Heute arbeitet Hansjörg Ellemund unter fairen Bedingungen bei den Stadtwerken Brixen, an einem Arbeitsplatz, der auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. Der Einstieg in die Arbeitswelt war für den Brixner – so wie für viele andere Invaliden – jedoch kein einfacher. „Über mehrere Jahre hinweg war ich als Praktikant eingestuft und habe für ein Taschengeld gearbeitet“, blickt Ellemund, der an einer Gehbehinderung und schwerer Skoliose leidet, zurück. <BR /><BR /><embed id="dtext86-67860088_quote" /><BR /><BR />Da er von seinen Vorgesetzten ständig gelobt wurde und sie äußerst zufrieden mit seiner Arbeit wirkten, beschloss er, sich nach einer Halbtagsstelle zu erkundigen. Die Anfrage wurde abgelehnt. „Es schien so, als sei man nur erwünscht, solange keine Kosten anfallen“, erklärte er enttäuscht.<h3> Ähnliches Schicksal für zig Invaliden</h3> Als Sprecher der Invalidengruppe weiß Ellemund, dass es vielen seiner Kollegen ähnlich ergeht. „Und das, obwohl das Gesetz Betriebe mit mehr als 15 Mitarbeitern dazu verpflichtet, Menschen mit Behinderung aufzunehmen“, bemängelt Ellemund. „Damit sollten eigentlich Arbeitsplätze zu Genüge vorhanden sein.“ Hält sich der Betrieb nicht daran, drohen Strafen. „Das Problem ist, diese werden nicht hart genug umgesetzt“, so Ellemund.<BR /><BR /><embed id="dtext86-67860652_quote" /><BR /><BR />Dass für Menschen mit Behinderung vor einer fixen Anstellung ein Projekt zur Arbeitseingliederung – eine Art Praktikum – in die Wege geleitet wird, kann Ellemund vollkommen verstehen. „Schließlich gilt es zu überprüfen, ob jemand für den Job geeignet ist“, sagt er. „Zieht sich dieser Zustand jedoch über Jahre hinweg, wird er zum Problem.“ Menschen mit Behinderung arbeiten in dieser Zeit nämlich nur für ein Taschengeld, ohne Anspruch auf bezahlten Urlaub oder Krankenstand. Auch die Rentenversicherung ist nicht gewährleistet. Groß ist Ellemunds Ärger über jene Betriebe, die diese „günstigen Bedingungen“ ausnutzen.<BR /><BR />Der Sprecher der Invalidengruppe Eisack- und Wipptal ist sich bewusst, dass bereits hart an seinen Forderungen gearbeitet wird (siehe Artikel unten) – aber auch in den Betrieben brauche es ein Umdenken. „Gerade an Weihnachten, einer Zeit des Gebens und der Besinnung, ist es wichtig, das Problem aufzuzeigen.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1109637_image" /></div> Über die Herausforderungen für Menschen mit Behinderung in der Berufswelt weiß Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof Bescheid. „Es wird hart daran gearbeitet, Invaliden stabile Arbeitsverhältnisse zu verschaffen“, versichert Amhof, als sie die „Dolomiten“ über die Situation Hansjörg Ellemunds (siehe oben stehender Bericht) ansprechen. „Dank gezielter Maßnahmen haben seit 2014 über 1600 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz gefunden.“ <h3> Gemeinden sind fleißiger als das Land</h3> Die Landesrätin fasst sich aber auch an die eigene Nase. „Gemeinden bieten zahlreichen Invaliden einen Job. Beim Land wird die vorgegebene Quote hingegen nicht erfüllt“, sagt Amhof. „Als Ressort für Arbeit sehen wir es als unsere Aufgabe, hier rasch eine Änderung herbeizuführen.“ Eine wichtige Institution im Bereich der Arbeitsvermittlung für Menschen mit Behinderung ist das Amt für Arbeitsmarktintegration (siehe neben stehender Bericht). „Aus diesem Grund haben wir dort das Personal aufgestockt“, so Amhof. „Zudem ist ein neues Prämiensystem in Planung, das Betriebe dazu anregen soll, Invaliden einzustellen.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1109640_image" /></div> <BR /><BR /> Dank gezielter Maßnahmen haben seit 2014 1627 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz gefunden – nicht zuletzt dank des Amtes für Arbeitsmarktintegration. „Derzeit stehen rund 400 Menschen mit Behinderung auf unserer Liste für eine gezielte Arbeitsvermittlung“, informiert Amtsdirektorin Magdalena Oberrauch. „Demgegenüber stehen etwa 3200 offene Stellen.“ Somit kann nicht jeder Betrieb mit mehr als 15 Mitarbeitern – trotz der gesetzlichen Bestimmung – die vorgesehene Quote erreichen. <h3> Mensch wird in den Mittelpunkt gestellt</h3> „Unser vorrangiges Ziel besteht auch nicht darin, dass Unternehmen ihre Quote erfüllen“, so Oberrauch. „Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt und suchen jene Arbeit, die am besten zu ihm passt.“ Rund ein Drittel der Menschen mit Behinderung durchläuft vor einer festen Anstellung eine Art Praktikum, um schrittweise in das Unternehmen integriert zu werden. Eine Maßnahme, die Wirkung zeigt: „71 Prozent der Menschen, die 2014 so eingestellt wurden, sind heute noch für denselben Betrieb tätig“, unterstreicht die Direktorin des Amtes für Arbeitsmarktintegration.