Aufgrund des vorgehaltenen Vorbedachtes sieht der Gesetzgeber im Falle einer Verurteilung wegen Mordversuch eine Haftstrafe nicht unter 12 Jahren vor. Dieses Strafmaß würde wegen des verkürzten Verfahrens, das die Verteidiger Marco Boscarol und Mara Uggè in der gestrigen Vorverhandlung beantragt haben, automatisch um ein Drittel reduziert – was rund 8 Jahre Freiheitsentzug ergeben würde. <BR /><BR />Vorab hatte die Verteidigung noch versucht, einen gerichtlichen Vergleich zu erreichen. Boscarol und Uggè betonten, dass ihr Mandant keine Mordabsicht gehegt habe. Auch habe er im Haus ausgeharrt, bis die Ordnungshüter kamen und ihn festnahmen. Die Verteidiger beantragten, dass der vorgehaltene Straftatbestand auf Körperverletzung herabgestuft werde. Das hätte ein geringeres Strafmaß mit sich gebracht und damit den Weg zu einem gerichtlichen Vergleich ebnen können. Dieser alternative Verfahrensweg ist allerdings nur bis zu einer Strafe von maximal 5 Jahren Haft möglich.<BR /><BR /> Die Nebenkläger (Rechtsanwalt Nicola Nettis für Martin Rabanser, Kollege Ernest Cuccarollo für dessen Frau Monika Lardschneider) sprachen sich ebenso wie die Staatsanwaltschaft gegen eine Herabstufung aus. Als Ivo Rabanser – <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/mordversuch-am-bruder-morgen-steht-ivo-rabanser-vor-gericht" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">wie ihm vorgeworfen wird</a> – in der Nacht auf den 1. November 2021 in Sëlva/Wolkenstein ins Haus seines Bruders eingedrungen ist, habe er laut Anklage mit Vorbedacht gehandelt. <BR /><BR />Ivo Rabanser war aus Verona mit dem Fahrrad nach Gröden gekommen. Er soll Tarnkleidung getragen haben, als er über die Garage in das Haus in der Piciulëi-Straße eingedrungen ist und seinen Bruder und dessen Frau im Schlaf überraschte. Die Messer habe er mitgebracht, ebenso ein Pfefferspray und einen Elektroschocker. Monika Lardschneider schaffte es, mit ihrem Sohn zu entkommen. Martin Rabanser, der schwere Stichverletzungen am Brustkorb erlitten habe, wisse übrigens nicht, was die Worte „Du weißt, warum“ zu bedeuten hätten bzw. was Ivo Rabanser gemeint habe. Vor der fatalen Nacht hatte Martin Rabanser seinen Bruder seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen. <BR /><BR />Die Nebenkläger forderten gestern eine Schadenersatzleistung in Höhe von 150.000 Euro für Martin Rabanser und 100.000 Euro für seine Frau – nicht nur materieller Schaden sei entstanden, der nächtliche Angriff habe auch tiefe psychische Narben bei den Opfern hinterlassen, betonte Nettis. <BR /><BR />Richterin Elsa Vesco vertagte die Vorverhandlung auf den 22. September für Plädoyers und Urteilsfindung. Ivo Rabanser, dem alle psychiatrischen Gutachter volle Einsichts- und Willensfähigkeit bescheinigt hatten, sitzt weiterhin im Bozner Gefängnis. Seine Verteidiger haben gestern keine Abänderung dieser Vorbeugemaßnahme beantragt.<BR /><i><BR />Der Anwalt des Opfers, Ernest Cuccarollo, erklärt im Video, was beim nächsten Verfahren im September passieren wird.</i><BR /><BR /> <video-jw video-id="YjTkB386"></video-jw>