Das letzte große Erdbeben in Südtirol ereignete sich im Jahr 2001, es hatte eine Stärke von 4,8 auf der Richterskala. Mehrere Menschen starben, es gab kleinere Sachschäden. „Wir müssen jetzt keine Befürchtungen haben, dass sich ein solches Szenario wiederholt“, beruhigt Mair. „Südtirol ist keine seismisch aktive Region.“<h3> Erdbebenserie im Mittelmeerraum</h3> Nichtsdestotrotz sind die Auswirkungen der Erdbebenserie im Mittelmeer spürbar. „Alles bewegt sich, bis zum Nordrand der Alpen“, so der Experte. Seit Wochen sorgt eine Erdbebenserie im Mittelmeer für Panik. Besonders betroffen davon ist die griechische Insel Santorini, wo ein Großteil der Einwohner bereits die Insel Richtung Festland verlassen hat. Auch der Vulkan Ätna auf Sizilien spuckt seit Montag wieder Lava <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/bisher-staerkstes-beben-der-santorini-serie" target="_blank" class="external-link-new-window" title="Santorini">(wir haben berichtet</a>).<h3> Geologen tauschen sich bei Tagung aus</h3>Erdbeben Starkregen, Steinschlag, Permafrost: Nur gemeinsam kann man sich den (geologischen) Herausforderungen anpassen, die der Klimawandel mit sich bringt. Dieses Fazit haben Geologen aus Österreich, Deutschland und Italien gestern bei der Tagung „Die Risikoentwicklung als Folge des Klimawandels. Was tun?“ gezogen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-68583152_quote" /><BR /><BR />Immer häufiger treten im Alpenraum Extremwetterereignisse auf. „Umso wichtiger sind Austausch und Vernetzung“, sagt Landesgeologe Volkmar Mair. Renommierte Wissenschaftler informierten bei der vom geologischen Dienst des Landes im NOI Techpark organisierten 28. GEOALP über neueste Experimente. „Denn wir müssen mit dem Klimawandel Schritt halten – auch vom Wissensstand her“, so Mair. <BR /><BR />Die hohen Temperaturen im Sommer bringen nämlich längst nicht mehr nur die Menschen im Tal zum Schwitzen. Die 0-Grad-Grenze wird tagsüber auch auf einer Höhe von 3000 Metern überschritten. In der Nacht kühlt es dann ab. Das hat einen ständigen Frost-Tau-Wechsel zur Folge. Das Gestein wird mürbe, Felsen brechen. „Forschungsergebnisse haben nun belegt, dass diese großen Massenbewegungen ausgehend vom Permafrost mit dem Temperaturanstieg zusammenhängen“, berichtet Mair. <h3> Anpassung als Lösungsansatz</h3>Solche Phänomene kennt man auch im Bundesland Tirol. „Wir haben Hangrutschungen oder Fels- und Blockstürze, die auch die Infrastruktur betreffen“, sagt Tirols Landesgeologe Thomas Figl. 2023 war es am Fluchthorn-Massiv zu einem massiven Bergsturz gekommen, „und solche Probleme werden uns auch in Zukunft beschäftigen“, so Figl. <BR /><BR /><embed id="dtext86-68583157_quote" /><BR /><BR />Vor solchen Ereignissen kann man sich im Alpenraum nicht schützen. Man kann sich nur an sie anpassen. Deshalb wird viel Monitoring betrieben, auch in Südtirol. „Wir haben Messstationen im Schnals, wo wir die Felstemperaturen messen. Am Sellajoch machen wir Bohrungen mit Temperaturmessungen“, nennt Mair einige Beispiele. Gemeinsam mit Kollegen aus der Schweiz und Österreich sowie mit Universitäten wird Radarinterferometrie genutzt. Damit lassen sich großräumige Bodenbewegungen bestimmen. „Geschwindigkeitsmessungen von Blockgletschern haben gezeigt, dass sie sich von 60 Zentimetern auf bis zu 1,50 Metern pro Jahr beschleunigen“, sagt Mair. <BR /><BR /><embed id="dtext86-68583220_quote" /><BR /><BR />Gleichzeitig wird viel in Sicherungsmaßnahmen investiert. „Besonders viel Geld nehmen wir für Infrastrukturen in die Hand, um bewohnte Gebiete und Straßen zu schützen“, erzählt Figl. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es aber nicht, „weil dann müssten wir überall Tunnel bauen und Häuser absiedeln.“ In Nord- und Südtirol, so Figl, würden Netze angebracht und Galerien gebaut. „Das ist aus geologischer Sicht auch wichtig – dass man solche Maßnahmen konsequent umsetzt.“