Was seiner Meinung nach das Grundproblem ist und welche weiteren Schwierigkeiten es im Bozner Gefängnis gibt, erklärt Martin Aufderklamm, Landessekretär der Gewerkschaft der Gefängnispolizei UILPA, im Interview.<BR /><BR /><b>Im Bozner Gefängnis wird immer wieder über Personalmangel geklagt, wie ist dort die Situation wirklich?</b><BR />Martin Aufderklamm: Aktuell sind nur 63 anstatt der eigentlich vorgesehenen 136 Wärter angestellt. Das heißt, 54 Prozent der Stellen sind unbesetzt. Die Personalaufstockung wird immer wieder aufgeschoben, obwohl das ein Problem wäre, das schnell gelöst werden müsste. Die Gewerkschaft fordert das bereits seit Jahren, um nicht nur die Arbeits-, sondern auch die Haftbedingungen zu verbessern.<BR /><BR /><b>Wie wirkt sich das auf die Stimmung der Bediensteten aus?</b><BR />Aufderklamm: Es belastet sie sehr. Sie müssen teilweise 26-Stunden-Schichten machen und häufen jede Menge an Überstunden an. Die können dann aber aufgrund des Personalmangels wiederum nicht abgebaut werden. Auch kommt der Großteil des Personals nicht aus Südtirol. Mit dem geringen Gehalt haben sie Schwierigkeiten, die hohen Lebenshaltungskosten zu stemmen. Viele lassen sich deshalb in andere Gefängnisse Italiens versetzen. Ein weiteres Problem ist der fehlende Wohnraum. Selbst wenn Personal aufgestockt würde, müsste man erst eine Unterbringung der Leute organisieren.<BR /><BR /><b>Wie konnte es zu den Ausbrüchen am Sonntag kommen?</b><BR />Aufderklamm: Die beiden Häftlinge haben die Gunst der Stunde genutzt. Wäre auch nur ein Wächter da gewesen, wäre das nie passiert. Es fehlt derzeit an allen Ecken und Enden. Auch für die Angestellten ist dieser Vorfall eine Schmach. Das Grundproblem liegt aber weder beim Direktor noch beim Personal oder der Baufirma. Es ist und bleibt der Personalmangel.<BR /><BR /><b>Könnte dieser Vorfall nun ein Weckruf sein?</b><BR />Aufderklamm: Ja das sollte er auf jeden Fall für alle sein. Öffentliche Institutionen sind fürs Funktionieren der Gesellschaft essenziell. Und hier geht es schließlich auch um die öffentliche Sicherheit. Wie so oft rührt sich aber niemand, bis etwas passiert und das ist nun leider der Fall.<BR /><b><BR />Seit etlichen Jahren ist der Neubau des Bozner Gefängnisses im Gespräch. Würde ein solcher die bestehenden Probleme lösen?</b><BR />Aufderklamm: Der Gefängnisneubau würde zumindest die Haftbedingungen verbessern. Vor allem die sanitären Anlagen im Bozner Gefängnis sind absolut unzureichend. Auch das Problem mit dem Wohnraum fürs Personal könnte dadurch gelöst werden. Allerdings würde ein größeres Gefängnis auch mehr Insassen bedeuten und damit den Personalmangel vermutlich noch weiter verschärfen. <BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid. </a>