Im Jahr 2017 haben sich 179 Frauen an eine der Einrichtungen des Netzwerks für Frauen in Gewaltsituationen gewandt. Im Vergleich zu den Vorjahren wurde somit wieder eine erhebliche Zunahme verzeichnet. Mehrere Einrichtungen, an die sich Frauen wenden könnenIn der Gemeinde Bozen ist die Kontaktstelle gegen Gewalt des Vereins GEA, die sich speziell um Frauen in Gewaltsituationen kümmert, nach wie vor die wichtigste örtliche Einrichtung für Personen, die Gewalt erlitten haben und Hilfe suchen. Über diese Anlaufstelle ist die Hälfte der Hilfe suchenden Frauen in das Netzwerk aufgenommen worden. Der öffentliche Sicherheitsdienst der Quästur - insbesondere der Streifenpolizei - spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. 2017 fanden insgesamt 34 Frauen, also 19 Prozent der Gesamtanzahl, über die Polizei den Weg zum Netzwerk. Die dritte Bozner Facheinrichtung, an die sich Hilfe suchende Frauen wenden, ist das Haus der geschützten Wohnungen. 2017 hat das Haus insgesamt 15 Frauen aufgenommen, d.h. 8,4 Prozent der Gesamtanzahl. Der Verein La Strada - Der Weg hat über verschiedene Projekte (Junge Mütter , Zentrum Il Germoglio, Alba) im Laufe des Jahres 2017 ebenfalls 30 Frauen aufgenommen hat, d.h. 16,8 Prozent aller Fälle. Das bedeutet eine Zunahme im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2017 gingen auch 6 Meldungen von Seiten der Sozialsprengel bei der Beobachtungsstelle ein.Die OpferDas Profil der Frauen, die sich an einen der Dienste im Netzwerk gewandt haben, wird auf der Grundlage der am häufigsten auftretenden Merkmale erstellt.Die Hälfte der Frauen hat eine italienische Staatsbürgerschaft. Der Anteil an Dienstnutzerinnen aus Zentral- und Osteuropa ist weiterhin signifikant (18 Prozent); 15,7 Prozent der Frauen, die sich an die Netzwerkdienste gewandt haben, sind hingegen afrikanischer Herkunft. Die Frauen aus Asien nehmen zu.In Bozen leben mit knapp 60 Prozent der betroffenen Frauen auch minderjährige Kinder zusammen: In 91 Prozent der Fälle sind es Söhne und Töchter des Opfers, nur selten handelt es sich um andere Verwandte (Brüder oder Schwestern, Kinder des Partners). Die meisten dieser Kinder erleiden auch ihrerseits Gewalt; nur 16,8 Prozent bleiben davon verschont. Die Mehrheit der Kinder werden Opfer miterlebter Gewalt (64 Fälle), während 7,5 Prozent (8 Fälle) direkte Gewalt erfahren. In 17 Fällen wurden sie hingegen Opfer beider Formen von Gewalt. Die TäterDas soziodemografische Profil der Täter, das sich aus den Daten des Jahres 2017 ergibt, ist das folgende:Es wird ein größerer Anteil an erwachsenen und älteren Tätern verzeichnet. Die Gruppe der 31 bis 45-jährigen Männer erreicht einen Anteil von 45,9 Prozent. Besonders oft handelt es sich dabei um den ehemaligen Partner des Opfers. Italienische Staatsbürger bilden dabei, wie bereits in den vorherigen Erhebungen, die absolute Mehrheit (54,7 Prozent), doch sie nehmen im Vergleich zum Vorjahr leicht ab. Auch die Täteranzahl aus Osteuropa nimmt leicht ab (-1 Prozentpunkte), während jene aus Afrika zunimmt. (+3 Prozentpunkte).In welcher Beziehung steht der Täter mit dem Opfer?Betrachtet man die Beziehung, die zwischen Täter und Opfer besteht, so steht an erster Stelle - in über der Hälfte der Fälle von körperlicher, psychologischer und ökonomischer Gewalt (56,3 Prozent) - der Ehemann oder der Verlobte bzw. der derzeitige Lebenspartner der Frau als Haupttäter. 14,8 Prozent der Gewalttaten sind hingegen Verwandten zuzuschreiben, gefolgt von dem ehemaligen Partner (13,7 Prozent).Die Gewalttaten, die von Männern außerhalb des Verwandten- und Freundes- bzw. Bekanntenkreises ausgeübt werden (Zuhälter und Unbekannte) nehmen einen weniger bedeutenden Platz ein (zirka 8 Prozent aller eingeholten Meldungen). stol