Das Gautschen, ein alter Buchdruckbrauch, ist bereits im 15. Jahrhundert dokumentiert. In Südtirol ist das Gautschen weitgehend in Vergessenheit geraten. In Österreich gilt es seit 2021 als immaterielles Unesco-Kulturerbe.<BR /><BR />Bei der Gautsch handelt es sich um eine Art „Wassertaufe“, mit der Drucker, Setzer, auch Druckvorstufentechniker und Mediengestalter als vollwertige Gesellen in ihren Berufsstand aufgenommen werden. <h3> Gutenberg hat 6 neue Jünger</h3>Ein Brixner Druckereibetrieb hat eine solche Gautsch-Zeremonie nach alten Überlieferungen für 6 seiner Mitarbeiter am Stiftsplatz im Kloster Neustift veranstaltet und damit ein altes Brauchtum der regionalen Handwerksgeschichte wieder ins Bewusstsein gerufen. <BR /><BR />Gautschmeister Andreas Zingerle sowie Gesellen und Geschäftsinhaber Arnold Kaser und Franz Simmerle traten in mittelalterlichen Gewändern gekleidet vor die versammelten Familienangehörigen. Nach einer allgemeinen Einleitung und begleitet von passenden Gesangseinlagen wurden schließlich nach und nach Tim Mair, Patrick Weifner, Vivien Mitterrutzner, Verena Fischnaller, Irene Plank und Alex Posch gegautscht. Angesichts der aktuellen Hitze für manche eine nicht unangenehme Erfrischung. <h3> Die Zeremonie</h3>Beim Gautschen wird nämlich der Lehrling von Packern ergriffen, auf einen nassen Schwamm gesetzt und anschließend in einem Wasserbottich untergetaucht. <BR /><BR />Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers, das Ablegen des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb auf eine Filzunterlage. Symbolisch soll der Gäutschling mit der Zeremonie von den „Sünden“ seiner Lehrzeit gereinigt werden. Der Schwamm steht für die Fähigkeit, neue Kenntnisse und Fähigkeiten aufzunehmen.<BR /><BR />Nach der „Taufe“ gab es für jeden Gäutschling einen Krug Bier und eine Urkunde, nicht ohne sie vorher an ihre nun auferlegte Verantwortung zu erinnern, das Erbe der langen Tradition der Druckerkunst zu ehren und weiterzuführen.<BR /><BR />Zahlreiche Zaungäste verfolgten die Wassertaufe mit Begeisterung. Auch Prälat Eduard Fischnaller und Bürgermeister Andreas Schatzer nahmen daran teil.