Südtirol Online: Von wem kam die Idee, im „Heiligen Jahr“ nach Santiago zu pilgern?Christoph Schweigl: Die Idee ist nicht bewusst im Rahmen des „Heiligen Jahres“ entstanden, sondern es handelt sich um eine Aktion der SKJ, die es schon öfters gegeben hat. In den vergangenen Jahren ist im Abstand von zwei, drei Jahren immer wieder jemand von der Jugendseelsorge oder von der SKJ mit Jugendlichen nach Santiago de Compostela gegangen. STOL: Welche Eindrücke haben Sie vom Jakobsweg?Schweigl: Es ist sehr beeindruckend, die Stimmung ist sehr gut. Ich merke in der Gruppe einen richtigen Eifer. Wir haben das Ziel vor Augen, das zwar sehr weit ist, aber immer näher rückt. Es herrscht eine ganz große Harmonie und Freundschaft innerhalb der Gruppe. Jeder ist hilfsbereit und es ist eine ganz große Motivation da.Beeindruckend ist auch, dass so viele Pilger auf dem Weg sind und dass die Herzlichkeit so groß ist. Die Menschen grüßen uns alle – man ist sozusagen gemeinsam auf dem Weg.STOL: Wie ist die Reise bisher verlaufen? Gab es irgendwelche Zwischenfälle?Schweigl: Der einzige kleine Zwischenfall war, dass wir gestern eine sehr lange Etappe gemacht haben und am Ziel leider auf mehr als überfüllte Herbergen gestoßen sind. Daher mussten wir noch ein Stück weitergehen und haben dann erst eine Unterkunft gefunden. Aber das war wirklich nur ein kleiner Zwischenfall. Im Großen und Ganzen läuft alles überraschend plangemäß und gut. So darf es also weiter gehen.STOL: Wie geht es den Jugendlichen körperlich? Schweigl: Körperlich geht es allen sehr gut. Es gibt das eine oder andere „Wehwehchen“, aber wir sind gut vorbereitet. Die Jugendlichen haben Salben und Cremen untereinander ausgetauscht und jeder schaut ein bisschen auf den anderen. Ich merke auch, dass diejenigen, die kleinere oder größere Verletzungen zu tragen haben, sehr gut durchhalten. Das ist wirklich bewundernswert!STOL: Wie sieht der Tagesablauf der Gruppe aus?Schweigl: Wir stehen morgens zwischen 4.30 Uhr und 6 Uhr auf. Dann wird der Rucksack gepackt und die Füße eingeschmiert und alles vorbereitet. Wir starten anschließend mit einem Morgenlob und machen uns gemeinsam auf den Weg. Die Gruppe löst sich des Öfteren auf, aber wir treffen uns immer wieder. Auf dem Weg beten wir und singen auch manchmal. Dann machen wir irgendwo Halt, um miteinander zu essen. Das Essen besorgen wir meistens am Vortag in einem Supermarkt. Am Nachmittag kommen wir meistens an den gewünschten Ort und suchen dort eine Herberge. Manchmal reservieren wir die Unterkunft bereits vorher, das hat bis jetzt gut geklappt. Am Abend gibt es ein Gebet und ab und zu, wenn sich die Möglichkeit ergibt, eine gemeinsame Eucharistiefeier. STOL: Was wird Sie in Santiago de Compostela erwarten?Schweigl: Es wird sicher ein ganz beeindruckender Moment sein – ein Moment der Dankbarkeit und vor allem auch ein Moment der Freude über das Erreichte. Ich werde dem Heiligen Jakobus und durch ihn Gott die Gebetsanliegen übergeben, die mir die Menschen mitgegeben haben. Viele haben mich gebeten, sie in Gedanken mitzutragen und für sie zu beten. Auf dem Weg habe ich mir immer wieder bewusst Menschen vergegenwärtigt und mir gesagt, diese paar Kilometer gehe ich für sie. Sehr wichtig sind mir auch die jungen Menschen. Ich möchte diesen Weg ganz bewusst für die Jugendlichen gehen und für sie beten.Interview: Evelyn Reso