Massentourismus, Verkehr und sinkende Lebensqualität für die Einwohner: Die Gemeinden rund um den Gardasee kämpfen mit den negativen Auswirkungen des starken Fremdenverkehrs. <BR /><BR />Der interregionale Koordinierungsausschuss zum Schutz des Gardasees, der mehrere Bürger- und Umweltschutzverbände vereint, warnt in einem Schreiben an die Bürgermeister der Gardasee-Gemeinden vor den Folgen des Overtourism. Die Besucherzahlen werden inzwischen auf mehrere Dutzend Millionen geschätzt und stehen in starkem Kontrast zu der ansässigen lokalen Bevölkerung von etwa 190.000 Menschen. <BR /><BR />Auch der Tagestourismus verstärkt die Belastung für Umwelt, Infrastruktur und Lebensqualität erheblich, so der Ausschuss, der seit über zwei Jahren intensive Studien-, Informations- und Sensibilisierungsarbeit betreibt. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit der Institutionen und der Bevölkerung auf die aktuelle Lage des Gardasees und seine zukünftigen Perspektiven zu lenken. <BR /><BR />„Die unkontrollierte Ausbreitung von Kurzzeitvermietungen hat das soziale Gefüge der Orte rund um den See tiefgreifend verändert. Immer mehr Einheimische - insbesondere junge Menschen und Beschäftigte im Tourismussektor - finden keine bezahlbaren und dauerhaften Wohnmöglichkeiten mehr. Dies führt zu einem schleichenden Auszug der ansässigen Bevölkerung“, warnt der Ausschuss. <BR /><BR />Bauprojekte und Landschaftszerstörung seien eine Folge des zunehmenden internationalen Erfolgs des Gardasees. „Wir beobachten besorgniserregende Tendenzen spekulativer Bautätigkeit: Strände, Schilfgürtel und wertvolle Naturlebensräume werden zerstört. Auch die Hügelzonen - häufig als hochwertige Agrarflächen ausgewiesen - werden zunehmend parzelliert, was die Biodiversität gefährdet und den Klimawandel weiter anheizt“, heißt es. <BR /><BR />Auch das große Projekt eines Radwegs rund um den See sorgt für Bedenken: „Der Bau dieser Radweg-Infrastruktur zerstört wertvolle Uferbereiche des Sees: Strände, Schilfgürtel, Bäume, Felsen, Hügellandschaften, Schutzgebiete und Parks werden unwiederbringlich beeinträchtigt. Darüber hinaus verstößt das Projekt gegen technische Vorgaben für touristische Radwege, da es die Sicherheit der Radfahrenden auf steilen Strecken nicht gewährleisten kann und eine gefährliche Vermischung von Fuß- und Radverkehr fördert. Es wird bezweifelt, dass die Infrastruktur zur Reduktion des motorisierten Verkehrs beiträgt - entgegen den ursprünglichen programmatischen und ministeriellen Zielsetzungen“, heißt es weiter. <BR /><BR />Das Koordinierungskomitee fordert daher die Bürgermeister der Region auf, die Kritikpunkte zur Kenntnis zu nehmen und gemeinsam einen Appell an die Autonome Provinz Trient zu unterzeichnen. Ziel ist die Aussetzung des Projekts zugunsten nachhaltiger Alternativen.