machen ihn direkt im Ausland und kehren nicht mehr zurück“, sagt Focherini. Der „Brain-Drain“ wirkt sich also auch auf diese Branche aus, während italienweit die Zahlen steigen. <h3> Schwierige Quiz</h3>„Hauptursache dafür ist die Migration, die in Südtirol die Abwanderung nur teilweise wettmacht“, erläutert der Experte. „Für die Muttersprachler, sei es Deutsch oder Italienisch, sind die Quiz bei der theoretischen Prüfung kompliziert formuliert. Für Migranten stellen sie eine Extra-Herausforderung dar.“ Das Thema sei komplex, die Inhalte schwierig. Focherini verdeutlicht das an einem Beispiel: „Wenn beispielsweise beim Quiz statt verpflichtend obligatorisch steht, dann scheitern schon einige daran.“ <h3> Höchste Durchfallquote Italiens bei Theorie-Prüfung</h3>Der beliebteste Führerschein ist der Autoführerschein („Führerschein B“), den im vergangenen Jahr 6208 Menschen in Südtirol erfolgreich bestanden haben. Dahinter folgt der Führerschein A (Motorrad). Nach wie vor stellt vor allem die Theorieprüfung eine Herausforderung dar. 45 Prozent aller Teilnehmer rasselten im Vorjahr durch. Südtirol hat damit die höchste Durchfallquote in Italien. „Die Daten muss man differenziert betrachten. Im Süden Italiens treten viele, die es beim ersten Antritt nicht geschafft haben, nicht mehr an. Hierzulande probiert man es viermal oder fünfmal und das scheint dann auch so in der Statistik auf“, erklärt Focherini.<h3> Fahrschulen wichtigste Ansprechpartner</h3>Die Praxisprüfung fällt da schon leichter, hierzulande lag die Durchfallquote 2024 bei 20,2 Prozent, italienweit bei 14 Prozent. Insgesamt fallen mehr Fahrschüler im Norden Italiens bei den Führerscheinprüfungen durch. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, so Focherini. Auf dem Weg zum Führerschein bleiben die Fahrschulen die wichtigsten Ansprechpartner. 90,96 Prozent aller Absolventen in Südtirol wandten sich im Vorjahr an sie, neun Prozent traten als Privatisten an. Für einen Ausbildungskurs zum Autoführerschein blättert man laut Focherini im Durchschnitt zwischen 1.400 und 1.600 Euro hin. Den Fahrschulen selbst macht v. a. der Preiskampf und der Fachkräftemangel zu schaffen. Neuerungen gibt es in der Branche immer wieder, allen voran der digitale Führerschein (siehe Kurz-Interview). <BR /><h3> 3 Fragen an Ulrich Focherini</h3><div class="img-embed"><embed id="1164714_image" /></div> <b>Wie schreitet das EU-Projekt zum digitalen Führerschein voran?</b><BR />Ulrich Focherini: Seit Dezember gibt es in Italien schon den digitalen Führerschein. Die EU-Pläne sehen vor, dass man den Autoführerschein ab 17 Jahren und den Lkw-Führerschein früher machen kann. Die größte geplante Neuerung ist, dass man sich europaweit die Führerscheine wechselseitig entziehen kann.<BR /><BR /><b>Was bedeutet das?</b><BR />Focherini: Verstößt ein Südtiroler z. B. in Deutschland gegen die Verkehrsordnung, erhält er ein Fahrverbot, aber keinen Führerscheinentzug. Das soll sich in Zukunft ändern. <BR /><BR /><b>Wann?</b><BR />Focherini: Man spricht darüber, aber ein konkretes Datum ist noch nicht bekannt.