Der Druck auf die Bildungseinrichtungen wird immer größer, die deutsche Sprache gerät dabei ins Hintertreffen. Eine Absurdität für die es immer noch keine Lösung gibt. <BR /><BR />Das Thema deutsche Schulen in Bozen ist ein riesiger Brocken, der die Politik noch längere Zeit beschäftigen wird. Stadträtin Johanna Ramoser hat dazu gestern die Direktorinnen der deutschen Schulsprengel zu einer Aussprache geladen, um die aktuelle Situation zu analysieren. In diesen Tagen kocht die Diskussion um die deutsche Schule in Bozen wieder hoch. <BR /><BR />Gestern traf Ramoser mit den Direktorinnen der Bozner Schulsprengel zusammen, um die Situation eingehend zu erörtern. Die Zahlen lügen nicht und sprechen für sich: „Laut den vorliegenden Daten sind zwischen 30 und 40 Prozent der Grundschulkinder deutscher Muttersprache“, erklärte Ramoser. Ein Schnitt, der eindeutig zu gering sei, meinte sie. Die Damen stellten unmissverständlich klar, dass die laufende Diskussion keinerlei ethnische oder andere Hintergründe habe. „Es geht uns rein um die Qualität des Unterrichts“, meinte Christina Holzer, Direktorin des Grundschulsprengels Bozen. Der Schnitt rein deutschsprachiger Kinder müsste im Idealfall bei 70 Prozent liegen, dann würde der Spracherwerb für die Kinder, deren Erstsprache Italienisch oder eine andere Sprache ist, leichter. <BR /><BR />Einer der Hauptgründe, wieso italienische Eltern ihre Kinder ins deutsche Bildungssystem schicken, ist: Sie rechnen sich für ihren Nachwuchs bessere Chancen in der Arbeitswelt aus, wenn sie beide Landessprachen beherrschen. „Alle Eltern wünschen sich immer das Beste für ihre Kinder“, sagte Liselotte Niederkofler, Direktorin des Schulsprengels Bozen-Gries. Es sei aber leider zu beobachten, dass italienische Kinder, obwohl sie den deutschen Kindergarten besucht haben, beim Übertritt in die Grundschule der Sprache nicht mächtig sind. „Für uns ist dies eine schwierige Situation. Zu glauben, dass wir alle Schüler dort abholen können, wo sie sich sprachlich befinden, ist eine Utopie“, meinte sie.<BR /><BR />Unabhängig von der Sprachkompetenz spielt in der Diskussion auch das Psychologische eine wichtige Rolle. „Ein Kind, das dem Unterricht nicht folgen, kann ist frustriert“, meinte Ramoser. „Es fehlen die Erfolgserlebnisse“, sagte Holzer. Gespräche mit den Eltern fruchten nicht. „Sie zeigen sich uneinsichtig. Weigern sich zudem selbst einen Deutschkurs zu belegen“, wusste Niederkofler zu berichten. Wenn es gar zu eng für die Eltern wird, dann schwingen sie die „Siamo-in-Italia“-Keule. Eine Erhebung an der Stifter -Schule hat z.B. ergeben, dass 27 Prozent der nicht rein deutschsprachigen Mittelschüler anschließend in eine italienische Oberschule wechseln. „Es geht wohl auch darum, endlich ein Erfolgserlebnis zu haben“, analysierte Niederkofler. Sie präsentierte obendrein Zahlen zur Entwicklung zwischen den Jahren 2013 und 2023. Innerhalb von 10 Jahren ist der Anteil der rein deutschsprachigen Schüler in ihrem Sprengel (Grund- und Mittelschule) von 48 auf 36 Prozent gesunken. Ihre Kollegin Holzer gab noch zu bedenken, dass das Ungleichgewicht auch daran zu erkennen sei, dass 55 Prozent der italienischen Erstklässler eine deutsche Schule in Bozen besuchen wollen. Bekanntlich liege das Sprachgruppenverhältnis bei 75 (Italienisch) zu 25 (Deutsch), meinte sie. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="876497_image" /></div> <BR /><BR />Was wünschen sich die Schulführungskräfte? „Wir sind nicht dazu da, Vorschläge zu machen“, sagte Niederkofler. Wünschenswert wäre: das Personal aufstocken und die Klassen verkleinern. Auch die Möglichkeit der Einsetzung einer paritätischen Kommission, solle geprüft werden. Am Treffen nahmen auch Susanna Huez, Direktorin des Schulsprengels Bozen-Stadtzentrum und die Vizedirektorin des Schulsprengels Bozen-Europa, Annemarie Kompatscher teil. <BR /><BR />Wir haben mit Johanna Ramoser über die hitzige Diskussion, die sie entfacht hat, gesprochen.<BR /><BR /><b>Und jetzt?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz> <Fett>Johanna Ramoser</Fett> (im Bild): Ich bin der Meinung, dass es wichtig war dieses Thema neuerlich zur Sprache zu bringen. Die Zahlen liegen auf dem Tisch und sie sprechen eine klare Sprache. <BR /><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz><b>Was sind die nächsten Schritte, die gesetzt werden müssen?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz> <ITL></ITL>Ramoser: Die Landespolitik ist gefordert. Sie muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit die deutschen Schulen ein Instrument in die Hand bekommen, mit dem der Muttersprachenunterricht in der deutschen Schule gewährleistet werden kann. In der aktuellen Situation ist dies offensichtlich nicht mehr möglich. <BR /><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz><b>Beim Vorschlag Sprachentests bleiben Sie?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Ramoser: Ja. Die Zeiten haben sich geändert, daher gilt es zu reagieren. Es ist kein Tabubruch diese Diskussion zu führen. Jetzt heulen plötzlich alle wieder auf. Es geht doch in erster Linie um die Kinder und dass wir ihnen eine gute Ausbildung bieten. Ihn ihrer deutschen Muttersprache, so wie es im Autonomie-Statut geregelt ist. Das sollte in meinen Augen der Kompass sein.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/suche/Schutz%20der%20deutschen%20Sprache" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier alle Artikel zum Thema.</a>