Gemeinsam haben das Tagblatt „Dolomiten“ und STOL bei einigen prominenten Südtirolern nachgehakt und herausgefunden, dass deren Begeisterung für das große Turnier geringer zu sein scheint als sonst. Das ein oder andere Spiel werden sich einige allerdings trotzdem anschauen, jedoch mit gemischten Gefühlen.<h3> Peter Schorn: „Das ist mir heuer zu bizarr“</h3>Kein Thema ist die Fußball-WM für den Schauspieler Peter Schorn. „Das ist mir heuer zu bizarr“, erklärt der Brixner. Das liegt in erster Linie am Austragungsort Katar und an den Vorgängen rund um die Vergabe der Spiele an das arabische Land im Jahr 2010. „Ich liebe es normalerweise, im Sommer, mit Freunden und einem Bier im Freien WM-Spiele anzuschauen. Die Menschenrechtslage in Katar ist aber so verheerend und die Vergabe so extrem skandalös, dass ich mir eine unbeschwerte Stimmung einfach nicht vorstellen kann“, sagt Schorn.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833522_image" /></div> <BR /> Auch aus sportlicher Sicht scheint sich der Schauspieler nicht wirklich mit dem runden Leder befasst zu haben. Denn auf seinen Favoriten auf den Weltmeistertitel angesprochen, antwortet Schorn – mit Augenzwinkern: „Mein Favorit sind heuer kitschige Weihnachtsserien.“<h3> Marc Kaufmann: „Respekt vor den Sportlern – Kritik an Menschenrechtssituation“</h3>Notfallmedizin-Primar Dr. Marc Kaufmann ist „grundsätzlich kein großer Fußballfan“, schaut sich aber Turniere wie Europa- oder Weltmeisterschaften ganz gerne an – in gut dosierter Menge. Dass die Wahl des Austragungsortes dieses Mal auf den kleinen Wüstenstaat Katar gefallen ist, verknüpft er mit gemischten Gefühlen. „Auf der einen Seite steht der große Respekt vor den sportlichen Leistungen und Akteuren, auf der anderen Seite die durchaus kritische Menschenrechtssituation im Gastgeberland,“ sagt der Arzt, der auch als medizinischer Einsatzleiter in der Coronakrise Bekanntheit erlangte.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833525_image" /></div> <BR /> Die Daumen gedrückt hätte er der italienischen Fußballmannschaft, die dieses Mal nicht am Start ist. Daher werde er wahrscheinlich England als europäischer Mannschaft besonders viel Glück wünschen. Wer aber wird nach Frankreich der neue Weltmeister? Dazu hat Dr. Marc Kaufmann eine klare Meinung: „Brasilien und Argentinien zählen für mich zu den großen Favoriten.“ <h3> Tony Tschenett: „WM im absolut falschen Land“</h3>Mit wenig Begeisterung schaut ASGB-Chef Tony Tschenett diesmal der Weltmeisterschaft entgegen. Erstens, „weil meine Mannschaft – Österreich – gar nicht mit dabei ist“. Aber zweitens auch, „weil die WM im absolut falschen Land stattfindet“. Es wäre gut gewesen, „wenn einige nationale Verbände vorgeprescht wären und gesagt hätten, dass sie da nicht spielen. Dann hätten sicher andere nachgezogen“, glaubt Tschenett. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833528_image" /></div> <BR />Denn die Arbeitsbedingungen in Katar und insbesondere auch bei den Stadienneubauten seien „katastrophal gewesen, mit vielen Toten und unter Ausbeutung der Arbeiter, die teilweise gar nicht bezahlt wurden. Das kann man nicht einfach ignorieren“, findet der Gewerkschaftsboss.<BR /><BR /> Auch aus Nachhaltigkeitsgründen hätte die WM nicht in ein Land vergeben werden dürfen, „das alle Infrastrukturen dafür erst neu bauen muss“ und in dem „es eigentlich keine Fußballbegeisterung gibt“. Es habe, so konstatiert er resigniert, „das Geld gewonnen“. Schauen werde er das ein oder andere Spiel aber wohl dennoch.<h3> Ulrike Oberhammer: „Werde nicht einschalten“</h3> Obwohl normalerweise immer gern geschaut, verfolgt Ulrike Oberhammer, Rechtsanwältin und Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit, in diesem Jahr nicht die Fußballweltmeisterschaft. Das allerdings nicht aufgrund der Tatsache, dass Europameister Italien das Turnier zum zweiten Mal in Folge nach 2018 verpasst. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833531_image" /></div> <BR />Denn die italienische Fußballnationalmannschaft feuert Oberhammer normalerweise immer an. Nein, das Gastgeberland Katar ist umstritten, weshalb sie die WM-Spiele nicht einschalten wird. Die Präsidentin für Chancengleichheit nennt gleich mehrere Gründe: Zum einen die Geschichte vom Bau der Stadien, dann die Menschenrechtsverletzungen, die vorherrschenden Arbeitsbedingungen, und grundsätzlich der Umgang mit Frauen. „Ich schaue sie deshalb auch nicht um ein Zeichen zu setzen, so wie das viele andere auch machen“, erklärt Oberhammer.<h3> Thomas Hochkofler: „Bin gar nicht in Fußball-Stimmung“</h3>Einen bitteren Beigeschmack hat die Fußballweltmeisterschaft für Thomas Hochkofler – Schauspieler, Comedian und Star aus „Joe der Film“. Dazu beigetragen haben die Kontroversen rund um das Gastgeberland Katar. „Ich habe erst kürzlich einen Bericht gehört, dass es ein Geschäft zwischen Frankreich und Katar war“, erzählt er.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833534_image" /></div> <BR /> Man sei in dieser Zeit auch gar nicht in Stimmung für eine Fußballweltmeisterschaft, mitten im Winter. „Es ist ganz komisch. Ich glaube, Public-Viewing ist auch ausgeschlossen, wo man mit Freunden draußen sitzen und schauen könnte“, bedauert der Schauspieler. <BR /><BR />Falls er im Fernsehen auf ein Spiel stoßen werde, werde er es sich anschauen, es aber ansonsten „nicht suchen“. Den Sieg wünscht Hochkofler jener Mannschaft, die am schönsten Fußball spielt, ganz unabhängig von ihrer Nationalität.<h3> Norbert Rier: „Eine WM ist immer etwas besonderes“</h3>Auf alle Fälle wird der Kastelruther Spatz, Norbert Rier, die Fußball-WM verfolgen. „Eine WM ist immer etwas Besonderes und spannend.“ Dass das Turnier heuer in der kalten Jahreszeit stattfindet, „ist halt komisch, da man zu dieser Zeit eher den Wintersport verfolgt – aber daran wird man sich schon gewöhnen“, meint er. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833537_image" /></div> <BR /><BR />Was hält Rier vom Austragungsort? „Es ist definitiv eine schwierige Situation, aber daran kann man jetzt auch nichts mehr ändern. Die zuständigen Personen hätten im Voraus Bescheid wissen und sich mehr Gedanken machen müssen.“ Diese WM sei ein Paradebeispiel für den Spruch „Geld regiert die Welt“. <BR /><BR />„Ich hoffe nur, dass dieses Jahr alles gut läuft und das Turnier ohne größere Probleme über die Bühne geht“, sagt Rier. Heißer Anwärter auf den WM-Titel ist für ihn „definitiv Brasilien“. Aber auch eine europäische Mannschaft wie Frankreich oder Deutschland könnte das Rennen machen. „Wer mir in letzter Zeit auch sehr gut gefallen hat, ist die Schweiz, die immer für eine Überraschung gut ist“, meint Rier.<h3> Sabine Cagol: „Diese WM lässt mich kalt“</h3>Normalerweise freut sich Sabine Cagol, Präsidentin der Südtiroler Psychologenkammer, auf Fußball-Großereignisse. Beim Public-Viewing sich mit Freunden treffen, zusammen die Spiele verfolgen und Emotionen zu teilen, sei immer wieder eine tolles Erlebnis. Diese WM hingegen lässt sie im wahrsten Sinne des Wortes kalt. <BR /><BR />„Eine Fußball-WM in der Vorweihnachtszeit passt für mich einfach nicht zusammen, ich habe sie bisher total ignoriert und deshalb auch keinen Titelfavoriten“, sagt sie frei heraus. Die Polemiken zur WM-Vergabe sollte man indessen sehr wohl als kritische Denkanstöße aufnehmen. Als Psychologin hat sie den etwas anderen Blick auf das Massenphänomen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833540_image" /></div> <BR />„Der Fußball bietet den Fans eine Bühne für starke und auch oft notwendige Gefühlsausbrüche, schafft einen hohen Grad an Identifikation mit der Lieblingsmannschaft und ist oftmals sogar bestimmendes Thema innerhalb von Familien“, zählt sie einige interessante Aspekte auf. Gerade dieses „Wir-Gefühl“ mache den „König Fußball“ weltweit so beliebt. <h3> Tobias Planer: „Habe gemischte Gefühle“</h3>Die stimmungsvollen Spiele der Fußball-EM hat Tobias „Tobe“ Planer noch bestens in Erinnerung, kamen die Fans doch in Heerscharen zu ihm in den Gastgarten der Bozner Minigolfanlage „Ahoi“, um die Partien live auf der Großbildleinwand zu verfolgen. Während der WM in Katar bleibt der Gastgarten geschlossen, auch Tobe selbst sieht dem Spektakel mit gemischten Gefühlen entgegen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833543_image" /></div> <BR />„Ich bin nicht der große Fußballfan, aber ein paar Spiele in der K.o.-Phase werde ich mir schon anschauen“, meint er. Sehr wohl interessieren ihn die Hintergrundberichte zu den Vorkommnissen rund um die Milliardenmaschinerie, etwa zu Menschenrechten, Ausbeutung und Korruptionsvorwürfen. <BR /><BR />Weniger stört ihn der ungewöhnliche Zeitpunkt des Turniers, denn so kämen auch mal die Länder auf der südlichen Hemisphäre in den Genuss von sommerlicher WM-Stimmung. Seine Favoriten? „Ich tippe auf Frankreich, Belgien, Deutschland und Argentinien im Halbfinale“, lässt er sich zu einer Prognose hinreißen.<h3> Tracy Merano: „Missachtung der Menschrechte sollte Ausschlusskriterium sein“</h3>Keinen Grund um den Fernseher einzuschalten stellt die Fußball-WM in Katar für die Sänger Tracy Merano dar. Grund dafür ist hauptsächlich der Austragungsort Katar.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833549_image" /></div> <BR />„Die Missachtung der Menschrechte – Diskriminierung von queeren Menschen, Frauen und Arbeitsmigranten – sollten meiner Meinung nach ein Ausschlusskriterium für ein internationales Event wie die WM“, so die Musikerin.<BR /><BR />Auch das Thema Umwelt stelle bei dieser Wüsten-WM einen besonders kritischen Punkt dar. „Ich es eine unnötige Ressourcenverschwendung Stadien in einem Land wie Katar zu bauen, wo Fußball bisher kaum eine Rolle gespielt hat und die heißen Temperaturen eine aufwändige Klimatisierung der Spielstätten notwenig macht“.